Bei der Beschäftigung mit Rassismus lohnt es sich, auch über den Tellerrand der Themen Diskriminierung und Benachteiligung zu schauen und sich mit der eigenen Position und eigenen Privilegien auseinanderzusetzen.
Eine beliebte Übung (in unterschiedlichsten Varianten und Formen) um darüber zu reflektieren, ist dafür das Spiel „Schritt nach vorn“ oder „Wie im richtigen Leben“. Grundlage für die Übung ist es, den Teilnehmer*innen Fragen zu stellen. Wenn die Teilnehmer*innen eine Frage für sich mit Ja beantworten können, dann gehen sie einen Schritt vorwärts. Wenn nicht, dann bleiben sie stehen. Da in den Fragen sehr persönliche Dinge angesprochen werden, kann die Übung auch „entschärft“ werden, indem man die Teilnehmer*innen in andere Identitäten schlüpfen lässt.
Kurzbeschreibung
Ziel: Gegenseitiges Kennenlernen der Teilnehmer*innen sowie Schubladendenken und Vorurteilsbildung nachvollziehen und reflektieren
Dauer: 60 Minuten
Zusätzliches Material und Anleitungen: Rollenkärtchen und genauere Beschreibung der Übung „Wie im richtigen Leben“ hier zum Download (PDF, 51 KB)
Spielfragen können beispielsweise lauten:
Kannst du …
- …eine KFZ-Haftpflichtversicherung abschließen?
- …einen Urlaub in deiner Heimat verbringen?
- …beim Versuch, einen Diebstahl anzuzeigen, faire Behandlung von der Polizei erwarten?
- …ein Bankdarlehen zur Renovierung einer Mietwohnung bekommen?
- …eine Familie planen?
- …zahnärztliche Behandlung bekommen, wenn du sie möchtest?
- …dich nach Einbruch der Dunkelheit auf der Straße sicher fühlen?
- …Sympathie und Unterstützung von deiner Familie erwarten?
- …5 Jahre im Voraus planen?
- …deine Partnerin/deinen Partner auf der Straße küssen?
- …bei der nächsten Wahl wählen?
- …deinen Wohnort frei wählen?
- …offen und ohne Probleme deine Religion leben?
- …davon ausgehen, dass du oder deine Kinder in der Schule nicht diskriminiert werden?
Auswertung
Die Auswertung erfolgt anschließend in zwei Phasen.
Für die erste Phase sollen alle Teilnehmenden auf ihren Positionen bleiben, die sie nach der letzten Frage eingenommen hatten. Lasst alle sich umschauen, wo sie im Raum stehen.
Fragt, wie es sich angefühlt hat, in dieser Rolle zu sein. Wann sie gemerkt haben, dass sie vorangekommen sind und wann nicht.
Die zweite Phase der Auswertung kann entweder im Sesselkreis oder in Kleingruppen stattfinden. Diskutiert die Fragen, warum Menschen voran bzw. nicht voran kommen? (also die Bedeutung von Pass, Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, Religion und sozialer Status).
Alternativ lässt sich diese Übung beispielsweise auch in der Aufstellung variieren, indem zu Beginn ein Kreis gebildet wird. Die Teilnehmer*innen sollen sich dabei an den Händen oder Schultern halten und vorwärts oder zurück gehen. Die Schritte sind dabei wichtiger als der Erhalt des Kreises. Das heißt, wenn der Kreis zu stark strapaziert wird, müssen die Teilnehmenden los lassen und weiter gehen.
Eine Ausführliche Anleitung zur Übung „Schritt nach vorn“ ist hier abrufbar.
Entnommen aus: Baustein für nicht-rassistische Bildungsarbeit; Anti-Bias-Werkstatt und GLADT e.V
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