#dido_40: Verzahnung von Präsenz und online Teil 2: Hybride Veranstaltungen

Mit zwei Welten jonglieren

Im letzten #dido habt ihr gelesen, wie ihr das Beste aus Präsenz und online beim Blended Learning verbindet. Wie sieht es aber aus, wenn Veranstaltungen zum Teil in Präsenz vor Ort stattfinden und einige Teilnehmende oder Referierende per Videokonferenzsystem dazu kommen? Ein kleiner Erfahrungsbericht aus der eigenen Praxis.

Ein Beispiel: Wir hatten einen mehrteiligen Kurs zum Thema Medienkompetenz mit fünfzehn Teilnehmenden, die sich nach dem langen Lockdown zur Abschlussveranstaltung endlich wieder in Präsenz treffen durften. Die Freude war trotz der strengen Hygieneregeln groß, auch weil sie in der Zwischenzeit ein kleines eigenes Praxisprojekt durchgeführt hatten und dieses stolz auch präsentieren wollten. Aber drei der Kolleg*innen durften von ihrem Arbeitgeber aus nicht anreisen. Eine Lösung musste her, wie sie trotzdem Teil des Seminars sein konnten.

Wir haben ganz pragmatisch eine hybride Veranstaltung durchgeführt, bei denen Menschen in Präsenz vor Ort sind – zusammen mit online zugeschalteten Teilnehmenden. Dabei entstand keine riesige Hochglanzveranstaltung mit digitalen Raffinessen und dickem Budget, sondern ein kleines, aber feines Training, in dem wir mit ein paar Tricks und Kniffen auf die besondere Situation eingehen konnten.

Die gesammelten Erfahrungen, die wir gerne mit euch teilen wollen. Hier kommen fünf Tipps, wie man als Trainer*in hybride Trainings so gestalten kann, dass alle involviert und integriert sind:

1. Transparenz von Anfang an

Damit eine hybride Veranstaltung gut gelingen kann, ist es wichtig, alle Beteiligten gut darauf vorzubereiten, und zwar schon im Vorfeld des Trainings. Zum Beispiel kann eine Mail zur besonderen Gruppensituation vorab klarmachen, was auf sie zukommen wird. Kündigt zum Beispiel eine Vorstellungsrunde an, zu der bedeutungsvolle Dinge mitgebracht werden sollen, egal ob in der Tasche vor Ort oder griffbereit vor der Kamera. Damit macht ihr außerdem klar: Es werden alle gleich behandelt, egal, wo sich jeder befindet.

Kommuniziert zu Beginn des Trainings klar, wer an der Präsenzveranstaltung teilnimmt und wer sich online dazuschaltet und gestaltet auch entsprechend z.B. die Vorstellungsrunde. Begrüßt dabei explizit die Online-Teilnehmenden.

2. Online-Teilnehmende in die Mitte des Geschehens

Als Trainer*in ist man gerne auf die anwesenden Teilnehmenden fokussiert und die Online-Teilnehmenden sind „nur“ am Rande zugeschaltet. Achtet schon bei der Planung darauf, wie ihr die Online-Teilnehmenden zu jeder Zeit des Trainings möglichst präsent in die Mitte der Runde holen könnt. Denn vor allem in den Pausen und bei Gruppenarbeiten werden sie leicht vergessen.

In unserem Beispiel waren Online-Teilnehmende über Beamer zu sehen, wann immer es ging. Zusätzlich hatten wir pro Teilnehmer*in ein Tablet mit Stativ in der Mitte des Raumes aufgestellt, auf dem die Videokonferenz lief. So konnten wir verschiedene Kameraperspektiven für die Online-Teilnehmenden anbieten und gleichzeitig sahen die Teilnehmer*innen vor Ort etwas „Echtes“ im Raum stehen, dass sie an die anderen erinnerte. Zu Gruppenarbeiten konnten sie sie dann im wahrsten Sinne des Wortes „mitnehmen“. Das hat nebenbei auch zu auflockernden Momenten geführt: „Wer nimmt jetzt eigentlich die Renate mit?“

3. Die liebe Technik

Klar könnt ihr euch bis an die Zähne mit Konferenztechnik bewaffnen und auch den letzten Winkel des Seminarraumes Raummikrofonen und Raumkameras ausstatten. Es reicht aber auch schon ein kleines Paket, mit dem ihr ein kleineres hybrides Seminar meistern könnt.

Uns haben zunächst ein paar Tablets mit Stativ gereicht. Damit der Ton gut bei den Online-Teilnehmenden ankommt, haben wir dazu die Tablets jeweils ein Mikrofon angesteckt (am besten eines mit Kugelcharakteristik: das bedeutet, es nimmt Signale aus allen Richtungen auf). Ein kleines Ansteckmikrofon für die Vortragenden hat das kleine Set abgeschlossen.

Was natürlich wichtig ist, ist WLAN, WLAN, WLAN! Gerade, wenn ihr wie oben beschrieben „Teilnehmende zum Mitnehmen“ in den Raum stellen wollt, sollte eine ausreichend gute Internetverbindung in allen Räumen stehen.

Pixelchen, Problem, Technik

Egal, wie viel Ausstattung im Spiel ist, testet euer technisches Setting auf Herz und Nieren. Auch wenn das vorab viel Zeit kostet, es wäre schade, wenn wertvolle Präsenzzeit zur Behebung von technischen Problemen verloren geht.

4. Co-Trainer*in – ein MUSS!

Die Herausforderung bei hybriden Trainings ist, dass beide Teilnehmer*innengruppen in der Waage zu halten. Die Online-Teilnehmenden sollen keine Zuschauer*innen sein, die nur am Spielfeldrand sitzen. Gleichzeitig wollen die Lernenden vor Ort nicht ständig Zwangspausen einlegen, weil sich um die anderen aus der Ferne gekümmert werden muss. Um dieses Dilemma zu lösen, ist ein*e zweite*r Co-Trainer*in ein Muss. Die Person hält engen Kontakt mit den Online-Teilnehmenden und bringt immer wieder Impulse ins Plenum, sodass sich keiner vergessen fühlt, auch wenn mal ein Kommentar nicht gleich von den Vortragenden gesehen wurde.

In unserem Beispiel hat der Co-Trainer auch noch spontan improvisiert, als es unvorhergesehene technische Probleme gegeben hat und somit den Druck von der Referentin genommen. Würde das alles an einer Person hängen, wäre das eine Katastrophe!

5. Kommunikation gut organisieren

Pixelchen, Pixel, Lernen, Lernszenario

Allen sollte allen klar sein, wie die Interaktion und Kommunikation organisiert ist. Die digital Teilnehmenden müssen wissen, wie sie sich einbringen können, z.B. durch einen Chat, der live betreut wird und von der Co-Moderator*in vor Ort in die Runde eingebracht wird, oder durch Wortmeldungen, die moderiert werden.

Pixelchen, Pixel, Digital

Damit es zu einem richtigen Austausch zwischen Präsenz- und Online-Teilnehmenden kommen kann, kann es sinnvoll sein, sich ein paar gute Online-Tools zum gemeinsamen Arbeiten zuzulegen. Probiert dabei aus, was für euch funktioniert. Mit einem Abstimmungstool und einem digitalen Whiteboard oder Pinwand und seid ihr schon mal gut für verschiedene Methoden gerüstet. Wir haben zum Beispiel TaskCards als Alternative zum beliebten (aber aus Datenschutzsicht bedenklichen) Padlet verwendet. So konnten sich alle beteiligen, egal ob vor Ort oder zu Hause am PC.

Verschiedene digitale Tools beleuchtet der Beitrag „Digitale Tools in der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung“.

Fazit

Pixelchen, Stern, Sternstunde, Belohnung

Seitdem unserem ersten hybriden Seminar haben wir immer wieder verschiedene hybride Lernformate angeboten, Erfahrungen gesammelt und weiter verbessert. Das Fazit daraus: Hybride Seminare sind kein Hexenwerk. Mit ein paar Tipps gelingt es, eine Atmosphäre des Miteinanders und der Zugehörigkeit zu schaffen, auch über die Entfernung hinweg. Allerdings darf man die Mühe und den zusätzlichen Aufwand nicht unterschätzen, alle gleichermaßen einzubeziehen.

Zum Weiterlesen

Wie ihr das beste aus zwei Welten im Blended Learning Format verbindet, könnt ihr hier im #dido_39: Verzahnung von Präsenz und online Teil 1: Blended Learning lesen.

Autorin: Katharina Nierhoff

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