#legamo: Das Ende. Und was es noch zu sagen gibt.

Im 9. und letzten Beitrag der REFAK-Blogreihe zur Lehrgangsbegleitung soll das Thema (vorläufig) abgerundet werden. Ich hoffe sehr, dass die Reihe Verständnis für die Wichtigkeit einer bewussten und reflektierten Begleitung von Teilnehmer:innen in Lehrgängen der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung geschaffen hat.

Im Fokus der Begleitung steht die Entwicklung einer stimmigen gewerkschaftlichen Haltung. Und diese wiederum ist die Grundlage bzw. das Fundament dafür, dass die Teilnehmer:innen und Absolvent:innen das erworbene Wissen im Sinne der Arbeitnehmer:innenbewegung im betrieblichen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Alltag einsetzen und umsetzen können. Im Sinne eines Perspektivenwechsels, aber auch, um den kollegialen Aspekt einer gewerkschaftlichen Bildung auf Augenhöhe, unter Einbeziehung der Teilnehmer:innen, Rechnung zu tragen, möchte ich in diesem Beitrag, zu einigen Themen der Blog-Reihe Absolvent:innen der Wiener Gewerkschaftsschule (WGS) der letzten Jahre zu Wort kommen lassen. Dafür habe ich E-Mails mit Fragen an 13 Absolvent:innen der letzten Jahre geschickt.

Hier nun die Antworten:

Vermittlung von Solidarität

Bezugnehmend auf die Frage, wo und wie Teilnehmer:innen in der WGS Solidarität erlebt haben, sind sich die befragten Absolvent:innen einig: Der wichtigste Ort für die Erfahrung von Solidarität war die Gruppe. Sei es bei Gruppenarbeiten, bei der gegenseitigen Unterstützung bei betrieblichen Themen und Fragestellungen, bei persönlichen Themen im Sinne von Rücksichtnahme, Wertschätzung und eines Wahrnehmens von Bedürfnissen oder aber auch bei der Integration der unterschiedlichsten Kompetenzen, Haltungen und Befindlichkeiten bei Exkursionen und Projekten.

Macht und Handlungsfähigkeit

Wo und wie hast du dich in der WGS mächtig im Sinne von kompetent oder handlungsfähig erlebt?

Die Erfahrungen waren sehr unterschiedlich. Ein Teilnehmer betont, dass er dies vor allem durch das Amt des Semestersprechers (von der Gruppe gewählt und als Vermittlungsstelle zwischen Gruppe und dem WGS-Team gedacht) erfahren habe. Ein anderer erlebte es in Gruppenarbeiten, indem er seine Erfahrung und sein Wissen einbringen konnte, gehört und in seiner Kompetenz wahrgenommen wurde. Wieder ein anderer machte diese Erfahrung hauptsächlich durch das erworbene arbeitsrechtliche Wissen. Eine Teilnehmerin fühlte sich mächtig und handlungsfähig bei einer Aktion im öffentlichen Raum, die von den Teilnehmer:innen im Rahmen des Lehrgangs selbst gestaltet wurde.

Teamarbeit

Wo und wie hast du Teamarbeit in der WGS erlebt bzw. wie und ob wurde dir Teamarbeit vermittelt?

Teamarbeit wurde in der WGS „fast täglich“ erfahren – in Gruppenarbeiten, in der Unterstützung der Monatsverantwortlichen (übernehmen kleine Aufgaben wie Bereitstellung des Laptops oder dem Führen der Anwesenheitsliste) sowie bei Vorbereitung und Durchführung des Praxisprojektes gemacht.

Selbstfürsorge und Abgrenzung

Wo und wie hast du Abgrenzung, Selbstfürsorge in der WGS erlebt bzw. wie und ob wurde Abgrenzung und Selbstfürsorge vermittelt?

Selbstfürsorge wurde vielfach als Herausforderung erlebt – sowohl in Bezug auf die manchmal anstrengende Gruppendynamik („muss man oft Grenzen ziehen“) als auch angesichts der Belastung über zwei Jahre hinweg neben Arbeit und Familie zweimal pro Woche abends zur WGS zu kommen.

Positiv hervorgehoben wurde, dass die Lehrgangsbegleitung aktiv mit dem Thema Selbstfürsorge und Abgrenzung umging. So betonte eine Absolventin, wie hilfreich es gewesen sei, da „es mir gezeigt hat, dass ich meine Schwächen offen ansprechen darf, ohne bewertet zu werden.“

Ende

Gewerkschaftliche Bildung ist ein Prozess der sich ständig verändert. Sie geschieht nicht im luftleeren Raum, sondern stets innerhalb gesellschaftlicher und kultureller Gegebenheiten. Die betrieblichen Realitäten ändern sich. Die Teilnehmer:innen und ihre Bedürfnisse verändern sich. In diesem Sinne wird sich auch die Art und Form der Begleitung stets verändern müssen. Den – wie schon erwähnt – Begleitung ist Beziehung. Und Beziehung ist immer lebendig, wandelbar und geprägt von gegenseitigem Vertrauen. Und nicht perfekt!

Autor: Markus Reisinger

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