Diskussion vor Entscheidungen
Eine Methode, um in einer Gruppe möglichst viele Argumente zuerst zu sammeln und danach zu diskutieren. Das erhöht die Qualität von Entscheidungen. Gleichzeitig wird der Horizont der Beteiligten um bisher nicht bedachte Argumente erweitert.
Beispiel:
Im Train-the-Trainer-Kurs geht es um die Frage, was effektiver ist: Seminare in Präsenz oder online. Ich lasse die zukünftigen Referent:innen diskutieren und schreibe eifrig in Tabellenform mit: pro Online oder pro Präsenz. Die bekannten Argumente kommen ganz schnell: „Kein Reiseaufwand“, „Informeller Austausch“ und so weiter. Dann kommen weitere Argumente nur noch tröpfchenweise, dafür sind da auch unübliche Ideen dabei. „Das geht auch bei berufstätigen Müttern problemlos.“ „Gruppenarbeiten gehen online viel schneller.“ „Ich bekomme vor Ort Kontakt zur Organisation, REFAK, ÖGB oder Arbeiterkammer.“ Am Ende stehen ca. 20 Argumente auf der Pinnwand, zahlenmäßig ungefähr gleich verteilt.
In diesem Beispiel ist das Ziel nicht die Vorbereitung einer Entscheidung, sondern die Darstellung der großen Bandbreite an Argumenten. Ich schließe mit einem Blitzlicht ab: Ein für mich ganz neues Argument war, ….
Wie geht es nach der Sammlung von Argumenten weiter?
Wir schließen die Listen ab, wenn von den Teilnehmer:innen nichts mehr kommt, aber nicht zu früh. Manchmal gibt es eine zweite Welle mit neuen Argumenten. Wenn eine Entscheidung ansteht, lassen wir gerne ein Blitzlicht durchlaufen: Im Moment geht meine Tendenz zu …, mein Hauptargument ist oder meine Hauptargumente sind…
Das ist noch nicht die Entscheidung selbst, es ist eine Vorstufe, in der öffentlich wird, wohin die Tendenz geht und warum.
Tipps für die Methode schriftliches Argumentieren
- Im Präsenz-Workshop oder Seminar nutze ich gerne die Pinnwand. In der Moderationsfunktion schreibe ich beim schriftlichen Argumentieren selbst mit. Alle Teilnehmer:innen sollen alle Argumente in Ruhe aufnehmen können. Alternativ und im Online-Seminar schreibe ich auf dem digitalen Whiteboard oder verwende MIRO oder Mural. Praktisch ist auch eine Dokumentenkamera, da kann ich Argumente auch handschriftlich mitschreiben.
2. Mit dem Aufschreiben von Pro- und Contra-Argumenten für alle Alternativen haben wir schlechte Erfahrungen gemacht. Das Verfahren nur die Argumente pro A und pro B aufzuschreiben, vermeidet Wiederholungen und ein Gegeneinander in der Gruppe.
3. Widersprüche gegen einzelne Argumente kennzeichne ich mit einem Widerspruchspfeil (Siehe bei „mehr Transfer“ in der Abbildung oben). Wenn sich Argumente nicht einer Seite zuordnen lassen, schreibe ich sie in die Mitte.
Methodische Einordnung
Schriftliches Argumentieren und schriftliche Diskussion: Ist das nicht dasselbe? Wir halten die Methoden auseinander: Beim schriftlichen Argumentieren wird sehr wohl gesprochen, das „schriftlich“ bezieht sich auf das Mitschreiben der Argumente vor aller Augen. Methodisch gehört schriftliches Argumentieren zur Familie der Zuruflisten. Bei der schriftlichen Diskussion wird dagegen wirklich geschwiegen.
Weitere Beiträge zum Thema Diskussion
- Zur Methode Diskussion gibt es eine ganze Reihe von Blogbeiträgen.
- #mm: Schriftliche Diskussion | Schreibgespräch
- #mm: Diskussion im Plenum
- #mm: Spontane Diskussionen moderieren
- #mm: Pro/Contra-Diskussion
- #mm: fishbowl-Diskussion
- #mm: Das Lehrgespräch
Autor: Ulli Lipp
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