Lehrgangsgruppen kompetent begleiten
06.05. – 08.05.2019
TrainerInnen: Florian Reiter und Christine Estebauer
Lehrgangscoaches von Gewerkschaftsschulen begleiten eine Gruppe über zwei Jahre – eine spannende und herausfordernde Aufgabe! Weil diese Tätigkeit ganz spezifische Herausforderungen an die Lehrgangscoaches stellt, ist dieses Seminar ganz speziell nur für sie.
Das hatten wir vor:
Erster Tag
Ankommen
Methoden:
- Aufstellübungen zum Kennenlernen (Bundesländer, Funktionen, Erfahrung mit Gewerkschaftsschulen, Erfahrung mit der Leitung von Gruppen, berufliche Tätigkeit, Mann – Frau)
- Wünsche für die Zusammenarbeit festgelegt und gemeinsam beschlossen
Themenzentrierte Interaktion (TZI)
Das TZI Dreieck stellt ein zentrales analytisches Tool zur Betrahtung des Verhältnisses von Thema, Individueen und Gruppe dar.
Aufgaben als LGC
Um eine klarere Vorstellung und einen Überblick über die Aufgaben der Lehrgangscoaches zu bekommen, wurde die Funktionsbeschreibung der LGC im österreichischen Curriculum der Gewerkschaftsschulen durchgegangen.
Curriculum Österreich Stand 2015 (PDF 497 KB) inklusive Aufgaben der Lehrgangscoaches.
Wie sieht die Gewerkschaftsschule in meinem Bundesland aus?
Anschließend wurde in Kleingruppen die Besonderheiten der Gewerkschaftsschulen in jedem Bundesland erarbeitet.
Methode:
- Gruppenarbeit
- Präsentation mittels Aufstellung
- Selbststudium mittels Unterlage
- Input sowie darauffolgender Diskussion im Sesselkreis
Rolle als LGC
Nachdem wir uns am Vormittag mit der Funktion LGC beschäftigt hatten, ging es am Nachmittag um die Rolle als LGC. Die TeilnehmerInnen haben eine Liste mit ErwartungsträgerInnen, vermuteten Erwartungen und notwendigen Handlungen, um diese zu Erfüllen, angelegt. Danach haben sie sich in Kleingruppen dazu ausgetauscht und reflektiert. Im Plenum wurde dann vergemeinschaftet.
Gruppenphasen
Nach der Funktion und Rolle als LGC waren wir nun bei den Gewerkschaftsschulgruppen angelangt. Dazu haben wir uns das Teamphasenmodell nach Tuckmann angesehen. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Aufgaben von Leitungspersonen in der jeweiligen Phase.
Zweiter Tag
Lernen in der Gewerkschaftsschule
Zu Beginn wurden zwei Bildungskonzepte von Paulo Freire vorgestellt, die den Menschen und seine Entwicklung auf zwei sehr unterschiedliche Weisen deuten: Die „Bankiers-Methode“ als klassisches Bildungskonzept, bei dem Wissen in den Menschen eingelagert wird, das zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgerufen werden kann; Die „Problemformulierende Bildung“ als Form der politischen Bewusstseinsbildung, bei der sich der Mensch selbst und seine Lebenssituation durch selbstbestimmtes Lernen reflektiert und daran anknüpfend Gestaltungsmöglichkeiten überlegt.
Befreiungspädagogik_Paulo Freire
Im Anschluss wurde in Anlehnung an beide Konzepte im Plenum diskutiert, wie Lernen in der Gewerkschaftsschule stattfindet. Folgende Fragen, die an den Ideen der Pädagogik von Paulo Freire angelehnt waren, wurden diskutiert:
- Wie ist das Lernen in der Gewerkschaftsschule? Was ist wünschenswert? Welche Herausforderungen gibt es? (= Die Welt lesen)
- Warum ist das Lernen in der Gewerkschaftsschule so? Was steht dahinter? (= Die Welt erforschen)
- Was können wir als Lehrgangscoaches zum Lernen beitragen? Was haben wir schon ausprobiert? Was kann die Organisation beitragen? (= Die Welt gestalten)
Die Ergebnisse der Diskussion sind hier zusammengefasst: Lernen in der GS
Im Anschluss wurde noch ein kleiner historischer Exkurs gemacht, wie die Gewerkschaftsschule als politische Bildung für GewerkschafterInnen konzipiert und konstant weiterentwickelt wurde.
Coaching/Beratung in der Gewerkschaftsschule
Aufbauend auf den schon vorhandenen Erfahrungen wurde mittels einer Zurufliste eine gemeinsame Definition für Coaching in der Gewerkschaftsschule erarbeitet:
Ergänzend wurde die Definition für Coaching der Wiener Gewerkschaftsschule ausgeteilt und besprochen. Definition Coaching (WGS)
Anschließend gab es einen Theorieinput zu den drei Beratungsmodells von Edgar Schein und eine Reflexion, wann welche Beratung zielführend ist:
Als eine besondere Form des Coachings in und mit der Gruppe wurde die kollegiale Fallberatung vorgestellt. Bei dieser bringt eine Person ihren Fall ein und die gesamte Gruppe überlegt, wie das Thema bearbeitet werden kann. Damit diese Beratungsform in der Gruppe gut funktioniert, ist ein klarer Ablauf notwendig. Anhand eines konkreten Beispiels wurde die kollegiale Fallberatung, ausprobiert. Hier entsprechend dem Ablauf des „Intervisionssterns“ als eine Form der kollegialen Fallberatung:
Wahrnehmungsdimensionen / XP Cube
Um Prozesse einer Lerngruppe steuern zu können, ist es notwendig, eine differenzierte Wahrnehmung für das Geschehen in der Gruppe zu entwickeln. Die Dimensionen der Wahrnehmung wurden gemeinsam erarbeitet und dann in einem Sequenztraining geübt.
Hier kann der XP-Cube als wirkungsvolles Kommunikationstool für Konfliktsituationen angewandt werden: Lerngespräche.
Dritter Tag
Der Tag beginnt mit einem Steuerungsfeedback. Noch offene Punkte oder Irritationen können so während des Seminars abgeholt und geklärt werden.
Planung einer Einheit
Anschließend gab es Zeit, um einen eigenen Abend in der Gewerkschaftsschule zu planen.
Folgendes Planungsschema wurde vorgeschlagen:
Hier die Ergebnisse:
Und ein paar Impressionen von der Ergebnispräsentation:
Gruppenfunktionen
Welche Funktionen müssen in einem Team / einer Gruppe abgedeckt sein, damit langfristig sinnstiftende und wirkungsvolle Kooperationen möglich sind?
> Präsentation Gruppenfunktionen (PDF 145 KB)
Danach ging es um Austausch und Reflexion, welche Funktionen man denn selbst wahrnimmt, also was liegt mir und wo habe ich Lernfelder? In einem weiteren Schritt wurde diskutiert, wie aus der Sicht eines Lehrgangscoaches Gruppenfunktionen einzuschätzen sind.
Feedback und Abschluss
Empfehlenswerte VÖGB/AK Skripten
Auch mobil über App auf Smartphone und Tablet lesbar!
- Skriptenreihe Soziale Kompetenz
- Skriptenreihe Praktische Gewerkschaftsarbeit
- Skriptenreihe Öffentlichkeitsarbeit
- Skripten bestellen
Büchertipp
- Schein, Edgar. Prozessberatung für die Organisation der Zukunft: Der Aufbau einer helfenden Beziehung. Bergisch Gladbach. EHP 2003
Spielerische Methoden und Aktivierungsübungen
- #mm – Methodenmittwoch
- Qualitools Handbuch
- Gewerkschaftliche Bildung für ein solidarisches Europa! Ziele, Konzepte und Methoden transnationaler politischer Bildung
- Bauer, Margit/Bauer, Monika. Spielerische Methoden – Bewegungs- und Entspannungstechniken – in Gruppen. Klagenfurt. Handout (PDF 295KB)
- SpieleWiki.org
- Glossner, Albert. Workshop Spiele: 33 Aktivierungen für mehr Energie im Seminar
- Lesiniak, Elisabeth. Aktive Pausen / Bewegungspausen während des Unterrichts
- Interaktionskoffer der Wiener Gewerkschaftsschule
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