Weil beim Blitzlicht alle zu Wort kommen, eignet es sich gut für den Anfang und das Ende von Seminaren und Workshops. Richtig angeleitet geht das Blitzlicht auch relativ flott. Das kommt uns Referent*innen entgegen, denn: Am Anfang wollen wir schnell ins Arbeiten kommen und am Ende ist die Zeit oft ohnehin knapp.
Das Blitzlicht in Startsituationen
Am Anfang geht es oft ums Kennenlernen und „Warmwerden“. Auch wenn wir zügig inhaltlich arbeiten wollen, rächt es sich, wenn wir darauf verzichten, die Ansammlung von Teilnehmer*innen als Lerngruppe zu etablieren. Das gilt auch (und vor allem) dann, wenn zu einer bekannten Gruppe Neulinge dazustoßen. Das Blitzlicht und verwandte Methoden (alle kommen der Reihe nach mit einem kurzen Statement zu Wort) eignen sich dazu gut.
Mein Favorit: Der Smartstart
Ich lasse alle im Smartphone ein Foto suchen, das etwas über die eigene Person aussagt. Das dauert ein paar Minuten und führt zu Rückfragen: Muss ich drauf sein? – Nein, nicht nötig! – Ich habe kein Handy dabei. – Macht nichts, du kannst ein Bild erzählen. Dann geht es reihum. Nach der Runde weiß zwar keiner vom anderen, wer wo was arbeitet, aber man kann die Kolleginnen und Kollegen ganz gut einordnen. Es „menschelt“. Dass allenfalls die direkten Sitznachbar*innen das Bild erkennen können, ist nie ein Problem, das Zuhören ist genug.
Vorsicht mit der Vorstellrunde!
Nicht umsonst steht sie in unserer Liste „nerviger Methoden“ ganz oben. Sie ist in der Regel zu lange und die vielen Infos über die einzelnen Personen kann man sich ohnehin nicht merken. Sie laufen zwar wie ein Blitzlicht ab (alle kommen dran und meistens auch der Reihe nach), aber ein wesentliches Merkmal des Blitzlichts fehlt: die Kürze.
Die BPA-Analyse…
…ist der Versuch, übliche Vorstellrunden zeitlich straffer zu gestalten. Das gelingt aber nur dann, wenn es der Referentin, dem Referenten gelingt, dass sich Teilnehmer*innen wirklich auf je einen Satz zu „Beruflich, Privat und Anliegen“ beschränken.
Starten mit Karten, Gegenständen etc…
Auf einem Tisch liegen viele verschiedene Postkarten oder eine bunte Sammlung aus der „Krusch-Schublade“. Die Referent*in/Moderator*in bittet darum, dass sich alle einen Gegenstand nehmen und damit der Reihe nach kurz vorstellen. Gerade in den Pandemiezeiten erlebte ich dieses Blitzlicht öfter in Online-Veranstaltungen: Teilnehmer*innen standen vom Laptop im Homeoffice auf, holten einen Gegenstand, den sie in die Kamera hielten und gaben ein Statement dazu ab. Das ist auch ein schöner Start nach der Mittagspause in den Nachmittag undgeht sogar mit inhaltlichem Bezug. Als Moderator einer Führungskräfteklausur (in Präsenz) startete ich mit einer Sammlung von Dingen, die man im Garten braucht: Vom Blumendraht über Sämereien zur Gartenschere und vieles mehr. Die Frage für das Blitzlicht am Flipchart: „Was passt vom Bauchgefühl her am besten zum augenblicklichen Zustand in der Abteilung?“ Nach dem Blitzlicht, vor dem sich die Chefin beherzt die Gartenschere geholt hatte, waren wir mitten im Thema.
Was ist seit letztem Mal passiert?
In Gruppen, die sich schon kennen (z.B. in mehrmoduligen Ausbildungen), lässt sich mit einem Bltzlicht an das vorausgegangene Modul anknüpfen: Das habe ich seit unserem letzten Treffen ausprobiert …
Gedanken vor der Methodenwahl
Das Blitzlicht kann in sehr vielen, teils auch ganz ausgefallenen Variationen eingesetzt werden. Dazu gibt es gerade für Anfänge und Schlüsse viele Alternativen und ungezählte Möglichkeiten für Warming-up und Kennenlernen. Woran soll ich mich als Referent*in orientieren? Das Kriterium kann nicht sein „Möglichst ausgefallen!“ oder „Auf alle Fälle spielerisch!“. Ich überlege: Was will ich mit dem Start erreichen? Was braucht genau diese Gruppe? Was passt zum Thema und nicht zuletzt: Was passt zu mir? Eine Kartenabfrage aus einem Train-the-Trainer-Seminar zu Funktionen von Starts gibt es hier.
Das Blitzlicht in Schluss-Situationen
Man denkt bei „Abschluss“ oft vorschnell an das Ende eines Seminars oder Workshops, wenn wir auseinander gehen. Es gibt aber auch andere Schluss-Situationen: Wenn wir eine Thematik abschließen oder den Tagesabschluss in einem mehrtägigen Seminar. Auch da bietet sich das Blitzlicht als Methode an.
Am Ende des ersten von mehreren Seminartagen machen wir gerne ein Steuerungsblitzlicht. Wir fragen alle unter den Stichwörtern „Beibehalten/Ändern“, welche Wünsche es für die Gestaltung des Folgetages gibt.
An „vollen“ Tagen mit einer Vielzahl von Informationen und Themen sollen sich Teilnehmer*innen die für sie wichtigsten Informationen noch einmal ins Gedächtnis rufen. Das geschieht in einer individuellen Reflexionsphase, vielleicht auch mit Hilfe eines Beutebuchs. In einem anschließenden Blitzlicht (z.B.: Die für mich wichtigste Erkenntnis des heutigen Tages…) wird der Lernzuwachs jeder Teilnehmer*in öffentlich. Das dient auch der Wiederholung der Inhalte und der Orientierung für die Referent*in, welche der Inhalte „angekommen“ sind.
Das Lügenblitzlicht setze ich manchmal in Gruppen ein, mit denen ich öfter arbeite. Jede und jeder sagt zwei Sätze zum Seminar oder Workshop. Einer davon ist wahr, der andere gelogen. Niemand sagt aber, was wahr und was gelogen ist. Es gibt auch keine Auflösung. Die Pause vor Nummer eins muss hier etwas länger sein, damit die Teilnehmer*innen sich ihre Lügen ausdenken können. Viele schreiben sich ihre Sätze auf.
Koffer packen
Wenn für den Abschluss nur noch zehn Minuten bleiben, ist als „All-in-one-Methode“ Kofferpacken angesagt. Feedback und Transferanschub in einem. Jede*r Teilnehmer*in erzählt, was sie in ihren Koffer ganz obenhin packt (weil es zuerst gebraucht wird). In den Koffer der Trainer*innen kommt das Feedback für die Veranstaltung.
Was bei Schluss-Situationen grundsätzlich zu bedenken ist, und welche ganz anderen Methoden am Ende eingesetzt werden können, findet ihr in den Blogbeiträgen Tipps für Schlüsse und Schlussrituale vor dem Bildschirm.
Zum Weiterlesen
- Blogbeitrag über das Blitzlicht
- Methoden für jede Seminarphase – da gibt es auch eine Methodenliste mit Alternativen für das Blitzlicht.
- Wenn ihr Methoden für bestimmte Funktionen im Lernprozess sucht, dann öffnet die Toolbox Methoden.
Autor: Ulli Lipp
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Ich bin immer wieder begeistert, wie schnell ich mir von Dir, Ulli, eine „Beute“ abholen kann! Danke für die Anregungen! GlG Henry