Präsenz zeigen, Stimme stärken

Erfolgreiches Auftreten im Seminar, auf der Bühne und im Gespräch

Am Anfang war die Ente. Eine Badeente mit bayrischer Lederhose. Dieses Spielzeug ist Symbol für das Seminar – sie steht für Präsenz, Atem und Stimme. Die Ente, Regina Czurda und Philipp Reichel-Neuwirth führten durch den Seminartag am 6. Mai 2024, Tag 1 der Trilogie 2024.

Aufwärmen und Kennenlernen

Die Ente erinnert uns daran, unser Sprechwerkzeug aufzuwärmen, sich des Körpers bewusst zu sein. Sie lädt uns ein, uns unter Spannung zu entspannen, diese auch zuzulassen, wenn es nicht anders geht, solange wir uns ihrer bewusst sind. Die Ente ist voll Luft und doch hält sie ihre Oberflächenspannung mit ihrer gegebenen Form, ihrem Körper. Sie ist elastisch, aber wenn wir sie zusammendrücken, formt sie sich wieder zu ihrer Gestalt zurück – in ihre Präsenz. Und als Abbild ist sie auch an der Wand präsent, später ergänzt durch wichtige Aspekte des Auftretens, mit denen sich die Ente nach und nach umgibt.

Spielerische Methoden, Werkzeuge und Symbole sind in der Arbeit mit körperlicher und psychischer Präsenz sowie vor allem mit der Stimme sehr ernst zu nehmen. Wir beginnen das Seminar mit dem Ballwerfen in der stehenden Gruppe im Kreis und sagen unseren Namen sowie einen kurzen Beisatz zur Herkunft oder persönlichen Bedeutung des Namens. Aber viel mehr als gegenseitiges Kennenlernen beinhaltet die Übung bereits die essenziellen Elemente des Sprechens zu Publikum – zielgerichtet erreichen wir mit der Stimme das Gegenüber: Ballwurf folgt Blick, Stimme folgt Ballwurf.

Der weitere Effekt dieser ersten Übung, Aufwärmen, ermöglicht den nächsten Schritt – die Entspannung. Im Sitzen entspannen wir von oben nach unten alle Muskeln und kommen zur Ruhe. Auf Basis dieser kommen wir ins Sitzen und in die ersten Stimmübungen, die Kraft des Zwerchfells wird über die Flankenatmung entdeckt und über „ffft“ sowie „ssssst“ angeregt. Das somit gestärkte Zwerchfell kann nun längere Sätze in einem Atem stützen, das probieren wir im Gehen aus: Mit einem Satz über sich selbst und die berufliche Herkunft und Aufgabe. Die Badeente an der Wand hat schon einiges gesammelt.

Ente mit Remindern

Nach diesem ersten Block zu Körper, Atem und Stimme folgt das Sammeln eigener Situationen der Teilnehmer:innen, in denen Präsenz und Stimme ein Thema sind – eine reichhaltige Ernte wird präsentiert und besprochen. Das Ergebnis seht ihr hier.

Karaoke soft

Damit wir aber nicht zu schnell in die konkreten Themen gehen, braucht es noch eine allgemeine Übung zur Spontaneität und Kreativität – „Karaoke soft“.
Hierbei sollte in kurzer Zeit ein Objekt vorgestellt und womöglich mit der eigenen Arbeitswelt in Verbindung gebracht werden – und tatsächlich: 30-50 Sekunden Karaoke Präsentationen mit enorm kreativen Einfällen sind es geworden!

Das Feedback zu diesem Auftritt gaben sich die Teilnehmer:innen gegenseitig in einem Spaziergang in 2er und 3er Gruppen: Das ist mir aufgefallen… Das gelingt richtig gut… Das würde mir als Zuhörer:in helfen…

Zungenbrecher

Nach einem guten Mittagessen – zum Teil auf der sonnigen Terrasse des BIZ – kamen wir zurück und reagierten präventiv auf das Mittagstief mit einem kurzen Energizer und ließen die Zungenbrecher in der Runde im und gegen den Uhrzeigersinn wandern.

Stimmhygiene

Aus der Sammlung der eigenen Situationen und Herausforderungen/Bedürfnisse der Teilnehmer:innen ergab sich eine weitere Einheit in der gesamten Runde zur Stimmhygiene: Was tun bei Heiserkeit? Wie vorbeugen? Summen, Schlucken, Gähnen und das Wort „Gut“ mit einer Hand auf der Brust konnten die Brustresonanz entdecken lassen, ein Balsam für die Stimmbänder und das eigene Selbstbild.
Die Stimme und die Präsenz brauchen entgegen verbreiteter Meinung nicht MEHR, sondern WENIGER Anstrengung, um zu wirken. Dementsprechend übten wir im Anschluss an die Stimmhygiene den „Magic Moment“, einen kurzen Moment der Stille vor und nach dem Sprechen. So einfach wie es klingt, war es nicht, aber wirkungsvoll, wie die Teilnehmer:innen als Feedback gaben.

Übung im Saal

Mit diesen Werkzeugen und Erfahrungen kamen wir nun in die Anwendung im eigenen Beruf, sozusagen als Trockentraining. Wir nutzten dazu die tolle Möglichkeit, im großen Festsaal zu trainieren. Einige Teilnehmer:innen nahmen sich die große Bühne und füllten den großen Saal mit ihren Anliegen, Appellen und Geschichten. Die Ente blieb im Seminarraum, wäre aber stolz gewesen!

Zum Abschluss …

Zum Abschluss eines intensiven Tages haben wir noch Punkte besprochen, die vorab auf dem Situationen-Board gesammelt wurden: Darunter Nervosität, Selbstbeobachtung versus Selbstbewertung, Füllwörter beim Sprechen (wir lieben Füllwörter!) und das Thema des Handgestikulierens (auch das lassen wir vorerst zu, solange wir uns dessen gewahr sind).

Schließlich nahmen wir uns vor, EINE Sache nach dem Seminar im beruflichen Setting gleich umzusetzen, was wir in der Merkliste notierten.
Für so manche hieß es vielleicht abends zuerst einmal, ab in die Badewanne mit einer Badeente!

Autor:innen: Regina Czurda und  Philipp Reichel-Neuwirth

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