Seminardokumentation: Gelehrt heißt nicht gelernt!

Den Lernerfolg der TeilnehmerInnen in den Mittelpunkt stellen.

22.05.-24.05.2019

Trainerinnen: Anja Centeno García und Susann Beyer

Was heißt es, die Weiterbildung aus der Perspektive des Lernens zu gestalten? Wie können wir das alles praktisch umsetzen? Wie gehen wir mit den unterschiedlichen Anforderungen und Voraussetzungen unserer Teilnehmer*innen um? Antworten fanden die Teilnehmenden im Seminar „Gelehrt heißt nicht gelernt!“

Tag 1…

Wien begrüßt uns mit Regen, die REFAK dagegen mit einem schönen Seminarraum und neugierigen, freundlichen Teilnehmenden. Wir fühlen uns sofort wohl und starten in den ersten Tag, der ganz im Zeichen des Lernens und der Kompetenzorientierung stand.

Damit alle einander gut kennenlernen und sich schon mal warmreden, beginnen wir mit einem Interview in Zweiergruppen und anschließender Vorstellungsrunde.

Den inhaltlichen Einstieg nehmen wir mit einem weiteren Interview, diesmal als „Speed-Dating“ verpackt. Es geht um das eigene Lernen: Wie und aus welchen Anlässen habe ich früher gelernt? Wie ist das heute? Was haben Lehrende gemacht, was mein Lernen eher behindert bzw. gefördert hat? Die Ergebnisse wurden zusammengetragen, vorgestellt und mit ein wenig Theorie ergänzt.

Damit wir wissen, was die Teilnehmenden mit uns lernen wollen, haben wir einen Themenspeicher angelegt. Damit konnten wir uns einen guten Überblick über die individuellen Anliegen und Fragen verschaffen und unsere Planung überprüfen, bei Bedarf anpassen.

Wir haben dann intensiv an den Begriffen gearbeitet. Was bedeutet für die Teilnehmenden eigentlich Qualifizierung, Kompetenz, Professionalisierung und Didaktik? Wir ergänzten: Welche theoretischen Modelle liegen dahinter und wie lassen sie sich auf die Aufgaben der Teilnehmenden übertragen?

Ausgehend von diesem Begriffsrahmen sind wir in die Leitfragen zur Planung von Vorträgen und Seminaren eingestiegen. Die Perspektive der Lernenden berücksichtigen heißt immer, sich mit deren Vorwissen und Lernzielen zu befassen. Wir haben das im Workshop mit einer Aufstellung sichtbar gemacht: Welche Schritte bin ich schon gegangen? Welches Wissen, welche Fähigkeiten bringe ich mit? Und eine entscheidende Frage: Was möchte ich erreichen?

Zur Formulierung der Lernziele stellten wir den Teilnehmenden das Modell von Anderson & Krathwohl (2001) vor. Entlang von Taxonomiestufen werden Anforderungsniveaus angeordnet, die Einblicke in den Lernerfolg ermöglichen.

Die Übertragung dieses Modells auf die Veranstaltungen unserer Teilnehmenden haben wir gleich mit Hilfe des „Didaktors“ von Christof Arn ausprobiert.
„Der Unterrichts­vorbereitungs-Automat «Didaktor» ist gebaut für Professorinnen und Professoren sowie generell Lehrende an Hochschulen, hilft aber oft auch für die Vorbereitung von Workshops und generell in der Erwachsenenbildung.“ (Christof Arn, www.agiledidaktik.ch)
Für viele unserer Teilnehmenden war die Frage nach den Zielen und woran man erkennen kann, dass erfolgreich gelernt wurde, ein Aha-Moment.

Mit der Formulierung von Lernzielen für die eigene Veranstaltung haben unsere Teilnehmenden dann das Formular zur Einreichung ihres Angebots eröffnet und Fragen an den Veranstalter gesammelt.

Ankündigung des Seminars oder Vortrags

Tag 1 endete mit einem Feierabendkino, bei dem wir gedanklich den intensiven Tag abgeschritten und uns erinnert haben.

Tag 2…

Wir starten in die Feinplanung!

Zuvor galt es, den Themenspeicher abzugleichen. Sind schon einige Fragen beantwortet? Was ist offen geblieben? Was ist noch hinzugekommen? Unsere Teilnehmenden tauschen sich aus und schätzen dann selbst ein, wo sie gerade stehen und kleben einen Punkt auf die Skala.



Für den inhaltlichen Einstieg in die Feinplanung stellen wir euch das Mobilé mit den Elementen didaktischen Handelns vor. Es zeigt, welche Faktoren bei der Planung handlungsleitend sind.

Unser kleines Improvisationstheater hat die Teilnehmenden zur Reflexion angeregt: Welcher Planungstyp bin ich eigentlich? Fühle ich mich mit einem gut durchdachten und ausformulierten Ablaufplan wohler oder jongliere ich ganz agil die Themen und Methoden je nach situativer Anforderung? Welche Herausforderungen sind eigentlich bei Lehrteams zu beachten?
Mehr dazu hier: https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2016/05/Impact-Free-6.pdf

Damit sind wir mitten in der Feinplanung: Wie baue ich eigentlich einen guten Vortrag/ einen gelungenen Kurs auf? Die Erfahrungen und Ideen unserer Teilnehmenden zur Rhythmisierung Veranstaltungen, die Gestaltung von Phasen des Lehrens und Lernens haben wir dann am Sandwich-Modell etwas näher beleuchtet:

Welche Elemente/ Methoden/ Phasen für die Gestaltung von Vorträgen, Seminaren und Lehrgängen kennt Ihr?

Viele Ideen wurden hier schon sichtbar und miteinander diskutiert. Ergänzt, neu angeordnet oder auch mal auf den Kopf gestellt wurden sie dann in der intensiven Werkstattphase. Unsere Teilnehmenden konnten durch die mitgebrachten Materialien (Methodensammlungen und Bücher) blättern, sich inspirieren lassen oder bei intensiven kollegialen Beratungen an ihren Fragestellungen arbeiten.

Materialsammlung für die Werkstatt

Zum Abschluss dieser individuellen Arbeitsphase hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Gruppe im Plenum für eine Simulation einer Sequenz, für Feedback oder eine spontane Ideensammlung zu nutzen. Schwarmintelligenz war gefragt und die Ergebnisse spannend.

Ein zweiter Blick auf den Themenspeicher und die Einschätzung des Arbeitstandes am Tagesende zeigt: Wir haben zusammen viel geschafft!



Tag 3…

Den letzten (halben) Tag wollten wir den schwierigen Situationen unserer Teilnehmenden widmen. Oder besser: Den Möglichkeiten, ihnen angemessen zu begegnen.

Dazu ein kleiner Exkurs zur Wirkung von offenen und geschlossenen Fragen mit interessanter Wirkung und viel Reflexion.
Die Sammlung schwieriger Situationen, mit denen unsere Teilnehmenden rechnen, die sie schon erlebt haben oder die sie befürchten, war lang. Also haben wir eine kleine Priorisierung nach der Eisenhower-Matrix vorgenommen.

Im nächsten Schritt haben wir versucht, mit Hilfe des Vier-Faktoren-Modells aus der Themenzentrierten Interaktion nach Ruth Cohn Ursache und Wirkung der Störung zu verorten.
Um in schwierigen Situationen souverän zu agieren oder diese bestenfalls zu reduzieren, könnten die Überlegungen zu den Eskalationsstufen hilfreich sein.

Und dann haben unsere Teilnehmenden sich gegenseitig mit Gestaltungs- und Lösungsvarianten beschenkt. Zu fast jeder Situationskarte wurden in kleinen Gruppen Ideen gesammelt, notiert und anschließend im Plenum vorgestellt.

Damit hatten unsere Teilnehmenden alle Taschen und Gedanken angefüllt mit Ideen, wie auch sie bei der Planung ihrer Vorträge und Kurse der Lernerfolg der TeilnehmerInnen im Mittelpunkt steht.

Das Feedback entlang der Time-Line und die feierliche Übergabe der Zertifikate war auch für uns als Trainerinnen ein wunderbarer Abschluss.

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