Schon mal Gegenmacht trainiert?

Grafik: Philip Taucher

Eine kurze Nachlese

Am 7./8. September 2022 fand im BIZ der AK Wien ein REFAK-Seminar unter dem Titel „Schon mal Gegenmacht trainiert?“ statt. Im Mittelpunkt dieses von Tanja Dobart und Gerhard Gstöttner-Hofer geleiteten Trainings stehen Inhalte und Methoden, die eine kreative und vielfältige Vermittlung von (Gegen-)Machtkompetenzen unterstützen sollen. Hintergrund ist die Aufgabe, in allen Organisationsbereichen der Gewerkschaftsbewegung „Machtkompetenz“ zu stärken. Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit ist dafür ein wesentlicher Hebel.

Die Machtfrage ist DIE Frage gewerkschaftlichen Handelns

Auf der einen Seite stehen wir oft mit unseren berechtigten Forderungen nach mehr Gerechtigkeit in der Arbeitswelt und insgesamt in der Gesellschaft. Auf der anderen Seite steht das große Fragezeichen, wie wir diese Forderungen und Interessen gegen oft übermächtig scheinende Gegner/-innen durchsetzen sollen. Wer einen gerechten Interessenausgleich in der Arbeitswelt anstrebt, spricht von der Fähigkeit, (Gegen-)Macht zu organisieren und aufzubauen, um in einer Konstellation mit ungleicher Ausgangsposition überhaupt erst ernstgenommen zu werden. Das erfordert auch eine Menge an Selbstreflexion, wie man machttechnisch eigentlich aufgestellt ist und wo die eigenen Potenziale liegen.

Wo liegen die eigenen Machtquellen? Wo liegen die Machtquellen des Gegenübers im Machtspiel?
Eigene Darstellung Gerhard Gstöttner-Hofer

Wenn wir uns als ein ebenbürtiges Gegenüber auf dem Spielfeld der Macht erweisen möchten, dann heißt es darüber hinaus, mit System, Strategie, Spielwitz, taktischen Varianten, viel Unterstützung aus dem Publikum und mit hervorragenden Trainern/-innen anzutreten. Dafür kann man trainieren, … auch die Trainer/-innen.

Methoden, um Wissen und Werkzeuge rund um Macht-Auseinandersetzungen gut zu vermitteln

Die Teilnehmenden, die sich im BIZ der AK Wien versammelten, um das REFAK-Seminar „Schon mal Gegenmacht trainiert“ (Trainer/in: Tanja Dobart und Gerhard Gstöttner-Hofer) zu absolvieren, kamen aus unterschiedlichen Bereichen unserer Organisationen. Betriebsratsmitglieder, Sekretär/-innen von Gewerkschaften bzw. des ÖGB und AK-Beschäftigte. Dementsprechend variierte auch der Zugang zur Frage, wo der Schwerpunkt des eigenen Anwendungsgebietes der Seminarinhalte liegen würde. Im Fokus stand freilich der Einsatz von Materialien und Methoden für den Trainings-, Seminar- und Workshop-Einsatz.

Den Anfang machten einige Methoden wie z.B. „Soziometrische Aufstellungen“, die eine Annäherung an das Thema und die eigenen Erfahrungen rund um Machtauseinandersetzungen ermöglichen sollten. Danach ging es um Materialien und Methoden, die das Verstehen und Systematisieren unterstützen sollten, was der Begriff Macht eigentlich beinhaltet und welche Dimensionen gewerkschaftlicher Macht es gibt. Auch die Schatztruhe der Kreativtechniken wurde geöffnet, um nicht nur „kopflastigen“ Methoden der Erschließung des Macht-Themas Raum zu geben. Duplo- und Playmobil-Akteur/-innen standen sich in einer ungleichen Machtkonstellation gegenüber, die an das berühmte gallische Dorf gegen das römische Imperium erinnerte. Das entstandene Kreativszenario war Basis für eine angeregte Analyse rund um Machtstrategien.

Ausschnitt aus dem Padlet

Einen weiteren großen Schwerpunkt bildeten danach Tools und Werkzeuge, die im Rahmen von Trainings und Workshops angewendet werden können, um die eigene Position in einer Machtauseinandersetzung systematisch zu analysieren, eigene Ziele und Strategien in der Auseinandersetzung nicht dem Zufall zu überlassen, sondern umfassend zu definieren und zu planen; und schließlich auch operative Strategiepfade in Machtspielen gemeinsam entwickeln zu können.

Seminarziel – Orientierung und Systematik im Machtspiel

Neun Leitfragen bildeten den chronologischen Pfad, entlang dessen Inhalte und Methoden für Trainings und Workshops vorgestellt und durchgearbeitet wurden. Diese Fragestellungen sind auch die visuelle Grundstruktur für die Dokumentation aller Seminarinhalte und -methoden in einem Padlet, das den Teilnehmenden des Seminars als facettenreiche Quelle von Materialien für die eigene Trainer/-innen-Tätigkeit zur Verfügung steht.

Ausschnitt aus dem Padlet

Transfer in den eigenen Verwertungszusammenhang

Regelmäßige Timeouts in Kleingruppen sollten den Transfer in das eigene Anwendungsfeld sicherstellen. Alle im Seminar angewendeten Methoden wurden zusätzlich parallel in einem Methodenpool dokumentiert, der als Stichwortkatalog für die Erstellung des jeweils eigenen Trainings- und Workshopsdesigns dienen kann.

Auch ein fiktives Gegenmacht-Kompetenz-Profil kam im abschließenden Teil des Seminars zur Sprache. Es kann dazu dienen, ganz konkrete Seminar-Wirkungsziele zu definieren.

Eine Betriebsrats-Gegenmachtgeschichte mit Impulskraft für die Seminarplanung

Begleitet haben uns während des Seminars auch Zoran und sein Betriebsratsteam. Sie spielen die Hauptrolle im VÖGB/AK-Skriptum „Mach dich stark als Betriebsrat“. In einer fiktiven – aber real aus dem betrieblichen Leben gegriffenen – Geschichte geht es darum, wie es das Betriebsratsteam von Zoran, Margit, Simon, Marina und Karl gemeinsam mit den Gewerkschaftssekretärinnen Silvia und Andrea schafft, zu einem durchschlagskräftigen Machtfaktor im Betrieb zu werden. Das Skriptum ist auch zu einem Handbuch mit vielen methodischen Hinweisen und Hintergrundinformationen geworden. Und ganz wichtig: Die Geschichte, die den Rahmen bildet, geht gut aus. Happy End!

Cover des VÖGB-Skripts PGA03

Nächste Chance auf dieses REFAK-Angebot

Wer nun neugierig geworden ist: Das nächste REFAK-Seminar mit dem Inhalt „Machtkompetenz“ findet 13.-15. März 2023 statt. Der Titel diesmal: „Den Zug zum Tor trainieren. Strategien und Methoden für das Spielfeld der Macht“. Du kannst dich ja gleich hier dazu anmelden.

Frei zugängliche Materialien

Trainer/-in: Tanja Dobart und Gerhard Gstöttner-Hofer

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