#mm: Schlussrituale vor dem Bildschirm

Ideen für das Ende von Online-Schulungen

Alle winken in die Webcam und verabschieden sich mit „Danke“, „Auf Wiedersehen!“ oder „Servas!“. Dann schließt sich ein Fenster um das andere. Und schließlich sitzen auch wir allein vor dem Rechner. Wir haben Alternativen zu diesem Rtual zusammengetragen und erprobt.

Die Nach-Viertelstunde: „Ich bleib noch da ….“

Nach dem eigentlichen Schluss bleibt der virtuelle Raum noch offen und wir als Trainer*in/Moderator*in ansprechbar. Wenn die Gruppe nicht zu groß ist, ergeben sich gute Gespräche, vergleichbar der Zeit nach dem Ende eines Präsenzseminars. Der große Unterschied: Im „richtigen“ Seminarraum sind das oft Gespräche in kleinen Gruppen, im virtuellen Raum ist das ein Gespräch, bei dem alle dabei sind, die nicht gleich weg müssen oder weg wollen. Es empfiehlt sich die Kachelansicht, weil alle gleich groß zu sehen sind. Ein Tipp: Viele verlassen nach dem obligatorischen „Winke-Winke“ sofort den virtuellen Raum. Deshalb kündigen wir die „Nachviertelstunde“ vor dem offiziellen Ende an.

Ideen für die Gestaltung der Nach-Viertelstunde:

  • Den Themenspeicher leeren
  • Auf der Meta-Ebene: „Wie geht es euch denn mit dem Lernen online? Schon gewohnt und ganz easy? Gibt es noch ein Fremdeln?“
  • „Für uns alle fällt der Heimweg vom Seminarort weg. Das ist gewonnene Zeit. Andererseits ist für mich die Heimfahrt immer auch Zeit zum Nachdenken über das Seminar. Das fällt hier leider weg. Wie geht es euch damit?“
  • Meist ist ein Ankurbeln eines informellen Gesprächs nicht nötig. Wer nach dem Schluss noch online bleibt, fängt schnell das Reden an.
  • Ich habe auch schon erlebt, dass es nach dem Schluss einen Plausch mit einem gemeinsamen Bier oder Kaffee und Kuchen gab.

Gruppenarbeit am Ende

Schickt die Teilnehmer*innen gegen Ende einer Online-Veranstaltung in breakout-Räume, um den gemeinsamen Schluss vorzubereiten.

Mögliche Aufgaben für eine Gruppenarbeit am Ende:

  • Diskutiert, was die Lerninhalte konkret für eure Gewerkschaftsarbeit bedeuten. Bringt eine Konsequenz ins Plenum!
  • Welche Fragen zum Thema sind noch offen? Notiert sie bitte in einem gemeinsamen Dokument!
  • Feedback für die Online-Veranstaltung: Bereitet in der Gruppe ein gemeinsames Feedback vor! (Bereiche, auf die sich das Feedback bezieht, können zusätzlich formuliert werden.)

Gruppenarbeiten auch und gerade am Ende sind im Online-Format fast noch wichtiger als in Präsenz, weil alle alleine vor dem Rechner sitzen und die informellen Gelegenheiten zum Austausch wegfallen. In den Breakout-Räumen (ohne Referent*innen) wird das ein wenig kompensiert.

Follow-ups online

Präsenz-Follow ups von Präsenzveranstaltungen werden in der Schluss-Euphorie oft von Teilnehmer*innen gewünscht, sind dann aber schwer zu organisieren und fallen sehr oft aus. Online ist das anders. Sich für eine Stunde im virtuellen Raum zu treffen, um Erfahrungen auszutauschen, ist viel unkomplizierter. Nötige Voraussetzung: Am Ende der Veranstaltung wird das Follow up gemeinsam geplant und vor allem ein passender Termin gesucht.

Sammel- und Austausch-Plattformen auch nach Seminarschluss

In Online-Veranstaltungen verwenden wir gerne Tools wie Padlet oder Ähnliches, um Ideen und Material auszutauschen und zu sammeln. So eine Plattform kann einige Zeit nach dem Seminar offen bleiben. Padlet lässt sich zum Beispiel auch einfach in ein PDF oder JPG umwandeln. Damit lässt sich das Material inclusive Links einfach archivieren.

Nur als Angebot werden diese Austauschmöglichkeiten eher selten wahrgenommen. Wenn wir sie als Trainer*innen betreuen, sieht das anders aus. Da reicht es oft schon aus, in einem Mail an alle auf neue Beiträge hinzuweisen. Aufwand/Nutzen-Abwägungen sind dabei wichtig und ein Termin, wann die Plattform endgültig geschlossen wird.

Abgekupfert von Online-Kongressen

Sketchnotes sind Zeichnungen und Bilder, die eine Veranstaltung abbilden können. In Großveranstaltungen gibt es dafür mitunter Zeichner*innen, die nur das machen: Mitvisualisieren. So eine Zeichnung ist eine gute Zusammenfassung am Ende. Im Online-Modus können wir mit einer Webcam durch diese Abbildung der Veranstaltung reisen.

Auch bei einem größeren Infomarkt online erlebt: Einen „Gstanzlsänger“, der am Ende, ein paar witzige Verse zur Veranstaltung live mit Ziehharmonikabegleitung sang. Das war wie ein Impro-Theater-Schluss musikalisch.

Methodische Ideen und Tipps für die letzten 15 Minuten online

Vor der Methodenauswahl steht die Überlegung: Was will ich mit meinem Schluss erreichen? Eher Feedback bekommen, den Transfer anschieben, verankern oder einen emotionalen Anker setzen?

  • Jede*r zeichnet auf einem A4-Papier ein Symbol, das das Seminar beschreibt. Alle halten das in die Kamera. Den Teilnehmer*innen lässt man einen Screenshot zukommen. Wenn das ein paar Tage nach dem Seminar passiert, kann es Anlass zum Zurückdenken werden.
  • Jede*r nimmt das Smartphone, sucht ein Foto aus, das das Seminar beschreibt und hält es in die Kamera.
  • Emoji-Flut in den Chat stellen: Wie war’s mit der Gruppe für dich?
  • TIL-Storm: Das TIL steht für „Today I Learned“. Alle schreiben gleichzeitig eine Bemerkung in den Chat, schicken ihn aber erst auf Kommando ab. (Danke an Michael Ziereis und Birgit Aschermann!)
  • Wenn alle etwas sagen sollen, die Reihenfolge festlegen bzw. darauf achten, dass alle drankommen. Die Reihenfolge in Kachelansichten ist ja auf allen Bildschirmen verschieden, deshalb ist das einfache „Es geht der Reihe nach…“ online schwierig – ich kann aber als Trainer*in eine erste Person auffordern, die dann die zweite nominiert und so weiter… Inhaltlich kann das wie in Präsenz gestaltet werden. Z.B. „Als erstes werde ich aus diesem Seminar anwenden….“
Die Kachelansich eignet sich gut für den Schluss online!

Dieser Beitrag ergänzt die Tipps für Seminarschlüsse allgemein.

Autor*innen: Pia Lichtblau und Ulli Lipp

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