Schlagwort-Archive: #thedi

Serie

#thedi: Ein historischer Exkurs über die Brauchbarkeit

Raus aus der Schule! Arbeiterjungen und ihr Spaß am Widerstand gegen Bildung.

Foto: Wien, S.V.

Paul Willis – ein britischer Soziologe – führte Ende der 1970er Jahre in einer Schule in Großbritannien eine mehrjährige, teilnehmende Beobachtung einer Gruppe von Arbeiterjungen, die, sagen wir, nicht sehr gute Schüler waren durch. In seinem Buch „Spaß am Widerstand. Gegenkultur in der Arbeiterschule“ zeichnete er als Ergebnis ein auch positives und nicht einfach moralisch abwertendes Bild dieser aufsässigen und schlechten Schüler – die Reaktionen der Fachkollegen und BildungspolitikerInnen darauf waren teils empört, da werde schulischer Vandalismus zum legitimen und noch dazu als kreativ bezeichneten Ausdruck von Resistenz gegen Unterdrückung und Chancenungleichheit stilisiert. Willis Studie stand den auch damals aktuellen Medienberichten über Gewalt an Schulen entgegen, die diese Gewalt nur individuell oder in zerbrochenen Elternbeziehungen verorteten, als einen Verfall von Kultur sozusagen.

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#thedi: Was ist nützliche oder brauchbare Bildung?

Abb. Berlin, S.V.

Für viele ist es ganz klar: Bildung dient der „Employability“, also der Beschäftigungsfähigkeit und ist Anpassungs-Pflicht einer und eines jeden. Die Menschen „müssen Resilienz (Widerstandsfähigkeit), ein breites Spektrum an Kompetenzen und Anpassungsfähigkeit entwickeln. So sind Notwendigkeit und Wert des lebenslangen Lernens, bei dem Menschen im Laufe ihres Lebens immer wieder neue und relevante Kompetenzen erwerben, heute offensichtlicher denn je“ schrieb die Europäische Kommission noch 2001. Bildung wird da zur verordneten Abwehrstrategie, zur Notwendigkeit, sich lebenslang anzupassen an den Markt, das Wirtschaftswachstum und die Umstände. 

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#thedi: Frauen in der Erwachsenenbildung (und der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung)

Zwischen „Schade, dass so wenige Frauen da sind!“ und „Da können Frauen häkeln lernen!“

Foto: Wien, S.V.

Die Frage der Repräsentation und Beteiligung von Frauen in der Erwachsenenbildung ist eine lange und viel diskutierte. Lange Zeit lautete die paternalistische, also männlich bevormundende, Frage: Was dürfen Frauen und was schadet ihrem „natürlichen“ Wesen nicht.  Ich erwähne die Traditionslinie der „Gefährdung“ der Familie, Ehe und Normalität durch allzu emanzipatorische Bildung und Methoden.

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#thedi: Lernen vermessen? Und wozu?

Abb: ehemaliges Grand Hotel Kupari, Kroatien

„Miss alles, was sich messen lässt, und mach alles messbar, was sich nicht messen lässt.“
(Archimedes. (287 – 212 v. Chr.), griechischer Physiker, Mathematiker und Mechaniker)

Ist nur Bildung und Lernen gut, deren Ergebnisse sich messen lassen? Und vielleicht sogar nur eine Bildung oder ein Lernen, bei denen vorher gesagt wird und werden kann, was das Ergebnis ist und das nachher präzise vermessen werden kann? Und geht das?

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#thedi: Und nach dem Urlaub: Übe, lerne, leiste was, dann hast, kriegst du, wirst du was!

Foto: SV

Es war ein Spruch, der mein Stammbuch – also ein Buch mit Sinnsprüchen – zierte: Übe, lerne, leiste was, dann hast du, kriegst du, wirst du was! Das Versprechen ist, durch Lernen etwas zu werden, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Und es war ein zentrales Versprechen wohlfahrtsstaatlicher Staaten der 1970er: die Idee einer besseren Zukunft, für alle und für die Kinder. Ein Versprechen, das an Leistung für sich aber auch für alle, für die Gesellschaft gebunden war. Man glaubte daran und lebte mit der Vorstellung einer Zukunft, einer Zukunft in der es den Kindern besser gehen wird. Die Zukunft war hell und vielversprechend!

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#thedi: Noch rechtzeitig vor dem Urlaub: Das Recht auf Muße und Faulheit

Wir lernen auch beim Nichtstun!

Bild: Wien, S.V.

„Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht. Diese Sucht, die Einzel- und Massenelend zur Folge hat, quält die traurige Menschheit seit zwei Jahrhunderten. Diese Sucht ist die Liebe zur Arbeit, die rasende Arbeitssucht, getrieben bis zur Erschöpfung der Lebensenergie des Einzelnen und seiner Nachkommen.“
Paul Lafargue

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#thedi: Demokratie und Lernen?

Bild: Wien, S.V.

„Getrieben vom Gewinnstreben der eigenen Volkswirtschaft vernachlässigen Gesellschaften und ihre Bildungssysteme genau die Fähigkeiten, die benötigt werden, um Demokratien lebendig zu halten. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden die Nationen überall auf der Welt bald Generationen von nützlichen Maschinen produzieren statt allseits entwickelter Bürger, die selbständig denken, Kritik an Traditionen üben und den Stellenwert der Leiden und Leistungen anderer Menschen begreifen können. Die Zukunft der Demokratie steht weltweit auf der Kippe.
Martha Nussbaum, Nicht für den Profit, S. 16

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#thedi: Solidarisches Lernen! Zusammenarbeit!

Bild: Prag S.V.

Wenn wir eine Welt wollen, die nicht eine Welt des vereinzelten Gegeneinander, des reinen Profits, der einsamen Eigenverantwortung und nicht nur eine konkurrenzorientierte Welt ist (zum Nachlesen #thedi_04), dann muss dies auch in der alltäglichen Praxis der Bildung sichtbar sein. Darüber hinaus müssen Gemeinsamkeit und das Prinzip Solidarität auch gelernt werden! Weiterlesen