Rollenspiele, die anders heißen

Übungen, Simulationen, Planspiele und weitere Methoden

Es gibt Methoden, die wie Rollenspiele funktionieren oder Elemente von Rollenspielen enthalten, aber ganz anders heißen. Kaum jemand assoziiert den Begriff Rollenspiel, was angesichts des Rufs als „nervige Methode“ nicht schadet. Ein kurzer Überblick über Simulationen, Präsentationsübungen, Impro-Theater und anderes.

Übungen

Im Train the Trainer-Seminar sind kurze, knackige Präsentationen mit dem Flip-Chart (Flip-Chart-Teaching) das Thema. Das geht nicht ohne praktische Übung. Teilnehmer:innen haben 3 Minuten, um einen Ausschnitt ihrer Inhalte vorzutragen. Anschließend gibt es Feedback. Das ist eigentlich ein Rollenspiel und doch werden wir uns hüten, es Rollenspiel nennen. Dabei tut es der Übung gut, Elemente des Rollenspiels zu integrieren. Zum Beispiel das Briefing vor der Präsentation: Ist klar, welche Rolle die Zuschauenden spielen? Leute, die im Thema sind? Schüler:innen? Kolleg:innen ohne jedes Vorwissen zum Thema…? Wie schaut die Situation aus? Sind Zwischenfragen, auch kritische oder provokante zugelassen?
Weil es ja doch ein Rollenspiel ist, dürfen wir – wenn nötig – das Entlassen aus der Rolle nicht vergessen. „Die Provokation war offensichtlich gespielt und nicht ernst gemeint. Das ist jetzt vorbei.“

Barfuß-Videos

Wir arbeiten gerne mit Videos, die Teilnehmer:innen drehen. Barfuß bedeutet dabei ganz einfach: Ohne Studio, ohne Schauspieler:innen, ohne Schnitt.

Beispiel aus dem Train the Trainer-Bereich: So reagieren wir auf Störungen, z.B. dauernd quatschende Teilnehmende. In Gruppen entwickeln unsere Teilnehmer:innen mögliche Reaktionen. Im Prinzip ist das auch ein Rollenspiel, nur hat das noch niemand so genannt.

Barfuß-Videos brauchen zwar Zeit, aber sie sind immer ein Energiebringer. In diesem Blog gibt es verschiedene Beiträge über diese Methode. Hier die Dokumentation eines Seminartages zu Barfuß-Videos.

Simulationen und Planspiele

Gewerkschaftliche Bildungsarbeit arbeitet intensiv mit Simulationen. Es wird zum Beispiel das Verhalten von Betriebsräten in Betriebsversammlungen eingeübt. Dazu werden die Situationen, Settings und die handelnden Personen (Rollen) genau beschrieben. Wie im richtigen Leben. Die Akteure müssen sich intensiv einarbeiten. Denken wir an Flugsimulatoren in der Ausbildung von Pilot:innen, wo nicht nur „normales“ Verhalten im Cockpit gelernt wird, sondern auch richtiges Handeln in Gefahrensituationen.

Eine umfangreiche Darstellung der Methode Planspiel enthält eine Seminardokumentation auf diesem Blog. Darin enthalten ist auch ein Video über den Praxisfall 3.0 – Die Königsdisziplin der SOZAK, ein einwöchiges Planspiel der SOZAK (Sozialakademie) in der Arbeiterkammer.

Planspiel und Rollenspiel, das klingt ganz ähnlich und in beiden werden Rollen gespielt und Verhalten bewertet. Der Unterschied liegt schon im Aufwand. Planspiele werden von Planspiel-Profis oft an eigenen Instituten in monatelanger Arbeit entwickelt und von eigens für die jeweiligen Planspiele ausgebildeten Trainer durchgeführt.
Die Begriffe Rollenspiel, Simulation und Planspiel auseinander zu halten, ist schwierig. Viele Kolleg:innen vermeiden das Wort Rollenspiel und sagen stattdessen Simulation. Planspiel und Simulation werden meistens synonym verwendet. Hier ein Versuch, beides auseinander zu halten.

Impro-Theater

Dazu brauchen wir Impro-Theater-Leute, also „richtige“ Schauspieler:innen auf einer Bühne. Die Situation und die Rollen werden definiert. Die Akteur:innen auf der Bühne nehmen Ideen, Aussagen, Anregungen der Zuschauenden auf und spielen sie auf der Bühne. Das geht über gute Unterhaltung weit hinaus. So lassen sich Situationen und unterschiedliche Verhaltens-Strategien durchspielen, ohne dass die Laien in Sachen Schauspiel selbst auf die Bühne müssen.
Ein Kollege hat dieses Vorgehen mit Leuten auf der Bühne, die Zurufe von Zuschauer:innen aufnehmen, mit vorher gebrieften Teilnehmer:innen mit Erfolg ausprobiert.

Autor: Ulli Lipp

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