#mm: Tipps zur Kollegialen Beratung

Anregungen, Hilfestellungen, Fallen

Die Kollegiale Beratung ist eine jahrzehntelang bewährte Methode, sich in einem strukturierten Verfahren von Kolleg:innen Rat für Problemsituationen zu holen. Das Grundmuster wurde bereits in einem eigenen Beitrag vorgestellt. Hier geht es um Tipps zur Umsetzung, sowie Situationen, in denen Kollegiale Beratung nicht geeignet ist.

Spickzettel Ablaufschritte

Die Ablaufschritte der Kollegialen Beratung, wie sie im ersten Beitrag zur Methode erklärt wurden, sind hier zur Erinnerung in Kurzform noch einmal dargestellt. Diese Kurzform steht als PowerPoint-Vorlage zum Download zur Verfügung, als Spickzettel für Kolleg:innen, die die Methode ausprobieren möchten.

Hier gibt es den Spickzettel als PowerPoint zum Ergänzen

Alternative Darstellungen

Kolleginnen und Kollegen variieren dieses Grundmuster mit den sechs Schritten.

Eine alternative Darstellung der Schritte nach Nicola Sekler

Der Abschluss der Kollegialen Beratung

Im Standard-Ablauf besteht der letzte Schritt darin, dass die Person, die den Fall einbringt, dem Beratungsteam eine kurze Rückmeldung gibt, welche der Lösungsvorschläge ins Auge gefasst werden.

Nicola Sekler weitet das aus: Im letzten Schritt sagt nicht nur die Falleinbringer:in, was sie mitnimmt, sonder auch die Beratenden.

Bei Johann Pavelka gibt es nach dem Schritt sechs (Prüfung der Lösungen/Stolpersteine) einen Schritt sieben: Reflexion des Beratungsprozesses. Wenn ein Team immer wieder auf die Methode Kollegiale Beratung zurückgreift, ist dieses kritische Zurückschauen auf den Prozess (Wie ging es uns in dieser Session? Was lief gut? Was können wir anders machen?) hilfreich für folgende Anwendungen:

Die Moderation

Die Kollegiale Beratung braucht in der Regel eine Moderator:in, die mit der Methode vertraut ist. Es tut gut, vor der ersten Moderation die Kollegiale Beratung zumindest einmal in der Beratungsfunktion miterlebt zu haben. Die Moderator:in achtet auf die Schritte. Die falleinbringenden Personen sollen wirklich in der Phase der Hypothesenbildung und der Entwicklung von Lösungsideen die Runde verlassen und nur zuhören. Das durchzusetzen, ist Aufgabe der Moderation. Oft wird Hypothesenbildung und Lösungssuche zu wenig getrennt. Auch da greift die Moderation ein.
Die Moderator:in kann sich auch bei der Entwicklung von Lösungsideen einbringen, die Hauptaufgaben sind aber durch die Stufen des Prozesses zu führen und auf die Zeit zu achten.

Wenn die Kollegiale Beratung in einer Organisation oder einem Team zu einem regelmäßig eingesetzten Instrument wird, ist es gut, wenn die Moderation im Team wechselt.

Zeit und Teilnehmer:innenzahl

Wie lange sich eine Gruppe für eine Session Kollegiale Beratung Zeit nimmt, hängt sehr stark von der jeweiligen Situation bzw. der Frage ab. In den Beiträgen zur Methode reicht das Zeitbudget von 60 bis 90 Minuten. Es ist Aufgabe der Moderation, auch auf die Zeit zu achten. Situationsbeschreibung und Verständnisfragen können in einigen Minuten erledigt sein. Die meiste Zeit braucht das Entwickeln von Lösungen. Dafür sollte sich eine Gruppe auf alle Fälle mindestens 20 Minuten Zeit nehmen.
Die ideale Teilnehmer:innenzahl liegt zwischen 5 und 10.

Wann funktioniert Kollegiale Beratung nicht?

Konkurrenz, Hierarchie oder Misstrauen in einer Gruppe vertragen sich nicht mit der Kollegialen Beratung. Alle Teilnehmenden müssen auf einen geschützten Rahmen vertrauen können, aus dem nicht Probleme und manchmal auch ganz persönliche Anteile nach draußen dringen.
Exakt müsste es „Kollegiale FALL-Beratung“ heißen. Dementsprechend funktioniert die Methode ohne konkreten Praxisfall, die mindestens eine Person im Team betrifft, nicht. Ebenso brauchen die Beratenden Erfahrung in dem Praxisfeld, aus dem der Fall stammt. Manche Probleme oder Fälle sind auch so komplex, dass sie den Rahmen einer Kollegialen Beratung weit übersteigen.

Weitere Tipps

Mitschreiben: Visualisierung unterstützt die Kollegiale Beratung. Die genaue Fragestellung, die Hypothesen und die Lösungsideen werden gut für alle aufgeschrieben. Das unterstützt nicht nur die Falleinbringer:in. Das Mitschreiben übernimmt jemand aus dem Kreis der Beratenden.

Positive Kollegiale Beratung: Im Netz bin ich auf die Idee gestoßen, Kollegiale Beratung mit Erfolgserlebnissen zu machen. Der eingebrachte Fall ist kein Problem, das Lösungen braucht, sondern etwas, das hervorragend und positiv gelaufen ist. Die Hypothesenbildung beschäftigt sich damit, warum das gelungen ist. Statt Lösungen zu suchen, diskutieren die „Berater:innen“, was sie für sich selbst mitnehmen können.

Fall-Casting: Wenn sich eine Gruppe regelmäßig trifft (zum Beispiel Betriebsrät:innen oder Referent:innen), werden am Anfang Fälle gesammelt und gemeinsam nach Dringlichkeit und Relevanz („Von welchem Fall können alle profitieren?“) entschieden, wessen Anliegen in der Kollegialen Beratung behandelt wird.

Ideensuche mit Kreativ-Methoden: Aussagen wie: „Jetzt seid mal kreativ! Wir brauchen sofort Ideen für die Lösung des Problems!“ können in manchen Teams zur Blockade führen. Manchmal hilft, sich einfach Zeit zu lassen und auch ein längeres Schweigen zum Nachdenken auszuhalten. Es gibt aber auch bewährte Kreativtechniken für Teams, zum Beispiel die Paradoxe Fragestellung. Echte Frage: Wie stelle ich es an, dass Kolleg:innen mich, die junge frisch gewählte Betriebsrät:in ohne Erfahrung, ernst nehmen? Paradoxe Frage: „Was muss ich tun, dass Kolleg:innen mich nicht ernst nehmen?“
Eine andere bewährte Technik zum Entwickeln von Ideen ist die ABC-Liste. Wir suchen eine Idee mit A, eine mit B… Natürlich entsteht dabei viel Unsinn, deshalb muss genau sortiert werden.

Kollegiale Beratung als Methode für Großgruppen: Elisabeth Steinklammer berichtet über ganz positive Erfahrungen mit Kollegialer Beratung als Methode für Großgruppen. Hier ihre Anleitung.

Fallen: Nicola Sekler hat auf einem Flipchart Fallen aufgelistet, in die wir bei der Durchführung der Kollegialen Beratung tappen können.

Nach vieler praktischer Erfahrung mit der Methode: Nicola Seklers Liste mit Fallen

Hier noch einmal der Link zum ersten Beitrag zur Kollegialen Beratung.

Autor: Ulli Lipp mit einem Dankeschön an Nicola Sekler und Elisabeth Steinklammer für die Unterstützung mit ihrem Material

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