#mm: Gibt’s noch Fragen?

Wie wir Teilnehmer*innen zum Fragen bringen

Am Ende von vielen Präsentationen oder Vorträgen steht die Floskel: „Gibt es noch Fragen?“ Ganz selten will aber tatsächlich jemand etwas wissen. Warum ist das so? Wie bringe ich meine Zuhörer*innen dazu, dennoch Fragen zu stellen?

„Gibt es noch Fragen?“ als Schlusspunkt

Wir könnten auch sagen: „Ich bin jetzt am Ende!“ Oder schlicht „Danke!“ Oder wir runden den Input mit einer Zusammenfassung, einem Ausblick oder unserer Kernbotschaft als Appell ab. „Gibt es noch Fragen?“ wird meistens richtig verstanden: Jetzt ist Schluss! Der Vortrag ist zu Ende und nur, wenn es unbedingt sein muss, können Fragen gestellt werden.

Dazu kommt die meist viel zu kurze Pause zum Nachdenken und Formulieren von Fragen zwischen der Floskel und dem Abgang. Für uns Vortragende vergeht die Zeit adrenalinbedingt ohnehin schneller als für die Zuhörenden. Während die Zuhörer*in noch überlegt, ob sie das, was sie bewegt, überhaupt öffentlich sagen will und wie sie es formuliert, wird für uns die Pause, in der niemand etwas sagt, schon fast peinlich lang. Wir machen Schluss.

Die stummen Gedanken nach dieser Frage zeigt ein PowerPoint-Comic.

Wie gestalte ich eine Fragerunde?

Zuerst kläre ich für mich selbst, ob eine Fragerunde nötig und im Lernprozess hilfreich ist. Das ist nicht automatisch so. Vielleicht ist es besser, gleich die Umsetzung anzugehen und etwas praktisch auszuprobieren, als weiter nur darüber zu reden. Ich will also wirklich Fragen haben. So klappt es:

Fragen in einer Murmelgruppe sammeln

„Es gibt garantiert noch Fragen. Tausche dich mit deinem unmittelbaren Sitznachbarn, deiner Sitznachbarin aus und notiert eure Fragen. Ihr habt fünf Minuten Zeit.“ Das funktioniert so gut wie immer.

Fragekarten

„Auf Deinem Platz liegen Karten und Stifte. Schreibe bitte während der Präsentation deine Fragen auf!“ Ich verweise, wenn ich am Ende bin, noch einmal auf die Karten und gebe ein paar Minuten Zeit.

Hinsetzen und geduldig warten!

„Ich kann mir gut vorstellen, dass du noch einige Fragen hast und ich habe dafür auch Zeit eingeplant. Löcher mich ruhig!“ Ich setze mich auf einen Stuhl oder je nach Setting zu den Teilnehmer*innen und schau geduldig in die Runde. Meistens kommen dann Fragen.

Digital Fragen sammeln

Erstaunlich gut klappt das digitale Sammeln von Fragen zum Beispiel mit Mentimeter oder vergleichbaren Tools. Ich zeige per Beamer den Zugang und bitte die Zuhörer*innen, allein oder gemeinsam mit anderen per Smartphone Fragen zu stellen. Die erscheinen dann Frage für Frage an der Wand und ich beginne mit der Beantwortung erst, wenn alle Fragen da sind.

Fragen nicht am Schluss, sondern am Anfang

Fragen, die die Teilnehmer*innen haben, können die Leitschnur eines ganzen Vortrags sein. Wir kennen das als eine Variante der Methode Expert*innenbefragung. Ein Beispiel: Eine studentische Gruppe hat mich zu einem Vortrag über Mind-Mapping eingeladen. Der wurde offen ausgeschrieben ohne Anmeldeverfahren. Keine Chance, Erwartungen zu eruieren.

Also machte ich eine Expert*innenbefragung. Nach einer kurzen Vorstellung im Hörsaal, bat ich die ca. 30 Studierenden immer zu dritt/viert ihre drei drängendsten Fragen zum Thema mit Filzstift auf A4-Papier zu schreiben. Ich sammelte die Fragen ein, ordnete sie grob an der Tafel, die es damals noch im Hörsaal gab, und beantwortete im Gespräch eigentlich nur die Fragen. Vorteile dieses Vorgehens: Meine Vorbereitung beschränkte sich auf das Einpacken von Stiften und Papier und die Studierenden bekamen genau die Informationen, die sie haben wollten.

Autor: Ulli Lipp

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