Seminardokumentation: Emotionen vor den Vorhang!

IMG_20160420_163559Wie Gefühle dabei helfen, Konflikte zu lösen und Sachthemen zu vermitteln

20.04.2016 – 22.04.2016
TrainerInnen: Helmut Buzzi & Irene Zavarsky

Emotionen haben im beruflichen Kontext nichts verloren? Weit gefehlt! Emotionen sind sowieso immer da. Ebenso gut können wir sie uns zu Nutze machen. Rund um die Themen „Emotionen nutzen“, „mit Emotionen umgehen“ und „emotionales Selbstmanagement“ ging es drei Tage lang vor allem sehr vergnüglich zu.

Nicht, dass jetzt der Eindruck ensteht wir hätten uns nur gut unterhalten. Wir haben hart gearbeitet: in Kleingruppen, mit Theorie Inputs, Rollenspielen, Diskussionsbeiträgen aus dem eigenen Arbeitsalltag – denn vor allem ging es darum, das Erfahrenen anwendbar zu machen. Die Theorie ist nur dann hilfreich, wenn sie in der Praxis Resonanz findet.

Dennoch haben wir sehr viel gelacht in den drei Tagen. Und Humor ist ja bekannterweise ein idealer Lernbegleiter.

Tag 1 – Kennenlernen & Emotionen nutzen

Triadeninterview – Hypothetisieren
Raumsoziogramm
Erwartungsklärung
Emotionen in 3 Dimensionen
Emotionen und besseres Lernen
Emotionen nutzen (Video Beispiele)

An dem Tag ging es vor allem darum einen guten Rahmen zum Arbeiten zu schaffen und Grundlagen zu klären. Durch ein intensives Kennenlernen und ein gemeinsames Erwartungen abklären verschaffen wir uns einen guten Start in die gemeinsame Arbeit.

Übungen:

Triadeninterview – Hypothetisieren: 2 Personen stellen Vermutungen über eine Dritte an (2 Minuten), anschließend „Aufklärung“ (1 Minute), dann Wechsel. Anschließend Vorstellung im Plenum.

Raumsoziogramm (Aufstellung):
* Geburtstag ohne Jahr
* Geburtsort
* Arbeits/Wohnort
* Wie emotional schätzt du dich ein?
* Arbeitsfeld

Der zweite Schwerpunkt des Tages war eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Thema Emotionen und den unterschiedlichen Facetten der Thematik.

Emotionen in 3 Dimensionen:
* Emotionen nutzen (z.B. für gute Lernergebnisse) Sicherheit, Humor, Sympathie,…
* Emotionen ansprechen (Reflexion) – wie ist es Dir damit gegangen?
* mit Emotionen umgehen (Konflikte, Trauer, Ängste,…)

Videobeispiele stellten eine Diskussionsgrundlage für den Umgang mit Emotionen in Gruppen dar: was lösen Bilder/Videos aus? Wie gehe ich mit verschiedenen Emotionen in einer Gruppe um? Wann und warum nutze ich Bilder/Videos und um was zu bewirken?

Tag 2 – Mit Emotionen umgehen

Emotionen und Bedürfnisse – Flussdiagramm
Bedürfnisanalyse
Kontrollierter Dialog / Aktives Zuhören
Gewaltfreie Kommunikation – Wolf- Sprache und Giraffen-Sprache
Fallbeispiele aus dem eigenen Arbeitsalltag – Fallarbeit und Rollenspiel

Hinter Emotionen stecken Bedürfnisse. Sich auf die Suche nach diesen zu begeben kann für den Umgang mit Emotionen hilfreich sein. In weiterer folge sind der kontrollierte Dialog und die Wolf und Giraffen Sprache praktische Methoden zum Umgang mit emotional aufgeladenen Situationen.

Bedürfnisse – Auflistung

Physiologische Bedürfnisse
* Nahrung, Flüssigkeit
* Sauerstoff, Schlaf
* Erholung, Gesundheit

Sicherheitsbedürfnisse
* Schutz vor körperlichen und seelischen Bedrohungen
* Geborgenheit, Angstfreiheit

Soziale Bedürfnisse
* Kontakt, Nähe, Intimität
* Zuwendung, Liebe
* Zugehörigkeit
* Wertschätzung, Respekt
* Verständnis
* Unterstützung
* Gerechtigkeit

Ichbedürfnisse
* Autonomie, Selbstentfaltung
* Selbstachtung, Selbstwert
* Identität
* Stärke, Leistung, Kompetenz
* Unabhängigkeit, Freiheit
* Eigener Raum
* Orientierung, Ordnung

[Quelle: Marshall B. Rosenberg/Friedrich Glasl (Trigon)]

 

Tag 3 – Selbstmanagement & Methodenreflexion

Tipps & Tricks aus dem Theater: Arbeit mit Status
Spannungsbarometer
Methodenreflexion

Auch ich als TrainerIn oder LeiterIn bin – vor allem im Gruppenkontext – Emotionen ausgesetzt. Das Statuskonzept aus dem Improvisationstheater und das Spannungsbarometer sind zwei Methoden, die ich zum Selbstmanagement in solchen Situationen einsetzen kann.

Übungen Zwischendurch

Mobilisierung der Gelenke: lockere Bewegung ohne Belastung, Fuß-, Knie-, Hüftgelenk, Wirbelsäule (LWS, ganze Länge, BWS-Rotation, Arme schwingen, Schultern)

Bälle der Kommunikation: Zuerst 1 Ball Zick-Zack im Kreis, Namen sagen bzw. Bereitschaft zum Empfang klären, Reihenfolge merken. Wenn es gut klappt, Richtungswechsel und eventuell Anzahl der Bälle steigern.

Kinesiologisches Marschieren: Gehen am Platz, Arme schwingen, Gangmuster
Muster 1: Arme schwingen gegengleich (normal),
Muster 2: Arm und Knie auf der gleichen Seite vorne (Passgang),
Muster 3: Beide Arme schwingen gleich (Doppelstock). Wechsel ansagen, eventuell mit Rechnung kombinieren

Spaziergang der Sinne: Im Hier & Jetzt sein, Gedankenspiralen unterbrechen. Beim Spazieren nichts sprechen, sondern 1-2 Minuten ganz genau auf Details schauen oder hören.

Atemschleife (Entspannung): Atem beobachten (Nase, Mund, Tiefe), Visualisierung einer Schleife (Einatmen am Rücken hinauf, Ausatmen vorne hinunter)

Notfallprogramm zur Aktivierung: Frische Luft, Wasser trinken, in den Spiegel lächeln, Rhythmus klatschen

Klatschkreis (Aktivierungsspiel): Klatschen im Kreis weitergeben, 2x Richtungswechsel, 3x eine(n) überspringen

Fuchs & Eichhörnchen: der Fuchs (ein Ball) schleicht von Baum zu Baum (wird rechts und links weitergegeben), das Eichhörnchen (ein andersfarbiger Ball) springt von Baum zu Baum. Treffen sich Fuchs & Eichhörnchen bei einer Person, ist das Eichhörnchen gefressen. Fällt das Eichhörnchen vom Baum ist es auch gefressen. Je nach Lust & Laune 2 Füchse, 2 Eichhörnchen, oder mehr.

Herzlichen Dank für die produktiven und intensiven Tage!

Literaturempfehlungen

Emotionen im Change (Quellen):
* Marshall Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation
* Rudi Ballreich, Friedrich Glasl: Mediation in Bewegung
* Oliver Martin: Emotionen im Change, in: Change trifft Teams

Statuskonzept:
* Irene Zavarsky: „Ist hoch immer gut? Status im täglichen Leben“ in: Trainerei „Mehr als eine Lösung“
* Tom Schmitt, Michael Esser: Status Spiele
* Johannes Lehner, Walter Ötsch: Jenseits der Hierarchie – Status im beruflichen Alltag aktiv gestalten
* Keith Johnstone: Improvisation

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