#mm: Storytelling online

Geschichten und Beispiele für Vortrag, Schulung und Seminar

Das Seminar „Storytelling in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit“ fand am 14. Oktober 2020 zum zweiten Mal statt. Diesmal online und deshalb auch zeitlich verkürzt. Die große Frage für die Trainer Michael Ziereis und Ulli Lipp: Storytelling, geht das auch online? Wieviel geht verloren, wenn wir die Erzähler*innen durch den Lautsprecher hören und als Bildausschnitt sehen?

Erste Storys

Schon das Kennenlernen zum Seminarbeginn zeigte: Storytelling funktioniert auch online. Trainer und Teilnehmer*innen hatten Gegenstände vorbereitet, mit denen sie sich kurz vorstellten. Das ergab zehn Mini-Geschichten, in denen schon – ganz automatisch und ohne dass dies verlangt war – viele Elemente von Storytelling verwendet wurden. Wichtig war dabei, wie man vor dem Bildschirm die Erzählenden sieht und hört: Am besten live im Vollbild und mit guter Tonqualität ohne Rückkoppelung, Verzögerung und Rauschen.

Natürlich ist es etwas anderes, wenn die*der Erzähler*in vor uns steht, wenn die Spannung steigt, wenn man eine Stecknadel fallen hört und die Betroffenheit der anderen in den Gesichtern abzulesen ist. Da müssen wir im Online-Modus Abstriche hinnehmen.

Woher unsere Vorliebe und „Anfälligkeit“ für Storys kommt

Das Erzählen von Geschichten am Lagerfeuer der Frühmenschen war die älteste Form von Schulung und bediente das „episodische Gedächtnis“, das Informationen wie kurze Filme speichert. Die Vermischung von Fakten mit Emotionen machte und macht diese Form der Wissensweitergabe so effektiv. Wir lernen leichter, wenn Gefühle im Spiel sind. Das ist aus der Lernpsychologie bekannt. Gleichzeitig ist das Lernen immer auch ein eingeschränktes Lernen. Indem wir uns in die handelnden Personen hineinversetzen, uns solidarisieren, mitfühlen, verstellen wir uns den Blick. Warum ist das so? Woher kommen die Gefühle bei uns? Warum entwickeln wir Wut? Der Blog-Beitrag „Storytelling weiter gedacht“ führt diese Gedanken weiter.

„Würze“ für unsere Geschichten

Damit Geschichten wirken, müssen sie gut erzählt sein, egal ob am Lagefeuer oder über den Computer.

Tipps aus der Teilnehmer*innen-Gruppe nach drei Geschichten aus „Kindheit, Jugend, Klassenkampf“

Storytelling-Profis haben ganz ähnliche Tipps:

Was uns Journalist*innen für das Storytelling raten: Zusammengefasst (PDF 585KB) oder ganz ausführlich

Strukturen für das Storytelling

Gute Geschichten folgen einer Struktur. Wir haben uns einige der üblicherweise verwendeten Strukturen angesehen.

Hier die komplette Präsentation aus dem Seminar (PDF 819KB) und ein Link zu einer Seite mit Anregungen für Storytelling-Strukturen.

Anwendungen von Storytelling im Lernprozess

Das Mind-Map zeigt ein ganz weites Feld. Einige Schlaglichter:

Wirklichkeit ins Seminar holen: Die Teilnehmer*innen tun sich leichter, wenn sie Erfahrungen als Geschichten ins Seminar bringen können. „Da habe ich mit schlotternden Knien meine Stimme erhoben…“ In Vor-Corona-Zeiten haben wir Teilnehmer*innen auf die Straße geschickt, um Menschen zum Seminarthema (z.B. Solidarität) zu interviewen. Die besten Beiträge kamen dann, wenn konkrete Geschichten erzählt wurden.

Zielvorstellungen als Geschichten entwickeln: Ergänzend zu ganz rational entwickelten und eher abstrakt formulierten Zielen von Veränderungsprozessen können wir uns Geschichten ausdenken: „Der Morgen danach ..“. Robert Jungk ließ ganz bewusst in seiner „Zukunfts-Werkstatt“ Szenarien als Geschichten entwickeln: „Überlegt euch: Wie wäre es, wenn es schön wäre!“ Diese Szenarien sollen so konkret wie möglich sein, um in einem nächsten Schritt zu überlegen: Was müssen wir tun, damit dieses Ziel real wird.

Mit Storys mobilisieren: Das macht Geschichten wertvoll: Sie rütteln auf. Sie gehen uns nah. Sie bringen uns auch zum Tun! Wir brauchen nur die von Willi Mernyi erzählte Geschichte vom Pflasterer Günther anhören, dann spüren wir die mobilisierende Kraft von Storytelling.

Ein weiteres gutes Beispiel ist die Geschichte von Helmut Russ:

Kritische Betrachtung von Storytelling

Mit ein wenig Distanz erkennen wir aber auch die „dunkle Seite“ von Storytelling. Es wird nicht nur zur Mobilisierung für die gerechte Sache der Gewerkschaften eingesetzt, sondern auch durch Rassisten und Volksverhetzer. Die starke emotionale Wirkung guter Geschichten erschwert den distanzierten und kritischen Blick auf die Inhalte.

Zusätzliches Material und Links

Zwei Storytelling Links in diesem Blog

Videos über Storytelling aus Unternehmer-Sicht

Storytelling in drei Minuten erklärt
Storytelling zuerst kurz und knapp erklärt, dann Anwendung im Marketing
Storyteller Veit Etzold über Storytelling, der Story so schreiben will: $tory

Empfohlene Links von Seminarteilnehmer*innen

Autoren: Michael Ziereis und Ulli Lipp

English version

Lust auf mehr? Zu allen Einträgen der Serie #mm kommst du HIER!

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