Solidarität lernen, lehren, erleben 2023

Solidarität 2023

Von der Idee zur Praxis

Das REFAK Seminar „Solidarität lernen, lehren, erleben“ mit Helmut Ruß und Ulli Lipp als Referenten konnte im November 2023 wieder in Präsenz stattfinden. Auch in dieser vierten Auflage gab es intensive Diskussionen über diesen Grundwert der gewerkschaftlichen Arbeit und seine Veränderung. Zentral war auch die Frage, wie Solidarität in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit konkret werden kann.

Was ist Solidarität?

So definiert Helmut Russ Solidarität.

Ein erster Schritt im Seminar war die Auseinandersetzung mit dem Begriff Solidarität. Eine Gruppe definierte kurz und knapp: „- MITEINANDER -FÜREINANDER -KEINE:N ZURÜCKLASSSEN“. Interessant auch die Frage: „Schaffen wir Solidarität ohne Gegner?“ Klar wurde recht schnell: Eine allgemein gültige Definition von Solidarität gibt es nicht. Die gesammelten Begriffsbestimmungen und andere Arbeitsergebnisse finden sich in der Datei „Solidarität 2023 in Bildern“.

Wenn der Seminarraum zum Streikbüro wird …

Helmut Russ war als Sekretär der Gewerkschaft GPA während des Seminars gleichzeitig auch Ansprechpartner und Koordinator der Warnstreiks in Oberösterreich. Zwischendurch ging es immer auch wieder um den aktuellen Stand in Sachen Solidarität an der Streikfront.

Solidarität durch die begrifflich-historische Brille

Hier gibt es die gesamte Präsentation

Das Solidaritätsseminar fand 2016 zum ersten Mal statt. Allein in den vergangenen sieben Jahren hat sich der Solidaritätsbegriff und seine Verwendung stark verändert. 2016 konnten viele Zeitgenoss:innen bei Interviews wenig mit dem Begriff anfangen. Mit den Flüchtlingen, der Pandemie und den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten nahm die Verwendung des Wortes fast inflationär zu. Damit ging auch eine Bedeutungsveränderung einher. Der Zusammenhang mit Gewerkschafts- und Arbeiter:innen-Bewegung wird immer weniger erkannt.

Interviews zur Solidarität

Ein Highlight des ersten Tages waren Interviews zum Thema Solidarität. Auffällig waren sehr differenzierte und tiefgründige Antworten von eher zufällig ausgewählten Menschen.

Eine Mitarbeiterin des Caterings im Tagungshaus:
„Solidarität setzt für mich ein gewisses Empathievermögen voraus, dass man sich hineinversetzen kann. Und dass man erkennt, dass es das Gemeinsame braucht, wo ich dann auch dementsprechend unterstützen kann, mich einbringen kann, um auch ein Wohl aller – soweit möglich – zu erzielen.“

Aus einem Interview

Aus Interviews im BIZ:

„ Solidarität ist für mich eine Grundeinstellung. Es hat was mit Menschlichkeit und hinsehen zu tun.“

„Ich versuche in der Funktion als BR und in der Freizeit als Fussballtrainer, Solidarität zu lehren und meine Erfahrung weiterzugeben.“

„Solidarität ist ein schönes Schlagwort, wird für mich aber zu wenig gelebt.“

„Mit Solidarität verbinde ich Bruno Kreisky.“

„Solidarität ist bei mir zuerst in der Familie und dann bei meinen Schäfchen (Kollegen und Kolleginnen) in der Arbeit.“

Solidaritätsverstümmelung oder Wer gegen wen im ÖGB?

Innerhalb des ÖGB gibt es Gegensätze, die zur Entsolidarisierung führen können. Zu den fünf vorgestellten Gegensatzpaaren fanden die Teilnehmer:innen zahlreiche weitere, die aber nicht notwendigerweise zur Solidaritätsverstümmelung führen müssen.

Seminare und Schulungen solidarisch gestalten

Alle Teilnehmer:innen am Solidaritätsseminar sind in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit tätig. Wie lassen wir den Grundwert Solidarität in unseren Kursen und Seminaren lebendig werden?
Prinzipien bei der Gestaltung sind Teamarbeit, wo sie Sinn macht, offene Gestaltung, keine Verlierer und keine Zurückgelassenen. Die Gruppe ergänzte als weitere Prinzipien eine Solidarische Grundhaltung als Lehrende und das Schaffen von Bewusstsein für Solidarität dazu. Der Begriff Solidarität bleibt nicht im Hintergrund, sondern wird thematisiert.

Hier geht es zur vollständigen Präsentation

Es gibt bei den Lehr- und Lehrmethoden keinen „Spezial-Werkzeugkasten“ für Solidarität. Eine ganze Reihe von Methoden lassen sich mit kleinen Veränderungen so einsetzen, dass nicht allein gearbeitet wird, sondern im Team (z.B. bei der Kartenabfrage). Das gilt auch für Übungen zwischendurch.

Methoden, die auch unter der Zielsetzung Solidariät einsetzbar sind

„Brot und Rosen“ und das Solidaritätslied

Der Spielfilm „Brot und Rosen“ von Ken Loach und mehrere Fassungen des Solidaritätslieds von Brecht/Weil zogen sich quer durch die drei Tage.

Die Originalfassung des Solidaritätslieds

Zum Weiterlesen

Autoren: Helmut Russ und Ulli Lipp

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen unter gleichen Bedingungen 3.0 Österreich Lizenz.
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