Ziel
** Reflexion eigener (politischer) Positionen und Einstellungen
** Sensibilisierung für die vielen Facetten, die ein Thema haben kann
** Unterschiedliche Positionen, Sichtweisen, Meinungen, Einstellungen im Raum sichtbar machen
Kurzbeschreibung
Die Teilnehmer:innen „positionieren“ sich zu den ihnen vorgetragenen Aussagen, Thesen oder Argumenten durch Aufstellen im Raum. Da zunächst nicht argumentiert werden muss, nehmen die Teilnehmer:innen Stellung, ohne sich zu sehr zu exponieren. Alle im Raum können auf einen Blick Tendenzen erkennen. Meist geschieht dies entlang einer im Raum gekennzeichneten Linie, an deren Enden zwei gegensätzliche Positionen stehen (#mm: Aufstellungen): Ja/Nein; stimme zu/stimme nicht zu; stimmt/stimmt nicht; gut/schlecht. Ähnlich kann mit einem Barometer von 0-100 oder aber mit mehr als zwei Positionierungsmöglichkeiten gearbeitet werden.
Da insbesondere bei heikleren Fragen eine Positionierung bzw. das Einstehen für eine Position schwierig ist, besteht die Tendenz zur Mitte. Dies kann damit umgangen werden, dass von Anfang an nur ein Entweder-oder zugelassen wird. Wie bei Aufstellungen besteht auch hier die Möglichkeit, Blitzlichter einzusammeln und darüber verschiedene Begründungen für die Positionen und Argumente in der Gruppe sichtbar und bearbeitbar zu machen. Fragen könnten sein: Warum stehst Du an dieser Position? Wie sicher bist Du Dir? Hast Du Zweifel oder warst Du unentschieden? Eine andere Möglichkeit ist es, die TeilnehmerInnen innerhalb einer Position murmeln (#mm) zu lassen und damit einen Austausch anzuregen.
Wichtig ist, im Anschluss eine Auswertung und Diskussion einzuplanen. Alle sollten die Möglichkeit haben, zu sagen, wie es ihnen mit den Inhalten sowie mit der Tatsache erging, Stellung beziehen zu „müssen“.
Einsatz
Diese Methode eignet sich zum Themeneinstieg, setzt allerdings je nach Thema und Art der Aussagen durchaus schon ein bestimmtes Vertrauen in die Gruppe und die anderen Teilnehmer:innen voraus. Sie sollte immer gut in das restliche Design eingebunden und vorbereitet sein, d.h. insbesondere gut überlegt sein, warum das Sichtbarmachen der Unterschiede für den Seminarverlauf wichtig ist und wie damit weiter umgegangen wird. Ist das Ziel also mit dem Sichtbarmachen schon erreicht oder soll mit den unterschiedlichen Positionen weitergearbeitet werden? Ist das Ziel eine Annäherung der Positionen oder eine Akzeptanz der unterschiedlichen Meinungen?
Beispielsweise wäre die Methode ein möglicher Auftakt für die Bearbeitung von unsichtbar/implizit vorhandenen konträren Positionen in einer Gruppe. Über „Stellung nehmen“ würden sie zunächst sichtbar und damit bearbeitbar. Ein nächster Schritt könnte dann das Erarbeiten einer (logischen) Argumentation und Begründung für die jeweilige Position in den Gruppen sein – wiederum eine gute Vorbereitung für einen Austausch oder eine Annäherung der Positionen.
Anwendungsbeispiel
Thema „Das Verhältnis Betriebsrat – Management“:
Ziel war es, zum Themeneinstieg die unterschiedlichen Positionierungen von Betriebsrät:innen im Spannungsfeld Belegschaft und Management bzw. Co-Management, Instrumentalisierung und Politisierung sichtbar zu machen. Dazu wurden konkrete Situationen aus dem Arbeitsalltag von Betriebsrät:innen beschrieben – z.B. Informationspolitik bei Umstrukturierung: Betriebsrat ist informiert (worden) und die Frage stellt sich, wie umgehen mit Informationen gegenüber der Belegschaft. Die Beschreibungen sollten bzgl. Anlass und involvierten Akteur:innen so konkret wie möglich sein. Im Anschluss an die Situationsbeschreibung wurden Thesen aufgestellt, zu denen sich dann die Betriebsrät:innen positionieren sollten zwischen „stimme zu“ oder „stimme nicht zu“. Bei dieser Art der Anwendung ist es sehr wichtig, Blitzlichter zu nehmen. Darüber gelingt es, den Erfahrungshintergrund der einzelnen Teilnehmer:innen und die darauf basierende Begründung der Entscheidung ins Seminar zu holen.
Möglichkeiten der Weiterarbeit:
- Input von Expert:innen zum Thema „Das Verhältnis Betriebsrat – Management“ mit dem Ziel, neue Perspektiven auf dieses Spannungsfeld aufzuzeigen
- sammeln von Situationen aus den Betrieben der Teilnehmer:innen und dann Bearbeitung von drei Situationen in drei Kleingruppen mit der Aufgabe, Handlungsalternativen für die konkret beschriebene Situation zu erarbeiten
- eine pro/contra-Diskussion zu einer ausgewählten Situation, um die Beweggründe für unterschiedliches Verhalten genauer kennenzulernen
Planungsdetails
Dauer: Die Anzahl der Fragen sollte nicht zu hoch sein, also nicht mehr als zehn; dafür sollten ca. 30min eingerechnet werden. Wichtig ist die anschließende Auswertung und Diskussion, die je nach TeilnehmerInnenzahl auch nochmals mit 20-30min veranschlagt werden sollte.
Material: Klebeband für Linie am Boden; Papier und Stifte, um die Positionen zu notieren (stimme zu/stimme nicht zu usw.)
Raumbedingungen: genügend Platz zum Bewegen
Autorin: Nicola Sekler
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