#grumo_19: Teambuilding Online

Geht das überhaupt?

Das letzte Treffen unserer fünf Expert*innen für die Arbeit mit und in Gruppen hat soeben erst geendet. Beate fand den Erfahrungsaustausch über das Phänomen, dass Gruppen oder einzelne Teilnehmerinnen ganz schön nerven können – wieder einmal – sehr bereichernd. Außerdem freut sie sich, dass die Kolleg*innen damit einverstanden sind, das nächste Mal gemeinsam darüber nachzudenken, wie sich Teambuilding-Maßnahmen online umsetzen ließen.

Beate hat nämlich einen entsprechenden Auftrag angenommen, ohne viel Erfahrung damit zu haben. Das ist eine Vorgehensweise, die sie mittlerweile zu schätzen gelernt hat. Früher hatte sie oft ein schlechtes Gewissen, wenn sie Aufträge annahm, die sie zwar interessierten, gleichzeitig aber Neuland für sie waren. Jetzt denkt sie: „Ich liebe eben die Herausforderung und auf diese Weise erweitere ich mein Repertoire und bekommen Anstoß, mich in ein Thema zu vertiefen.“ Die Reaktion der Kolleg*innen war so anregend, dass Beate gleich einige Ideen für die Gestaltung des Online-Teambuildings hat. „Warum die Runde nicht gleich zum Ausprobieren nutzen?“, denkt sie sich und beginnt eine der Interventionen im Detail zu planen.

Zwei Wochen später…

Überrascht nimmt Rudi den Umschlag aus dem Postkasten und wundert sich noch mehr, als er Beate als Absenderin identifiziert. „Bitte (noch) nicht öffnen“ liest Rudi vom Briefumschlag, der sich darin befunden hatte. Er wird daraus zwar nicht schlau, hat aber eh grad keine Zeit für Rätsel und beschließt am nächsten Tag bei Beate nachzufragen. Zeitgleich ist Beate gespannt wie ein Flitzebogen und würde nur zu gerne bei ihren vier Kolleg*innen nachfragen, ob die Postsendungen auch angekommen sind. Aber schon in der Vorbereitung für das Expert*innentreffen hatte sie beschlossen, geduldig zu sein und das nicht zu tun. Aber sie ist doch verwundert, dass niemand sich gemeldet hat. Das nimmt sie zum Anlass sich zu notieren „Um Rückmeldung bitten, wenn Paket angekommen ist!“. So würde sie mitbekommen, ob alle Postsendungen angekommen sind und könnte im Fall des Falles noch entsprechend reagieren.

Einen Tag später…

Die Versammlung im digitalen Raum ist komplett, als Beate als letzte Kamera und Mikrophon aktiviert und mit ihrem Erscheinen die Plauderei der vier anderen unterbricht. „Hallo Beate! Na du scheinst ja was vorzuhaben mit uns“, wird sie von Maria begrüßt. Bevor sie darauf reagieren kann, verleihen auch Rudi, Yasemine und Paul ihrer Verwunderung, Vorfreude und Skepsis Ausdruck – die Aufregung ist selbst im digitalen Raum spürbar geworden. „Das ist ja super!“, denkt Beate, deren Absicht es unter anderem war, einen gemeinsamen emotionalen Raum zu schaffen. Mit „Ihr dürft die Päckchen jetzt öffnen“, gibt Beate den Startschuss ins Thema Teambuilding im Online-Format und beobachtet entzückt ihre Kolleg*innen beim Auspacken der Kleinigkeiten, die den Austauschprozess unterstützen sollen. „Mmhh Trinkschokolade!“, ruft Paul als er das Kuvert mit der Aufschrift „Für die Pause“ öffnet. Yasemine hält Klebenotizzettel in drei Farben in die Kamera und einen Bleistift, mit dem Aufdruck „Auf gute Zusammenarbeit!“.

Positive Rückmeldungen

  • Nach einigen Minuten auspacken, staunen, vergleichen, fragen und freuen, bittet Beate ihre Kolleg*innen um Feedback zu der Idee, den Teilnehmer*innen für das bevorstehende Teambuilding ein Päckchen mit ähnlichen Inhalten zuzuschicken. „Ich finde die Idee hervorragend!“, meint Rudi und schildert, dass diese Intervention mehrere positive Gefühle beim ihm ausgelöst hat. Er fühlt sich willkommen und wertgeschätzt und wurde beim Erhalt des Päckchens so richtig neugierig auf das Treffen. „Ich finde super, dass auch Snacks für die Pause dabei sind. Damit ist sofort klar, dass es Arbeits- und Pausenzeit geben wird und das Selbstfürsorge wichtig und gewünscht ist“, meldet Maria zurück. Neben vielen positiven und begeisterten Rückmeldungen, sind für Beate auch ein paar Dinge dabei, die sie beachten möchte und sie notiert daher:
  • Keine Snacks mit Nüssen oder Soja, etc. – Allergie!
  • Rücksprache mit Leitung nicht nur wegen Budget – muss auch zur Organisationskultur passen!
  • Delegieren an Organisation?

In Kontakt kommen

Nach diesem sehr gelungenen Einstieg gehen unsere fünf Expert*innen in den Austausch über Erfahrungen und weitere Ideen für eine Teambuilding-Maßnahme im Online-Format. Schnell wird klar, dass es wie bei einen entsprechenden Training in Präsenz vor allem darum geht, dabei zu unterstützen, miteinander in Kontakt zu kommen. Paul bietet an, dazu eine Übung anzuleiten, die ihm vor ein paar Tagen eingefallen war. Mit einem Klick auf den Link, den Paul in den Chat gestellt hat, wechseln die Fünf auf die Plattform wonder.me (siehe auch #grumo_15). „Und bitte: vorher hier rausgehen, sonst seid ihr in zwei Räumen und es kann eine schlimme Rückkoppelung entstehen!“. Die Ecken des digitalen Raumes auf wonder.me hat Paul jeweils mit einer Impulsfrage versehen. „Die Idee ist, dass die Teilnehmer*innen die Ecken und damit die Themen wechseln und sich in Kleingruppen mit unterschiedlichen Kolleg*innen austauschen, ähnlich dem Speeddating, das ihr wahrscheinlich kennt.“ Paul bittet seine Kolleg*innen, die, so wie er, als kleine Kreise im Raum erscheinen und herum wandern können, sich jeweils zu zweit in einer Ecke zu „treffen“ und in ein Videotelefonat zu gehen, indem eine Person die andere anklickt. Mit der Funktion Broadcast, die es ermöglicht mit allen Personen im Raum Kontakt aufzunehmen, auch wenn sie gerade in einer Kleingruppe sind, fordert Paul nach drei Minuten dazu auf, sowohl Ecke als auch Gesprächspartner*in zu wechseln.

Setting- und Dynamikwechsel

Zurück im Zoom-Raum wird noch nachbesprochen. Yasemine findet es wichtig, den Teilnehmer*innen genug Zeit für einzelne Übungen zu geben. „Ich finde dieses schnelle Format super, weil es ermöglicht in kurzer Zeit mit vielen Personen in Kontakt zu kommen. Aber die Leute sollten auch in einen intensiveren Austausch gehen können und zum Beispiel gemeinsam eine knifflige Aufgabe lösen. Solche Erfahrungen sind wichtig für’s Teamgefühl und bieten außerdem Raum, sich in Zusammenarbeit zu erleben und zu üben.“ Alle nicken zustimmend. Beate ist beeindruckt, was sie in der kurzen Zeit gemeinsam erlebt, sichtbar gemacht und zusammen getragen haben und formuliert ihr wichtigstes Learning so: „Ich nehme mir vieles mit von heute, vor allem aber die Erkenntnis, dass es auch im Online-Format darum geht, Möglichkeiten zu gestalten, miteinander in Kontakt zu kommen und gemeinsam zu erleben.“

Beim nächsten Treffen wollen die Fünf ihre Erfahrungen mit neuen Kolleg*innen, die in laufende Lehrgänge oder bestehende Seminardesigns einsteigen, besprechen. Paul hat immer wieder Settings, in denen er mit wechselnden Trainingspartner*innen zum selben Thema arbeitet und auch Maria hat da einige Fragen, die sie gerne diskutieren möchte.

Autorinnen: Gerda Kolb und Irene Zavarsky

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