#visdo: Erklärvideos als Lernbooster

Erklärvideos erobern die Welt

Videos, die (mal mehr, mal weniger) komplexe Inhalte kurz und spannend verpacken, sind aus Social Media nicht mehr wegzudenken. Doch auch Unternehmen und immer mehr Lehrende nutzen vermehrt Videos, um Themen verständlich und unterhaltsam aufzubereiten. Warum dem so ist und wie auch du Erklärvideos in deinem beruflichen Alltag sinnvoll einsetzen kannst, um das Lernen zu unterstützen, wollen wir in diesem #visdo unter die Lupe nehmen.

P.S. kurze Warnung – ich bin draufgekommen, dass es zu diesem Thema viiieeeel zu sagen gibt. Daher ist dieser Beitrag ein bisschen länger geworden als üblich. Wer mit so vielen Buchstaben nichts anfangen kann, sollte einen Blick auf das Ende des Artikels werfen…

Warum Erklärvideos nutzen?

Wir sind es mittlerweile gewohnt von Medien Nachrichten in schön verpackten Häppchen mit Bild und Ton präsentiert zu bekommen. Lange Textdokumente, sperrige Vorträge und komplizierte Fachartikel erfreuen sich daher immer weniger Beliebtheit. Kein Wunder – merken wir uns Inhalte doch erwiesener Maßen besser, wenn wir sie nicht nur hören, sondern auch sehen können. Die Liste der Vorteile von Erklärvideos ist aber noch um einiges länger:

Was spricht nun für Erklärvideos?

  • Sie sind kurz
    die Informationen wurden für uns verdichtet und auf das Wesentliche beschränkt
  • Sie sind unterhaltsam
    und sorgen so für eine höhere Aufmerksamkeit
  • Sie sind strukturiert
    Inhalte werden geordnet und in einer sinnvollen Reihenfolge präsentiert
  • Sie sind einfach
    im Sinne von verständlich – und dadurch für ein breites Publikum verständlich
  • Sie sind zugänglich
    online verfügbare Videos können rund um die Uhr genutzt werden
  • Sie sind grenzenlos
    und können (wenn online) weltweit angesehen werden
  • Sie sind flexibel
    ob am Handy oder Desktop – ich habe fast immer Zugriff auf das Wissen
  • Sie sind geduldig
    wenn man etwas nicht verstanden hat, kann man sich das Video beliebig oft ansehen
  • Sie sind unkompliziert
    manche Inhalte lassen sich schwer filmen, da sie eines der folgenden Kriterien erfüllen
    – nicht gegenständlich (z.B. Philosophische Ideen)
    – teuer (z.B. ein Raumschiff als Metapher für eine Innovation)
    – noch nicht entwickelt (z.B. ein neues Produkt von dem es noch keinen Prototypen gibt)
    – aufwendig (z.B. eine Gruppe von vielen Menschen)
    – nicht verfügbar (z.B. ein Stein vom Mond)
    – nicht möglich (z.B. eine Person fliegt)
    Themen, in denen solche Elemente vorkommen, zu filmen oder mit Special Effects nachzubilden ist teuer und zeitintensiv. Gezeichnete Erklärvideos sind eine schnelle und kostensparende Alternative.

Wie schaut das konkret im Unterricht aus?

1. Präsenz-Training *

1.1 Methodenvielfalt – Videos zeigen

Videos können als Tool genutzt werden, um den TeilnehmerInnen Abwechslung zu bieten und die Methodenvielfalt zu erhöhen. Egal wie gut jemand vortragen kann – früher oder später wird es monoton und unser Gehirn schweift ganz automatisch ab. Wenn wir jedoch verschiedene Methoden nutzen (Vortrag, Gruppenarbeiten, Diskussionen, Videos,…) entsteht durch die Abwechslung Interesse und wir können leichter lernen.

1.2 Gruppenarbeit – Videos erstellen lassen

Wenn es vom Kontext her passt und der zeitliche Rahmen gegeben ist, kann man TeilnehmerInnen auch selbst Kurzvideos erstellen lassen. Da heutzutage die meisten über ein Smartphone verfügen, ist das Mindestmaß an Equipment schnell zur Hand.

1.3 Differenzierung

Wenn die Gruppe sehr unterschiedliche Vorerfahrungen hat oder nicht im gleichen Tempo Fortschritte macht, kann man Erklärvideos nutzen um TeilnehmerInnen, die schneller vorankommen, Zusatzaufgaben oder Vertiefungen anzubieten.

2. Blended Learning **

2.1 Vorbereitung

Wenn die Zeit mit der Gruppe begrenzt ist (weil z.B. alle aus verschiedenen Ländern oder Städten anreisen müssen oder Vortragende nicht lange bleiben können), kann man Inhalte, die sich die TeilnehmerInnen selbst erarbeiten können, schon vorab online zur Verfügung stellen. Diese können dann im Präsenz-Training kurz wiederholt, diskutiert und vertieft werden.

2.2 Wiederholung

Erklärvideos können auch dazu genutzt werden schwierige Inhalte nach einer Lerneinheit nochmals durchgehen zu können. Nicht jede/r merkt sich alles beim ersten Mal hören und die eigene Mitschrift ist oft lückenhaft. Wenn wichtige Themen als Erklärvideos zur Verfügung gestellt werden, kann man sie zur Auffrischung oder Wiederholung gut nutzen.

2.3 Vertiefung

Die Zeit im Unterricht reicht selten aus, um jedes Thema in die Tiefe zu behandeln. Mit Erklärvideos kann man spannende Praxisbeispiele, Exkurse und Zusatzwissen anbieten, wenn TeilnehmerInnen sich für einzelne Bereiche besonders interessieren.

3. e-Learning ***

3.1 Lernen skalieren und raum- und zeitflexibel machen

Wenn es nicht möglich ist klassischen Unterricht anzubieten, weil die TeilnehmerInnen geographisch verstreut, nicht zur selben Zeit verfügbar oder so viele sind, dass man nicht die Mittel hat alle in einem Kleingruppensetting zu unterrichten, machen Erklärvideos als E-Learning Tool besonders viel Sinn. So können die Inhalte jederzeit und ortsunabhängig einer beliebig großen Anzahl von Personen zur Verfügung gestellt werden.

3.2 Modular

Der Vorteil von e-Learning ist, dass man die Videos nicht zwangsläufig in einer bestimmten Reihenfolge anschauen muss. Durch einen modularen Aufbau können die TeilnehmerInnen sich selbst aussuchen, mit welchem Thema sie starten wollen und was sie vielleicht ganz auslassen (wegen bestehendem Vorwissen) oder vertiefen wollen.

Woher bekomme ich ein Erklärvideo?

1. Selber machen

Selbsterstellte Videos sind ein Garant dafür, dass die Inhalte wirklich zu 100% zu der Gruppe und zu den gewünschten Lernzielen passen. Gleichzeitig ist aber auch die Hürde, selbst etwas zu erschaffen, mitunter groß und man bracht neben Zeit auch ein Basiswissen darüber, wie man an das Projekt Erklärvideo am besten rangeht. Der große Vorteil liegt darin, dass der persönliche Bezug zu den Lernenden verstärkt wird und man flexibel in der Gestaltung ist. Hat man einmal einen Modus gefunden, der für einen funktioniert, kann man jederzeit ein neues Video erstellen und ist so nicht von Zulieferern oder Glück bei der Internetsuche angewiesen.

2. die Gruppe gestalten lassen

Wie oben erwähnt, kann man Lernvideos auch von der Gruppe erstellen lassen – als Gruppenübung im Seminar oder auch als Hausaufgabe oder zur Vorbereitung.

3. Online recherchieren

Auf YouTube finden sich mittlerweile tausende Erklärvideos zu den unterschiedlichsten Themen. Wenn sie lediglich zu Lernzwecken eingesetzte werden, können diese im Unterricht gezeigt werden.

4. Bei einem Profi in Auftrag geben

Für große Projekte mit einem breiten Publikum macht es mitunter auch Sinn sich an eine/n ExpertIn zu wenden und die Inhalte professionell aufbereiten zu lassen. Dabei gibt es verschiedene Stile und Möglichkeiten:

– Zeitraffer: eine Hand wird beim Zeichnen gefilmt
– das Video wird synchron zum Text beschleunigt
– Screen Capture: digital gezeichnetes Bild „entsteht“
– 2D Animation wie bei Walt Disney – nur nicht ganz so fancy 🙂
– Legetrick: ausgeschnittene Illustrationen werden passend zum Sprechtext ins Bild gelegt
– Stop Motion: viele Fotos ergeben aneinandergereiht ein Video

Wen diese Erklärungen zu kurz sind, kann sich hier gerne Beispiele dazu ansehen.

Wann ist der richtige Moment, um zu beginnen?

Der richtige Moment ist grundsätzlich immer und ausschließlich jetzt. Schaut euch die Inhalte, die ihr unterrichten wollt, durch, überlegt was euch davon besonders wichtig ist und beginnt einfach dort, wo es euch am einfachsten, nützlichsten oder sympathischsten erscheint. Eure TeilnehmerInnen werden es euch danken.


Aja, und da Weihnachten naht und das der letzte #visdo für heuer ist und weil ja die Rede von Erklärvideos war und davon wie diese lange Texte in kurzer Form veranschaulichen… habe ich euch eine kleine Überraschung zusammengestellt – eine Zusammenfassung des Blogbeitrages als Video 🙂 viel Spaß beim Schauen:


Präsenz-Training – ist klassischer Unterricht: der/die Vortragende und die TeilnehmerInnen befinden sich zur gleichen Zeit am gleichen Ort.
** Blended learning – ist die Kombination von klassischem Unterricht und computergestütztem Lernen.
*** e-Learning – bezeichnet das selbständige Lernen am Computer.

Autorin: Lana Lauren

Lust auf mehr? Zu allen Beiträgen der #visdo-Serie kommst du HIER!

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