#mm: Lernchecks 1

Ist etwas hängen geblieben?

Wir Referentinnen und Referenten überschätzen oft unsere Wirkung. Wie viele von den Lerninhalten, die wir vermitteln, kommen tatsächlich an? Um das nicht erst am Ende eines Seminars oder einer Schulung zu prüfen, sondern schon im laufenden Lernprozess, entstand die Idee der Lernchecks.

Die Grundidee Lerncheck

„Durchgenommen ist nicht angekommen!“ Eine uralte, aber weiter zutreffende „Weisheit“ zum Lernen und Lehren. Wir, die wir Wissen vermitteln, brauchen Methoden, um festzustellen, was „sitzt“ und wo es noch hapert. Wenn wir die erst am Ende eines Seminars oder einer Schulung einsetzen, ist es zu spät. Der Lernprozess ist abgeschlossen. Damit ist die Idee Lerncheck klar: Das sind Tools, mit denen wir während eines Lernprozesses überprüfen, ob unsere Inhalte angekommen sind. So wird eine „Sofortreparatur“ möglich: Wir können zum Beispiel durch Wiederholungen, Beispiele, Visualisierungen nachbessern.

Beispiel 1: Richtig/falsch ordnen

Nach einer Einheit über Körpersprache hänge ich Aussagen, die eindeutig richtig oder falsch sind, an die Pinnwand. In Murmelgruppen diskutieren die Teilnehmer:innen kurz, welche Aussagen richtig und welche falsch sind. Die Auswertung gibt es anschließend im Plenum. Die Karten werden den Überschriften „richtig“ und „falsch“ zugeordnet. Dabei gibt es Raum, noch offene Fragen zu klären (= „Reparatur“). Diese ganz simple Methode lässt sich bei vielen Inhalten anwenden, bei denen sich richtige und falsche Aussagen eindeutig unterscheiden lassen, zum Beispiel beim Arbeitsrecht. Je schwieriger die Unterscheidung ist, desto besser wirkt der Lerncheck, weil Lernende intensiv nachdenken bzw. in der Murmelgruppe diskutieren müssen.

Zur Lösung

Beispiel 2: Lerncheck vom Inhalt her gedacht

Im Seminar „Lebendig referieren“ vermittelte Gerda Kolb die Phasen der Gruppenentwicklung mit Hilfe eines Flipcharts. Das ist eine ganze Menge an Inhalt. Wie ein Lerncheck dazu ausschaut, hängt von der didaktischen Entscheidung im Vorfeld ab: Was soll hängen bleiben? Ist es die Reihenfolge der Phasen, dann eignet sich als Methode Karten ordnen: Die Phasen sind auf Karten geschrieben, das Flipchart wird umgedreht. Die Teilnehmenden versuchen (für sich allein, in Murmelgruppen oder im Plenum), die Karten in die richtige Reihenfolge zu bringen.

Links das Flipchart mit den Inhalten der Präsentation, rechts die sechs Phasen auf Karten. Sie sollen in die richtige Reihenfolge gebracht werden – ohne Nachschauen natürlich.

Zu diesem Inhalt Phasen der Gruppenentwicklung gibt es – je nach Lernziel – auch andere Möglichkeiten für Lernchecks:
– Beispiele zuordnen lassen: Ich lese kurze Stories aus Seminaren vor (Alternativ als Kurztexte austeilen). Fragestellung: In welcher Phase passiert das?
– Die Aufgaben der Referent:in auf den ovalen Karten rechts auf dem Flipchart werden abgenommen, gemischt und noch einmal zugeordnet.
– Fehlersuche: Falsch zugeordnete Erklärungen zu den Phasen sollen erkannt werden. Noch anspruchsvoller: Die Referent:in (Spalte rechts auf dem Flipchart) agiert mal richtig, mal falsch. Die falschen Reaktionen sind herauszufinden und zu korrigieren.
– Da ist ein Stein im Schuh: Am Ende der Präsentation zu den Gruppenphasen gibt es eine kurze Murmelgruppenphase: „Das war jetzt alles sehr komprimiert. Setzt euch ein paar Minuten zusammen und besprecht: Wo drückt zu diesem Thema der Schuh?“

Tipps für den Lerncheck-Einsatz

  • Vorsicht Zeitfresser! Lernchecks brauchen Zeit und Sofortreparaturen bei Defiziten noch mehr. Lernchecks also genau planen und in die Planung schon Zeitpuffer dafür einbauen!
  • Prüfungs-Assoziationen vermeiden! Sie lassen Erinnerungen an Schule und individuelle Defizite hochkommen. Die fördern das Lernen nicht. Wenn etwas geprüft wird, dann, ob der Lernprozess so gestaltet wurde, dass etwas hängen bleibt.
  • Immer nachbessern, wenn wenig hängen bleibt. Zwar wirkt allein der Lerncheck-Einsatz durch die Wiederholung und durch das Nachdenken (Was war das gleich wieder?). Oft reicht das aber nicht. Beispiele und genaue Erklärungen sind da schon besser.

Zur Vertiefung

Autor: Ulli Lipp

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen unter gleichen Bedingungen 3.0 Österreich Lizenz.
Volltext der Lizenz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.