#dimi_10: Tools, Tools, Tools

Warum viele Trainer*innen nicht genug davon kriegen können

Tools oder Werkzeuge, die das Lernen unterstützen, sind ein gefragtes Gut. Ihren Werkzeugkoffer mit Methoden für jede Seminarphase, unterschiedliche Zielgruppen und Inhalte zu füllen, ist ein Ziel vieler Trainer*innen.

Ein großes Methodenwissen wird nicht selten als ein Garant für das erfolgreiche Gestalten von Lernprozessen gesehen. Doch es ist wie bei einem/r Handwerker*in. Das Werkzeug nützt wenig, wenn dieses nicht kompetent genutzt werden kann. Dazu brauchen wir das Wissen, wie wir Methoden sinnvoll und zielgerichtet einsetzen und welche Kriterien bei der Auswahl helfen.

Wenn du dir diese Fragen stellst, dann sollte dieser Blogbeitrag ein paar Antworten für dich parat haben.

Der Begriff Methode leitet sich aus dem Griechischen „methodos“ ab und bedeutet einen Weg einzuschlagen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Im Kontext der Erwachsenenbildung sind Methoden Werkzeuge, die genutzt werden, um (Lern-)Ziele zu erreichen.

Kennenlernen und Einstieg

Methoden werden zunächst häufig mit „Kennlern- oder Aktivierungsübungen“ in Verbindung gebracht. So haben fast alle Trainer*innen Methoden parat, die sie gerne zu Beginn eines Seminars einsetzen oder nach der Mittagspause nutzen, um wieder Schwung in den Lernprozess zu bringen. Besonders beliebte Einstiegsmethoden (und daher teilweise auch schon etwas abgedroschen), sind etwa soziometrische Aufstellungen oder Partnerinterviews.

Methoden, die zu Beginn eines Seminars eingesetzt werden, haben meist das Ziel eine produktive Lernatmosphäre zu schaffen. Die auf die Inhalte des Seminars bezogenen Lernziele bleiben dabei meist noch im Hintergrund. Der Methodenkoffer des REFAK-Blogs bietet zahlreiche kreative Vorschläge, um ein Seminar zu beginnen. Hier findest du auch eine Sammlung von besonders nervigen Methoden.

Methoden unterstützen das Verarbeiten von Lerninhalten

Ein sehr grundlegendes Ziel von Methoden ist die Verarbeitungsprozesse der Lernenden anzuregen – also durch methodisch überlegtes Handeln das Üben, Ausprobieren, Erproben und Festigen von Fähigkeiten anzuregen. In diesem Sinne sind Methoden Bestandteil jedes Lernprozesses, bei dem theoretische Input von Ausprobieren und Reflektieren ergänzt wird. Mehr zum Thema Lernzyklus im kommenden Blogbeitrag #dimi_11.

Was ist eigentlich eine Methode?

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, auch weil der Umfang von Methoden sehr unterschiedlich sein kein. Manchmal sprechen wir auch von Mikromethoden, wenn diese als kurze Unterbrechungen eines Frontalvortrags genutzt werden.

Im Online-Setting ist das Tool Menti bekannt und beliebt, im Präsenzformat ist es oft weniger aufwendig kurze Zwischenfragen mittels der Methode der Ampelkarten einzubauen oder Schätzfragen zu nutzen. Aber auch umfassende und methodisch aufwendige Lernszenarien wie Projektarbeiten oder Planspielen werden als Methoden bezeichnet.

Methoden können eingesetzt werden um

  1. den Einstieg in ein Thema zu erleichtern und Vorerfahrungen sichtbar machen
  2. ein Thema zu erarbeiten und die aktive Auseinandersetzung anzuregen
  3. den Transfer in die Praxis zu erleichtern

Wie wähle ich die richtige Methode aus?

Welche Methode ich wann verwende, hängt von vielen Faktoren ab. Folgende Fragen können hilfreich sein, um den Einsatz gezielt zu planen.

Institutionelle Rahmenbedingungen

  1. Wieviel Zeit steht zur Verfügung?
    Aber Achtung, wenig Zeit wird gerne als Grund genannt den mangelnden Methodeneinsatz zu entschuldigen. Lernen passiert nur, wenn die Lernenden aktiv mitdenken, deshalb sollte selbst ein Kurzvortrag methodisch durchdacht sein.
  2. Welche räumlichen Möglichkeiten habe ich?
    Auch hier gilt: Sei kreativ und mutig. Steht kein zweiter Gruppenraum zur Verfügung, können auch mehrere Gruppen im Hauptraum arbeiten, was oft ohnehin Sinn macht, weil ich z.B. dann flexibler auf den Zeitbedarf eingehen kann. Zögere nicht Tischstellungen aufzulösen oder im Seminarhaus vorab anzukündigen, welche Settings du dir wünscht. Meist ist mehr möglich als gedacht.
  3. Welche Materialien stehen zur Verfügung? Welche kann ich selbst erstellen/mitbringen/nutzen?
    Methoden können oft mit einfachen Materialien umgesetzt werden. Tipp: Legobausteine eignen sich wunderbar, um Schätztürme zu bauen, Playmobilfiguren, um Szenarien nachzustellen. Man muss nicht gleich in die Geldbörse greifen, sondern kann vieles aus dem eigenen Haushalt für den eigenen Trainingskoffer „upcyceln“.

Ziele und Inhalte

  • Was ist der Lerninhalt? Wie kann ich diese aufbrechen und methodisch verpacken?
    Lernen bedeutet immer auch verankern. Deshalb ist die Vermittlung von Lerninhalten selten die Frage: Vortrag oder Gruppenarbeit. Oft braucht es beide- eine Phase, in der der Inhalt vermittelt wird, eine in der dieser verarbeitet und gefestigt wird. Meist wird die Vermittlung vor die Übung gestellt, aber denk‘ mal darüber nach, ob das Vertauschen dieser Phasen nicht mehr Spannung in den Lernprozess bringen könnte.
  • Welche Lernziele bzw. welche Kompetenzstufe ist angestrebt?
    Hier gilt: Will ich, dass die Lernenden die Lerninhalte nicht nur verstehen, sondern anwenden können, komme ich nicht darum herum methodische Elemente in meinem Seminar einzubauen, die diesen Übungs- und Experimentierraum schaffen.

Trainer*innen und Lernende

Neben den methodischen Fragen, ist es auch sinnvoll, mir selbst Fragen zu meinem Zugang zu Methoden und meinen Fähigkeiten zu stellen.

  • Wieviel Erfahrung habe ich im Einsatz von Methoden?
  • Welche Unsicherheiten nehme ich an mir selbst wahr? Was brauche ich, um eine Methode mit der nötigen Überzeugung und Enthusiasmus einzusetzen?
  • Welche Methoden machen mir selbst Spaß?
  • Wie gut kann ich mit Widerständen umgehen?

Auch das Hineinversetzen in die Lernenden, kann mir bei der Auswahl und Planung des Methodeneinsatzes helfen:

  • Wie gut kennen sich die Lernenden?
  • Gibt es bestehende Verhaltensmuster, die die Offenheit gegenüber Methoden im Allgemeinen oder einzelner Methode unterstützen, einschränken, verunmöglichen?
  • Gibt es Aspekte in Bezug auf die Teilhabe aller Lernender, die ich beachten sollte?
    (z.B. körperliche Fähigkeiten, Sprache, Alter…)
  • Welche Bilder haben meine Teilnehmer*innen von Lernen? Welche Erklärungen können helfen, um die Sinnhaftigkeiten einer Methode klar zu machen?
  • Welche Widerstände können auftreten?

Was gibt’s noch zu beachten?

Neben diesen allgemeinen Fragen gibt es weitere Aspekte, die für die Planung einer Methode relevant sind.

Welche Sozialform ist für diese Methode geeignet?

Unter Sozialform verstehen wir das Gruppensetting, das für die jeweilige Methode notwendig oder sinnvoll ist. Prinzipiell unterscheidet man in der Erwachsenenbildung drei grundlegende Sozialformen, die meist in einem methodisch überlegten Aufeinanderfolgen eingesetzt werden:

  • Gesamt- oder Großgruppe z.B. Präsentationen, Rollenspiel, Planspiel
  • Kleingruppe – Partnerarbeit (2 Personen), Gruppenarbeit (ca. 4-6 Personen)
  • Einzelarbeit
    Mehr dazu hier zum Nachlesen.

Welche Handlungsform oder lernende Tätigkeit nutzt die Methode?

  • Wie wird das Lernen mit dieser Methode gefördert? Geht’s darum etwas zu erklären, zu diskutieren, zu argumentieren, auszuprobieren, Fragen zu formulieren, Hypothesen zu bilden?

Wie ist Methode aufgebaut? Was ist der methodische Prozess?

  • Wie leite ich die Methode ein? Wie kommuniziere ich den Arbeitsauftrag?
  • Wie werden die Inhalte erarbeitet? Welche Materialien stelle ich zur Verfügung? Wie begleite ich die Lernenden?
  • Wie werden die Lernergebnisse gesichert – z.B. präsentiert, reflektiert oder dokumentiert?

Methoden sind ein Schmiermittel für das Lernen mit und von Erwachsenen.

Jede/r Trainer*in sollte ein gewisses Repertoire zur Verfügung haben und dieses – oft auch über kollegialen Austausch – weiterentwickeln. Methoden sind aus meiner Sicht so etwas wie eine Linux Betriebssystem, das auf dem Open Source Gedanken beruht: Jeder sollte Methoden frei benutzen und auch modifizieren und am besten ohne Lizensierung weiterverbreiten. Mit diesem Ansatz bin ich nicht allein und daher gibt es auch so viele tolle Ressourcen, die genützt werden können.

In diesem Sinne viel Spaß beim Stöbern.

Allgemeine Methodenlinks:

Genannte (und auch andere) Bücher können HIER im Webshop des ÖGB-Verlags versandkostenfrei bestellt werden.

Autorin: Margret Steixner

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