#mm: Aktivierungsinseln für Präsenz- und Online-Trainings

Vom Passiv-Zuhören zum Aktiv-Mitmachen

Zum dritten Mal fand das Seminar Das „Dream-Team“ aus Frontalvortrag und Aktivierungsinseln im Rahmen der Trilogie 2020 am 13. Oktober 2020 statt. Diesmal Corona-bedingt nicht im BIZ in Wien, sondern online auf BigBlueButton. Deshalb gab es ein zusätzliches Seminarziel: Aktivierungsmöglichkeiten, die auch online funktionieren. Die Leitung hatten an ihren Bildschirmen Michael Ziereis und Ulli Lipp.

Das Konzept Aktivierungsinseln

Was sind Aktivierungsinseln? Wir „Normalmenschen“ können nicht lange konzentriert nur zuhören. Nach spätestens 20 Minuten wird es uneffektiv.  Wir sollten unsere Zuhörer*innen  schleunigst aus dem Zustand  „passiv sein und zuhören“ herausholen. Dazu gibt es die Aktivierungsinseln. Für kurze Zeit werden die Teilnehmer*innen aktiv, machen eine Übung, reagieren auf eine Frage, schreiben etwas auf. Dann kann es im Vortrag weitergehen.

Viele Aktivierungsinseln auf einen Blick

Aktivierung zum Start und Kennenlernen

Den Start gestalteten wir mit der Online-Version der Methode „Stellung nehmen“. Das begann mit einer Karte „Wo sitzt Ihr gerade?“. Dann fragten wir nach den Vorerfahrungen. „Stellung nehmen“ alias „Aufstellung“ zählt inzwischen zu nervigen Methoden, weil sie mitunter inflationär eingesetzt werden. Das ist bei der Online-Version anders: Das Aufstehen und das Rumgehen fällen weg, man bewegt sich nur mit dem Cursor zur richtigen Position. In BigBlueButton werden die Namen im Mehrbenutzer-Modus sichtbar und als „Werkzeug“ verschiebbar.

Karten ordnen in mehreren Varianten

Die Aktivität der simpelsten Version besteht darin, zu überlegen, ob eine Aussage richtig oder falsch ist. Je intensiver jemand darüber nachdenken muss, desto mehr lernt sie/er dabei. Die Bezeichnung „Karten ordnen“ stammt von der ursprünglichen praktischen Umsetzung in der Präsenzschulung: Richtige und falsche Aussagen werden auf A3 Kartons geschrieben. Die Teilnehmer*innen überlegen allein oder diskutieren in Gruppen, was richtig und was falsch ist. Wir haben diese Methode übrigens von vietnamesischen Kolleginnen abgeschaut, die das gerne verwenden, weil es auch für deren große Gruppen bis zu 100 Personen einsetzbar ist. Sie nannten das „Siebmethode“.

Das ist eine ganz einfache Umsetzung der Methode im Online-Training: Ich halte die Behauptung hoch, die Teilnehmer*innen signalisieren richtig oder falsch. Das könnten sie auch mit ihrem eigenen Daumen im Bild tun. Den virtuellen Daumen im Kamerabild gibt’s in BigBlueButton nicht – Kärtchen mit „Richtig“ und „Falsch“ tuns aber auch!
Das ist eine Version in PowerPoint. Wir haben im BigBlueButton-Seminar die Präsentation im Bearbeitungsmodus mit „Bildchirm freigeben“ gezeigt und die Karten auf Ansage der Teilnehmer*innen verschoben. Die Lösung dazu ist hier.
Das funktioniert auch mit PowerPoint (im Bearbeitungsmodus) in der hier abgebildeten Online-Version. Im Präsenztraining ist es noch schöner, wenn einige Teilnehmer*innen ihre Kolleg*innen mit den A3-Plakaten in der Hand in die richtige Reihenfolge bringen. Die Lösung zu dieser nicht ganz einfachen Aufgabe findest du hier.

Im Seminar gab es noch weitere Varianten. Hier die Präsentation zur Aktivierungsinsel „Karten ordnen“.

Mentimeter ein digitales Tool für Online und Präsenz

Der Link zu Mentimeter

So läuft es ab: Die Frage erscheint auf der Leinwand und die Teilnehmer*innen stimmen direkt mit dem Smartphone oder Rechner ab. Besonders wertvoll ist, dass alle Teilnehmer*innen aktiviert werden und die Umfragen anonym ablaufen. Dadurch sinkt die Hemmschwelle mitzumachen. Auch große Gruppen können auf diesem Weg einfach aktiviert werden. In der verspielteren Variante als Quiz können sich die Teilnehmer*innen mit ihrem Wissen messen, denn es werden Punkte für schnelle richtige Antworten vergeben. Das eignet sich gut als Lernanker und erhöht den Spaßfaktor.

Für den Einsatz von Mentimeter haben wir drei Tipps:

  1. Vor das Quiz immer eine Seite mit den Infos zum Einloggen stellen.
  2. Bevor die Umfrage startet, prüfen, ob alle teilnehmen können.
    (Falls es bei einer Person technisch nicht klappt, ist das auch kein Beinbruch. Sie kann einfach mündlich mitmachen.)
  3. Mit einer allgemeinen Frage starten.
    Z.B. „Wie geht es euch gerade?“, „Seid ihr bereit?“ Damit stellt ihr sicher, dass alle das Abstimmen beherrschen, bevor es an die inhaltlichen Fragen geht.
Umfragen mit Mentimeter

Infos zum Tool: Mentimeter ist ein Online Tool. Mit E- Mail und Passwort kann man sich auf der Homepage von Mentimeter einen kostenlosen Account erstellen. In der kostenlosen Version können zwei Umfragen und fünf Quizfragen pro Präsentation genutzt werden. Allerdings könnt ihr unendlich viele Präsentationen erstellen. Deshalb ist für viele die kostenlose Version schon ausreichend.

Drei weitere Aktivierungsinseln

Einen Überblick gibt die Präsentation „Aktivierungsinseln für Präsenz-und Online-Trainings„. Hier schauen wir nur drei ausgewählte Inseln genauer an.

Beim Blitzlicht antworten alle nach kurzer Zeit zum Nachdenken auf dieselbe Frage oder denselben Satzanfang. Das geht im Präsenzmodus der Reihe nach, so wie die Teilnehmer*innen sitzen. Genau dieses Detail macht das Blitzlicht online etwas „sperrig“, denn jeder sieht am Bildschirm eine andere Reihenfolge und weiß nicht, wann sie/er dran ist. Wir haben zwei Möglichkeiten gefunden, diese Schwierigkeit zu umgehen. Das eine ist ein Screenshot von allen Teilnehmer*innen in der Kachelansicht, der dann auf die Präsentationsfläche kommt. Die Reihenfolge ist dann die auf dem Bild. Als zweite Möglichkeit haben wir mit dem Random Picker Wheel gearbeitet. Der Zufall bestimmt dann, wer dran ist. Ein Mini-Tool, das ganz einfach zu bedienen ist.

Das Punkten als Bewertungsmethode im Präsenzmodus mit Klebepunkten aus dem Moderationskoffer ist bekannt. Wie aber mache ich das im online-Format? Alle Plattformen haben irgendeine Möglichkeit, etwas auf ein integriertes Whiteboard zu zeichnen oder stempeln. In unserem Seminar baten wir unsere Teilnehmer*innen mit zwei Kreisen zu kennzeichnen, welche Aktivierungsinseln sie als nächstes verwenden. Das Ergebnis:

Quiz und Rätsel haben wir bei Mentimeter in der digitalen Form schon erwähnt. Da gibt es natürlich auch andere netzbasierte Quiz-Tools wie Kahoot oder Quizizz. Was immer gut läuft, sind bekannte Formate wie „1, 2 oder 3“ oder die „Millionenshow“. Es geht aber auch ganz einfach mit Zeichnungen oder Icons, bei denen man den dazugehörigen Text in der Präsentation zunächst weglässt und erraten lässt. Das ist eine Aktivierungsinsel, die ohne großen Aufwand herzustellen ist und bei der Durchführung wenig Zeit in Anspruch nimmt.

Hier geht es zur Auflösung.

Arbeitsergebnisse aus dem Seminar

Während des Seminars entwickelten die Teilnehmer*innen Aktivierungsinseln für die eigene gewerkschaftliche Bildungsarbeit und die Referent*innen-Tätigkeit bei der Refak. Hier eine lesenswerte Auswahl (auch zum Abkupfern).

Materialien und gesammelte Links

Autoren: Michael Ziereis und Ulli Lipp

English version

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2 Gedanken zu „#mm: Aktivierungsinseln für Präsenz- und Online-Trainings

  1. Timur Kolinko

    …immer wieder großartig, wie ihr über eure Arbeit berichtet und uns an euren Ideen teilhaben lasst. Vielen Dank dafür. Und bitte: weiter so!

    Liebe Grüße aus Berlin

    Antworten

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