#visdo: Graphic Facilitation – Was ist das?

Gruppenprozesse visuell begleiten

Wenn es darum geht, Gruppenprozesse in Echtzeit mit Bildern zu unterstützen und aktiv zu begleiten, gibt es viele Optionen. Unter dem Begriff Graphic Facilitation finden sich daher immer wieder sehr verschiedene Formate und das sorgt verständlicher Weise für Verwirrung. Lasst uns zusammen einen Blick auf die Möglichkeiten werfen, die Bilder in der Arbeit mit Gruppen bieten, um herauszufinden, wo Vor- und Nachteile liegen und welche Methoden ihr für euch, eure Teilnehmer:innen und eure zukünftigen Seminare und Workshops nutzen könnt.

Einleitung

Zwei Fragen helfen bei der Einordnung: 

  1. Wann wird visualisiert?
    – vor dem Seminar
    – während dem Seminar
    – nach dem Seminar
  2. Wer visualisiert?
    – der:die Moderator:in
    – die Teilnehmer:innen
    – ein:e Graphic Recorder:in

Was das „wann“ betrifft, kommen drei Optionen in Frage: vor, während oder nach dem Seminar. Bilder, die nach dem Seminar entstehen, können für die Gruppe und die Weiterarbeit mit den Inhalten zwar sehr wertvoll sein. Ich würde sie aber nicht in die Gruppe der Graphic Facilitation Tools einordnen, da es bei Graphic Facilitation ja darum geht, dass der Gruppenprozess (sprich das, was live im Seminar oder Workshop passiert) begleitet wird. Somit bleiben uns als Varianten noch die Bilder, die vor dem Seminar vorbereitet werden und jene, die live, also während dem Seminar, mit der Gruppe erarbeitet werden.

Im Folgenden gehe ich zuerst auf die vorbereiteten Bilder ein, um dann bei den live gezeichneten Bildern zwischen jenen zu unterscheiden, die von dem:der Moderator:in erstellt werden, jenen, die die Gruppe selbst gestaltet und solchen, die von einem:einer Graphic Recorder:in gemacht werden – also, einer Person, die einzig und allein für das Visualisieren am Prozess teilnimmt (siehe visdo: Mit Bildern Prozesse live zu Papier bringen).

Bilder vorbereiten

Das Vorbereiten von Bildern bringt Trainer:innen und Moderator:innen, die alleine unterrichten, den Vorteil, dass sie die Kraft der Visualisierung nutzen können, ohne sich während dem Seminar mit dem Zeichnen zu stressen. Denn gleichzeitig zu visualisieren und die Gruppe zu leiten, ist in den meisten Fällen einfach nicht möglich. Statt Multi-Tasking heißt es also Vorbereiten. Welche Optionen stehen einem dabei offen?

Moderation mit Bildern

Das parallele Moderieren und Zeichnen ist eine große Herausforderung. Wie können Moderator:innen dennoch visuelle Hilfestellungen geben? Besonders gut eignet sich die Kombination von vorbereiteten Bildern / Vorlagen / Flipcharts und das Ergänzen von einzelnen Elementen. Dafür kann man zum Beispiel auch Folien verwenden, die auf die vorbereiteten Bilder gelegt werden, damit diese wiederverwendet werden können. Der:die Moderator:in kann auf diesen Folien dann mit einem Whiteboardstift einzelne Symbole und Text live ergänzen. So sind die Flipcharts nicht nur Schaubilder, sondern aktive Arbeitsdokumente, die mit der Gruppe erarbeitet werden.

Teilnehmer:innen aktiv werden lassen

Doch auch die Gruppe kann visualisieren. Ob in Form von Gruppenübungen, bei denen die Inhalte am Ende visuell festgehalten und im Plenum präsentiert werden, in Form von Einzelübungen, wo man die Reflexion oder Zusammenfassung eines eben besprochenen Themas visuell gestaltet oder als gemeinsamer Prozess, bei dem die Gruppe zum Beispiel ein Mural (ein großes Wandbild, bei dem es eher um die Zusammenarbeit und den Prozess geht als um die konkreten Inhalte) oder ein Mindmap (Fokus auf dem strukturierten sammeln von Inhalten in visueller Form) erstellt. Auch kann man den Teilnehmer:innen eine kurze Einführung in Sketchnotes geben, damit jede:r für sich während dem Seminar visuelle Notizen machen kann. Das macht den Teilnehmer:innen erfahrungsgemäß nicht nur Spaß, sondern hilft ihnen auch dabei sich die Inhalte zu merken.

Graphic Recording

Eine besonders gute Variante, um Inhalte und Prozesse visuell festzuhalten ist das Graphic Recording (siehe auch visdo: Mit Bildern Prozesse live zu Papier bringen). Hierbei werden die besprochenen Inhalte in Wort und Bild festgehalten. Da das etwas an Übung erfordert, empfiehlt es sich, sich hierfür die Hilfe von Profis – wie mir 🙂 – zu holen oder man hat das Glück, jemandem im Team zu haben, der gerne, gut und schnell zeichnet und sich dieser Aufgabe widmet. Da Graphic Recording sehr anspruchsvoll ist, halte ich es nicht für sinnvoll, es von dem:der Moderator:in „mal eben nebenbei“ zu erwarten. Der:die Moderator:in hat die Aufgabe, mit der Gruppe zu interagieren, Fragen zu stellen und gezielt Input zu geben. Der:die Graphic Recorder:in hingegen ist ganz auf das Zuhören konzentriert und hält so alles Gesagte fest. 

Praxis

Welche Methode für euch die beste ist, hängt von euren Vorlieben, zeitlichen Kapazitäten und Ressourcen ab, aber auch von dem Thema, das ihr mit der Gruppe erarbeiten wollt. Um emotionale Themen zu verarbeiten, eigenen sich zum Beispiel von den Teilnehmer:innen erstellte Murals sehr gut. Wer viele Inhalte in kurzer Zeit spannend und einprägsam präsentieren will, ist mit vorbereiteten Bildern gut beraten. Und all jene, die größere Events planen, bei denen die Inhalte nicht nur während dem Event bei den Teilnehmer:innen für Begeisterung sorgen sollen, sondern ev. auch per Social Media geteilt und nach der Veranstaltung noch weiterverwendet werden sollen für die Nachberichtserstattung, werden mit einem:einer Graphic Recorder:in Freude haben.

Wie schaut das bei euch in der Praxis aus? Welche Methoden habt ihr bereits ausprobiert und was wolltet ihr schon immer mal testen oder selbst als Teilnehemr:in erleben? Schreibt mir in den Kommentaren 🙂

Autorin: Lana Lauren

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