ein Rückblick und Resümee
Die Arbeiterkammerwahlen sind geschlagen, auch jene zum EU Parlament. In Russland, Mexiko, Südafrika wurde gewählt und die größten demokratischen Wahlen der Welt in Indien sind vorüber. Die Parlamentswahlen in Österreich und die Präsidentschaftswahlen in den USA stehen vor der Tür und man gewinnt den Eindruck, als stünde die demokratische Ordnung an sich zur Wahl.
„Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie schon längst verboten.“
Im Eröffnungsartikel der REFAK Blogserie #demo „demokratischer Montag“ sind wir den verworrenen Spuren dieses Zitats im Internet gefolgt. Bis heute konnte ich nicht herausfinden, ob dieses Zitat authentisch ist und wer den Satz ursprünglich geäußert hatte. Wie so oft finden sich bei solchen Recherchen, die wirklich interessanten Sachen unterwegs, wie zum Beispiel: Barbara Blaha erklärt uns in Ihrer Rede auf der re:publica 2024 warum Wahlen alleine nichts ändern, sondern es auch vor und nach den Wahlen jede:n von uns braucht: Aktiv und organisiert, nicht nur als einzelne Wähler:in oder bewusste aber individualisierte Konsument:in, um Demokratie zu leben und Veränderung zu gestalten.
Gewerkschaftliche Erwachsenenbildung und Demokratie
Wenn Wahlen alleine nichts ändern können, wird uns dann Bildung die Demokratie retten? Wie wir in den Blogbeiträgen zu Demokratiebildung und demokratischer Bildung erfuhren, ist Bildung eine notwendige Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie, weil Demokratie die einzige Herrschaftsform ist, die von allen Beteiligten gelernt werden muss. Bildung ist aber nicht hinreichend, um Demokratie zu ermöglichen und zu sichern. Jedoch in welcher Form Bildung passiert, macht einen großen Unterschied dafür, ob sich eine demokratische Kultur entwickelt.
Demokratie muss erlebbar sein
Gewerkschaftliche Bildung in Österreich ist vor allem Bildung mit Teilnehmer:innen, die von ihren Kolleg:innen im Betrieb als ihre Interessensvertreter:innen gewählt wurden, um demokratische Teilhabe auch auf betrieblicher Ebene durchzusetzen. Die gewerkschaftliche Bildungsarbeit hat das Ziel die Teilnehmer:innen in ihrer Rolle weiterzubilden und dabei zu ermächtigen Gesellschaft mitzugestalten. In einer Zeit in der immer weniger Arbeiter:innen an nationalen Wahlen teilnehmen dürfen, weil sie kein Wahlrecht haben – oder dieses Wahlrecht zwar besitzen, aber nicht wahrnehmen, weil sie sich davon nichts mehr versprechen – kommt gelebter Demokratie auf betrieblicher Ebene eine noch wichtigere Brückenfunktion als bisher für demokratische Teilhabe und Veränderung zu.
Am einen Ende der Brücke steht die alltägliche Lebenswelt der Menschen, am anderen die gesellschaftlichen und politischen Institutionen, in denen Entscheidungen getroffen werden, die das alltägliche Leben stark beeinflussen. Diese Brücke muss in beide Richtungen begehbar sein. Alle müssen diese Brücke betreten dürfen und sie soll auch für alle Gesellschaftsgruppen attraktiv sein. Insofern kann betriebliche Demokratie und demokratische Bildung einen Unterschied dafür machen, ob und wie sich eine demokratische Kultur weiterentwickelt.
Auf dass heute nicht der letzte demokratische Montag ist!
Autor: Philip Taucher
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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen unter gleichen Bedingungen 3.0 Österreich Lizenz.
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