#mm: Wächterfunktionen

Teilnehmer:innen aktiv einbinden

Für Besprechungen und Workshops wurde die Methode „Wächterfunktionen“ entwickelt. Teilnehmer:innen übernehmen Moderationsaufgaben. Sie achten auf die Zeit, auf Fairness und andere Parameter. Wächterfunktionen lassen sich auch auf Seminare und Lehrgänge übertragen. Referent:innen werden entlastet und Teilnehmer:innen in die Gestaltung eingebunden.

Wächterfunktionen in Workshops

Kollege Hermann Will führte die Methode Wächterfunktionen in die Moderation ein. Nicht nur die Moderator:innen, auch die Teilnehmenden achten darauf, ob Zeit vergeudet wird (Zeit-Wächter), ob Diskussionen ergebnisorientiert sind (Ziel-Wächter), ob gute Ideen und Ergebnisse auch festgehalten werden (Mitschreib-Wächter) und ob es fair zugeht (Klima-Wächter).
Zu Beginn werden diese vier Funktionen eingeführt und erklärt. Eine Teilnehmer:in übernimmt durch Entgegennehmen einer Karte (A5 oder A6) die Funktion. Gibt es Verstöße, wird die Karte, in dem Fall die des Zielwächters, hoch gehalten. Die Wächter:in begründet kurz. Zum Beispiel: „Unsere Diskussionen bewegen sich gerade im Kreis“. Meistens stimmen andere zu und verändern gemeinsam mit der Moderator:in das Vorgehen.


Wir kennen das aus Besprechungen: Ich sitze da und denke: Es ist alles gesagt, nur noch nicht von allen. Zeit wird vergeudet. Mit der Karte Zeit-Wächter in der Hand fällt es leicht einzugreifen: „Ich sehe, dass die Zeit verrinnt. Vielleicht könnten wir uns kürzer fassen und Wiederholungen vermeiden.“ Ohne Wächter-Karte macht das vermutlich kaum jemand als Teilnehmer:in, mit der Wächter-Karte ist es fast schon Verpflichtung.

Wächterfunktionen in leitungslosen Besprechungen

Mit den Wächterfunktionen in Workshops haben wir gute Erfahrungen gemacht. Hilfreich sind sie auch in längeren Arbeitsgruppen-Sitzungen ohne Leitung bzw. Moderation. Die vier Wächterfunktionen werden zu Beginn einfach aufgeteilt.

Wächterfunktionen für Seminare und Lehrgänge

Seminaren über mehrere Tage und Lehrgängen über Wochen und Monate tut es gut, wenn Teilnehmer:innen über die Wächterfunktionen Verantwortung für die Gestaltung mitübernehmen. Eine Funktion bleibt natürlich nicht in einer Hand, sie wechselt. Der Wechsel kann zum Anlass genommen werden, mit einem kurzen Statement die Arbeitsweise bzw. den Umgang untereinander zu beschreiben.

Dabei müssen wir uns nicht auf die vier beschriebenen Funktionen beschränken. In der Zeit der Pandemie hatten wir bei Präsenz-Seminaren einen „Corona-Wächter“. Da wurde auf ausreichend Abstand geachtet. In Kursen ohne feste Zeitstruktur gab es Pausenbeauftragte, die aus Teilnehmer:innen-Sicht Pausenbedürfnisse anmeldeten.
In einem Beitrag über Methoden für Solidarität habe ich die Wächterfunktion „Solidarität“ vorgeschlagen: „Am besten wird zu Beginn eine Teilnehmerin, ein Teilnehmer (oder auch ein Tandem) gesucht, das aufpasst, dass keine Konkurrenz entsteht, dass – wann immer es möglich ist – gemeinsam gearbeitet und gelernt wird. Die Wächter achten darauf, dass niemand wegen fehlender Voraussetzungen abgehängt wird.“
Mehr als vier Wächter-Funktionen sollte es auf keinen Fall geben und bei kurzen Veranstaltungen bleibt es Aufgabe der Referent:in, auf diese Dinge zu achten.

Autor: Ulli Lipp

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