Die Schatzkisten-Session

Eine Methode, Erfahrungen auszutauschen

Teilnehmer*innen bringen in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit oft umfangreiche Erfahrungen mit. Das ist ein reicher Schatz, mit dem in Seminaren und Lehrgängen gearbeitet werden kann. Hier gibt es Anregungen, wie das praktisch durchgeführt wird.

Eine bewährte Anleitung

Erfahrungsaustausch im Plenum ist schwierig. Nicht alle kommen zu Wort und trotzdem entstehen leicht Längen, die Energie kosten. Gerade in der Anfangsphase eines Seminars halten sich eher schüchterne Teilnehmer*innen zurück. Deshalb starten wir Erfahrungsaustausch gerne in bunt gemischten Kleingruppen. Die abgebildete Anleitung für eine Schatzkisten-Session hat in einem Seminar „Lebendig referieren“ ganz gut funktioniert. Die Gruppen bekamen dafür 30 Minuten Zeit, weil in der Gruppe ja auch die Präsentation eines Schatzes vorbereitet werden soll.

Wie kommen die Schätze ins Plenum?

Problematisch beim Erfahrungsaustausch in Kleingruppen ist, was und wie davon etwas ins Plenum kommt. Das Risiko: Teilnehmer*innen versuchen die Quintessenz aus den Erfahrungen von allen zu finden. Das führt dazu, dass Allgemeinplätze präsentiert werden. Deshalb bringen wir die Gruppen dahin, dass sie nur eine Erfahrung eines Gruppenmitglieds ins Plenum bringen und das ganz kurz und knackig. Deshalb die 120 Sekunden. Das sind dann komprimierte Geschichten und die zwei Minuten passen ganz gut.
Das A3-Format zwingt zur Kürze und die Blätter begleiten das Seminar an der Wand. Nachteil: Es ist mitunter schwer zu lesen, weil zu klein geschrieben wird.

Zwei Visualisierungen zu Kurzpräsentationen. Natürlich nicht selbsterklärend, aber eine Erinnerungshilfe.

Für viele Themen und nicht nur für den Anfang

Die Schatzkisten-Session lässt sich bei vielen Themen einsetzten, gerade wenn unsere Teilnehmer*innen zum Beispiel aus der praktischen Betriebsrät*innenarbeit kommen. Wir können auch Fälle (Arbeitsrechtsprobleme in unseren Betrieben) sammeln, mit denen dann gearbeitet wird.
In Online-Kursen brauchen wir auf Schatzkisten-Sessions nicht verzichten. Alle Plattformen bieten breakout rooms an und selbst die Präsentation auf A3 funktioniert. Das Blatt wird einfach in die Kamera gehalten.

Mehr als nur eine „kleine“ Methode

Die Schatzkisten-Session ist auch mehr als nur eine praktische Methode, sie hat etwas mit unserer Haltung als Refent*innen zu tun. In einem Beitrag am REFAK-Blog „Solidarität -ähm, bitte was?“ formulieren Helmut Russ und ich das so: „Wir nehmen eine unterstützende Haltung ein und organisieren den Lernprozess. Konkret wird das, indem wir die Erfahrungen der Teilnehmer*innen zum Thema als ‚Schatzkiste‘ in den Lernprozess einbauen.“
Ausnahmsweise schreibe ich deshalb den Methodennamen „Schatzkisten-Session“ auch auf das Flipchart. Damit wird klar: Was Teilnehmer*innen an Erfahrung mitbringen, ist wertvoll und Grundlage des Lernens im Seminar.

Autor: Ulli Lipp

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