Zehn Energizer online

Kurze Energiespender vor dem Bildschirm

Der Blick konzentriert auf den Bildschirm. Die Bewegung beschränkt auf spärliches Tippen auf der Tastatur. Passiv Aufnehmen und das über längere Zeit. Da tut ein Energizer gut. Wir haben bei Kolleg*innen nachgefragt und gesammelt: Energizer für die Online-Schulung.

Virtuell Schifahren

Bei Kollegin Tanja Friederichs habe ich das virtuelle Schifahren gelernt. Zuerst gibt es eine kurze Aufwärm-Gymnastik im Stehen: Hände und Beine ausschütteln, Strecken, Hüftkreisen, Sprünge usw. Und schon geht es in die Praxis: Mit einer Herren-Abfahrt in St. Moritz! Sie blendet ein Youtube-Video ein und wir rasen vor unseren Laptops stehend (oder besser hockend und springend) mit. Virtuell können wir das ganze Jahr Schi fahren!

Mit über hundert Sachen geht es ins Tal. Dazu ein kurzer Filmausschnitt.

Bewegung nach Ansage

Bereite Karten vor, die du in die Kamera halten kannst. Wer aus analogen Zeiten noch Moderationskarten hat, verwendet am einfachsten die, ansonsten findest du unten eine Druckvorlage als PDF.

Das ist zu tun: Bei ROT klopfen sich alle mit der flachen Hand auf den Kopf, bei GRÜN werden beide Ohrläppchen berührt. Bei BLAU reibt man sich die Schulter, bei GELB wird geklatscht. Regel: Auschlaggebend ist immer der Text auf der Karte, nicht die Farbe.
In der Kachelansicht wird das mit den einfachen Karten (Farbe und Text identisch) in zwei Runden geübt. Dann geht es los. Wer einen Fehler macht, schaltet die Kamera aus. Es ist immer spannend, wie viele nach fünf Minuten noch dabei sind. (Danke Michael Ziereis)

Dasselbe als PDF

Lasst die Teilnehmer*innen ran!

Energizer macht normalerweise die Referent*in – mit dem Risiko, dass das der Gruppe nicht gefällt. Überlassen wir doch Energizer bei längeren Ausbildungsgängen oder Kursen den Teilnehmer*innen! Das funktioniert online und in Präsenz, wie Elisabeth Steinklammer berichtet:

„In der BRAK (BetriebrsrätInnenAkademie in Wien) 2020 waren Teilnehmer*innen sehr kreativ, wenn es darum ging, die Stimmung aufzulockern. Sie haben jeden Tag ein anderes Thema vorgegeben: Mal waren es (virtuelle) Verkleidungen (z.B. Mensch trägt Bart oder kreative Kopfbedeckungen), mal waren es Lieblingsbands, Lieblingsbücher (Alle haben bei ausgeschalteter Kamera ihren Namen auf den Namen ihrer Lieblingsband umgestellt und die anderen konnten raten, wer sich dahinter verbirgt), mal waren es Stofftiere, Haustiere, Arbeitsutensilien, die beim Einloggen bereitlagen und den anderen gezeigt wurden. Die Idee dazu kam von einer Teilnehmerin und aus unserer Perspektive hat es der Gruppe extrem gut getan. Es hat nicht nur die Stimmung aufgeheitert, sondern sie haben sich auch noch einmal anders kennengelernt und sind miteinander in Kontakt gekommen, ohne am selben Ort zu sein.“

Wenn man schon länger zusammen arbeitet: Kamera aus. Sich umbenennen in Lieblingsinterpret*in. Munteres Raten: Wer verbirgt sich hinter wem? Bei richtigen Lösungen Kamera an!

Das will ich!

Sonia Weidenmann lässt ihre Teilnehmer*innen kreativ denken und stellt sie vor eine herausfordernde Aufgabe: „Begeistere uns von einem – auf den ersten Blick – nutzlosen Gegenstand. Wir müssen ihn unbedingt haben wollen!“ Beispiele: Ausgepusteter Luftballon, benutzter Kaugummi, 5m Bindfaden, ein Kronkorken, 10kg gekochte Spaghetti, 1 Eimer Blütenblätter, 1 Cent, zwei gekochte Eier, voller Staubsaugerbeutel, etc. Je „absurder“ die Gegenstände, desto besser.

Jede*r hat eine Minute Zeit, einen Gegenstand der Gruppe so anzupreisen, dass man danach denkt: „Boah, das brauche ich unbedingt!“. Die Zeit wird gestoppt, die Rückmeldung („Ja, ich will!“) erfolgt via Applaus- und Jubelstärke von der Gruppe. Sonia: „Das Ganze ist herausfordernd und sehr unterhaltsam zugleich. Ich nutze die Übung gerne als Energizer oder auch, um in ein Thema wie z.B. Kommunikation/ Überzeugen/ Menschen begeistern/ Perspektivwechsel, einzuleiten.“

Detail zum Einsatz: „Die Gegenstände werden zufällig verteilt. Das Ganze lebt natürlich von der Inszenierung! Als Moderatorin achte ich darauf, die Stimmung unbeschwert und humorvoll zu gestalten, das kreative Denken der Teilnehmer*innen soll schließlich aktiviert werden. Man kann sich auch für die Zuordnung der Gegenstände etwas Kreatives ausdenken, wie z.B. in einer Spielshow. Ich hatte sie auf Karten geschrieben, in verschiedenfarbige Umschläge verteilt, in die Kamera gehalten und wer dran war, wählte dann einen Umschlag nach Farbe aus. Geht auch mit Zahlen, Buchstaben, einem interaktiven Glücksrad oder schlicht und einfach einer geteilte Präsentation (wie bei Jeopardy oder PowerPoint Karaoke). Hauptsache Zufall und Überraschungseffekt.

Die Applausstärke wird nach Gefühl gemessen, man kann auch Smileys im Chat als Rückmeldung machen. Vorzugsweise geht es aber mehr um die Stimmung in der Gruppe und dass die Leute durch das Jubeln auch körperlich aktiv werden. Wer am Ende gewinnt, ist nicht so wichtig – der Spaß, die Aktivierung und das Um-die-Ecke-Denken stehen im Vordergrund.“

Uwes Rätsel- und Knobelecke

Uwe Hildach schult Gefahrgutthemen. Das bedeutet viel Detailwissen, Vermittlung von (auf den ersten Blick) wenig attraktiven Vorschriften, gesetzlich verlangten Wiederholungsschulungen. Teilnehmer*innen lieben Uwes Schulungen, weil er sie mit Rätsel, Quiz und Spaß würzt.

Ds Spl hn Vkl. Da kommt man so schnell nicht drauf. Vielleicht durch den Hinweis, dass hier nur die Vokale fehlen im „Spiel ohne Vokale„. Hier ein Beispiel aus Uwes Gefahrgutthemen:

Hier gibt es die Auflösung!

Das ist nicht nur ein Energizer. Diese Übung kann zur Wdrhlng und Vrnkrng von Fachbegriffen verwendet werden.

Um die Ecke gedacht. Da hilft logisches Denken nur bedingt:

Da geht es zur Auflösung!

Uwe kann übrigens auch Gedanken lesen und macht uns auch „Fit in Fremdsprachen„.

Gegenmacht mit Streichhölzern

Gegenmacht ist im ÖGB ein zentraler Begriff. Ich habe Gewerkschafter*innen gebeten, diesen Begriff, der ihnen vertraut ist, mit Streichhölzern oder Zahnstochern abzubilden.

Auch abstrakte Begriffe lassen sich darstellen. Streichholzlegen wird mehr als ein Energizer. Die Aufgabe erfordert Nachdenken: Was ist der Kern des Begriffs?

Die praktische Frage: Wie kommt das Ergebnis im Online-Modus auf den Bildschirm? Simpel: Mit dem Handy fotografieren und in der Kachelansicht in die Kamera halten. Oder das Bild auf ein Whiteboard bringen. Ganz einfach geht das auch mit Strange Garden, einem Whiteboard, mit dem das Präsentieren und Zusammenführen von Handyfotos ein Kinderspiel ist. (Danke Pia Lichtblau)

Puzzle

Puzzle geht auch online. Bilder brauchen eine URL, dann kann man ein Puzzle auch selbst erstellen. Das Spielen geht auch im Multiplayer-Modus. Danke Uwe Hildach!

Ein Puzzle aus unserem Beitragsbild. Wer das selbst vollenden möchte: Hier kommt ihr zu dem Puzzle.

Heikos Finger-Zick

Position in Bild 1 immer abwechseln mit Position in Bild 2!

Im Video sieht das ganz einfach aus, aber bis man das drauf hat, braucht es Übung. Natürlich wirkt es besser, wenn wir das selbst vormachen, aber zur Not zeigt einfach das Video. Heiko Mielke ist Clown und auch für Clowns ohne Grenzen unterwegs.

Teilnehmer*innen zum Reden bringen

Nach der Mittagspause blendet die Referent*in Fragen ein. Zum Beispiel: „Das hat mich in der letzten Woche wirklich überrascht.“ Elisabeth Steinklammer berichtet: Alle Teilnehmer*innen kamen einmal an die Reihe. Die Referent*in Margret Steixner hat den Zufallsgenerator zur Bestimmung der Reihenfolge ausgelöst und dann kam eine Frage. Die Person, die dran war, hat die Frage beantwortet und dann kam die nächste. Es war ein feiner Einstieg nach der Mittagspause, hat mich selbst wachgerüttelt und ich habe die anderen Anwesenden ein bisschen besser kennengerlernt.“

Gut, wenn die Fragen auf die Gruppe und/oder den Inhalt zugeschnitten sind. Es gibt aber auch allgemeine Vorlagen als Anregung wie zum Beispiel für Startsituationen: zum Beispiel diese oder auch diese. Leider sind beide auf Englisch.

Als Zufallsgenerator verwenden wir gerne das Random Picker Wheel, weil es so unkompliziert einzusetzen ist. Etwas verspielter (z.B. Fotos statt Namen sind möglich) ist das Wheel of Names.

Michael Ziereis packt viele Fragen auf das Whiteboard (hier miro) und lässt die Teilnehmer*innen mit Namenskärtchen auswählen, worauf sie antworten wollen. Er macht das gerne am Beginn des zweiten Tages. Der Vorteil hier: Niemand muss sich überfallen fühlen.

Das Grundprinzip ist das des Blitzlichts: Es gibt eine Frage und alle antworten der Reihe nach. Das hat sich etwas abgenutzt. Die hier gezeigten Varianten sind da attraktiver und bringen mehr Energie – auch im Präsenzmodus.

Bilder-Rätsel & Change

Ihr kennt alle die Bilderrätsel. Zweimal scheinbar dasselbe Bild. Nur sind auf dem zweiten Bild Veränderungen eingebaut und die gilt es zu finden.

5 Dinge sind im rechten Bild anders. Auflösung.

Regina Czurda hat sich durch das Buch „80 Spiele fürs Live-Online-Training“ (siehe unten) anregen lassen. Ausgangspunkt ist das Prinzip der Bilderrätsel.

„Es sind ca. fünf Teilnehmer*innen aktiv, die anderen schauen bei ausgeschalteter Kamera zu.
1. Alle fünf schalten die Kamera ein und haben max. 60 Sekunden Zeit, sich die Bilder der anderen vier einzuprägen.
2. Anschließend werden die Kameras ausgeschaltet und jede*r der fünf hat 30 Sekunden Zeit, drei Dinge im sichtbaren Teil des Bildes zu verändern (Kameraposition darf nicht verändert werden).
3. Dann schalten die fünf die Kamera wieder ein und versuchen, alle Veränderungen zu benennen.

Gibt es mehr als fünf Teilnehmer*innen, kommen jetzt die nächsten fünf mit demselben Ablauf dran. Mehr als 15 Personen sollten es insgesamt nicht sein.

Das Wichtige ist die anschließende Reflexion. Hier einige Anregungen:

  • Was war die größte Herausforderung bei diesem Spiel?
  • Welche Ideen & Veränderungen sind entstanden?

…ein Großteil der Veränderungen wurde bereits während der Reflexionsrunde rückgängig gemacht:

  • Was ist mit den Veränderungen passiert?
  • Warum wurden die Veränderungen wieder rückgängig gemacht?
  • Was heißt das für erfolgreiche, gelungene und nachhaltige Veränderungen?“

Tipps für den Energizer-Einsatz!

  • Denkt an das Allergie-Potential von „Spielchen“. Auch im Online-Format sind Energizer für manche Leute „nervig“.
  • Begründet den Einsatz! Wir sitzen schon wieder zu lange, deshalb will ich euch in Bewegung bringen.
  • Wer will, macht mit. Wer nicht will, wird deswegen nicht angesprochen und schon gar nicht bloßgestellt.
  • Energizer mit Themenbezug sind besser als solche ohne. Die Idealvorstellung: Das Training/ der Vortag sind methodisch so aktivierend gestaltet, dass zusätzliche Energizer überflüssig sind. Ideen zur Aktivierung gibt es hier.
  • Grundsätzlich: Energizer dürfen nicht Selbstzweck werden. Sie bringen Energie in den Lernprozess, lockern auf, fördern Konzentration und Lernfreude bei den Teilnehmenden. Wenn das nicht gelingt oder wenn das nicht nötig ist, brauchen wir Energizer nicht.

Tipps zum Weiterlesen:

  • Gert Schilling, Hrsg. (2021): 80 Spiele fürs Live-Online-Training. Verlag: managerSeminare.
    Leseprobe
    Regina Czurda hat sich das Buch angesehen: „Ich finde, das Buch ist eine tolle Sammlung von (teilweise bekannten) Aktivierungen für mehr Abwechslung im Online-Training. Die Aufteilung der Übungen in 3 Kategorien – von einer schnellen Auflockerung bis hin zu Reflexionen mit Tiefgang – erleichtert die Orientierung. Besonders hilfreich fand ich, dass auf einen Blick sichtbar ist, für wie viele Teilnehmer*innen die jeweilige Methode geeignet ist und welchen Zeitbedarf man einplanen sollte. Dadurch kann man das Buch auch gut als Nachschlagewerk verwenden.“
  • Caspar Siebel (2020): Das Wilde Workshop-Spiele Buch , ISBN: 9783000650888 (Eine Neuauflage erscheint demnächst)
  • Die Internetseite zum Buch mit vielen Beispielen
  • Online-Energizers: Eine ergiebige Seite (in Englisch). Da gefällt mir „Dance, Dance, Dance“, auch wenn es nicht für alle Zielgruppen passt. (Danke Daniela Schratter)
  • Eine Sammlung an praktischen Tools für Schulungen online, die über Energizer hinausgehen, findet sich auf der Website gott digital. „…nicht schrecken – gott digital – da geht’s auch um online Gottesdienste- aber es sind tolle Ideen dabei😊“, schreibt Margret Steixner, von der dieser Tipp stammt.
  • Energizer finden sich auch in anderen Blogbeiträgen, z.B. „Pausen online“ mit Anleitungen zu Bewegung vor und weg vom Rechner. Da gibt es die Anleitung zum Knobeln online, einen ganz schnellen und unkomplizierten Energizer.

Autor: Ulli Lipp, der den vielen Tipp-Geber*innen dankt.

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3 Gedanken zu „Zehn Energizer online

  1. Timur

    Vielen Dank für euren klasse Blog-Beitrag. Es macht mir viel Freude, ihn zu lesen und inspirierende Anregungen zu bekommen. Macht bitte weiter eine so tolle Arbeit.
    Liebe Grüße aus Berlin

    Antworten

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