Organisierung und Mobilisierung wirkungsvoll begleiten
Gegenmacht aufbauen kann unterschiedliches bedeuten. Wir denken, Organisierung und Mobilisierung der gewerkschaftlichen Basis sollte eine zentrale Rolle spielen. Systematisches Organizing könnte einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Damit hat sich das REFAK Seminar von Sandra Stern und Martin Windtner von 19.10.-21.10.2021 beschäftigt.
Mit Organizing lernen wir als Gewerkschaft planvoll, systematisch und offensiv zu handeln, anstatt nur auf neoliberale Angriffe zu reagieren. Organizing bedeutet mehr Beteiligung der Beschäftigten statt reiner Stellvertretung. Mit Organizing lernen wir, Druck aufzubauen durch Beteiligung und Mobilisierung – ausgehend von den Anliegen der Beschäftigten.
Trainer*innen in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit spielen an dieser Stelle eine zentrale Rolle. Denn Bildung und Training sind für systematisches Organizing wesentlich. Die gute Nachricht lautet: Uns erfolgreich organisieren können wir lernen.
Als Gewerkschaft können wir es uns daher zum Ziel setzen, nicht nur mehr Mitglieder zu gewinnen, sondern auch aktive Mitglieder auszubilden. Aktive Gewerkschaftsmitglieder sind in der Lage, ihre Probleme zu benennen und sich mit ihren Kolleg*innen zusammen zu tun. Aktive Gewerkschaftsmitglieder lernen, wie sie Konflikte gemeinsam führen und auch aushalten können. Aktive Gewerkschaftsmitglieder handeln gemeinsam und strategisch (Organizing-Kreislauf).
Eine einzelne Maßnahme ist nicht perfekt, viele einzelne Maßnahmen führen zum Erfolg. (Ian M. Mackay, Virologe)
Das, was für die Bekämpfung der Corona-Pandemie stimmt, stimmt auch für den Aufbau von Gewerkschaft im Betrieb. Wenn wir beispielsweise einen Betriebsrat gründen oder eine Betriebsgruppe aufbauen, dann ist das ein wichtiger Schritt für mehr Mitbestimmung der Beschäftigten. Doch ein Betriebsrat ist ebenso wie eine Betriebsgruppe immer auch auf die gesamte Belegschaft angewiesen, wenn es darum geht, die großen Probleme gemeinsam anzugehen und kollektiv zu lösen. Und vor allem dann, wenn es Gegenwind von Unternehmens- oder Arbeitgeberseite oder auch von Seiten der Politik gibt und am Verhandlungstisch nichts oder nur wenig zu erreichen ist.
Trainer*innen in der gewerkschaftlichen Bildung sind häufig in unterschiedlichen Rollen unterwegs: als Gewerkschaftssekretär*innen, Betriebsrät*innen oder Verantwortliche für gewerkschaftliche Bildung. Beteiligung können wir außerdem auf unterschiedlichen Ebenen organisieren – etwa auf der individuellen Ebene beim eigenen Tun, im eigenen Team oder in der jeweiligen (Gewerkschafts-)Organisation. Aber auch die Vernetzung und Allianzen mit Akteur*innen außerhalb der Gewerkschaftsbewegung in anderen sozialen Bewegungen können ein wesentlichen Beitrag für (gesellschaftliche) Veränderung leisten. Unsere verwendete Methode: Cocktail-Party. Es gibt Puzzle-Teile aus Karton, die Teilnehmer*innen unterhalten sich über ihre Puzzleteile und versuchen das Puzzle anschließend gemeinsam zusammen zu setzen.
Der Organizer und Aktivist Bill Moyer und seine Kolleg*innen haben in ihrem Buch „Doing Democracy. The Social Movement Action Plan Modell for Organizing Social Movements“ soziale Bewegungen in den USA untersucht. Dabei konnten sie einige Erfolgskriterien identifizieren. Eines davon ist, dass in erfolgreichen sozialen Bewegungen häufig unterschiedliche Akteur*innen zusammenwirken und dass sie dies auf unterschiedlichen Ebenen tun. Wichtig dabei sind auch die „Brückenbauer*innen“ zwischen diesen Akteur*innen und Ebenen.
Literaturhinweise
Es gibt eine Reihe an Organizing-Werkzeugen, die sich bewährt haben und die uns helfen eine starke Gewerkschaftsbasis im eigenen Betrieb oder Arbeitsumfeld aufzubauen. Einige davon finden sich im Handbuch:
- Organizing mit BetriebsrätInnen. Unsere Anliegen im Betrieb durchsetzen, von Sandra Stern/Wolfgang Gerstmayer/Gerhard Gstöttner-Hofer/Christian Schneeweiß/Martin Windtner, 2019
- An manchen Stellen gibt es Verweise auf Handouts. Diese gibt es auch online: https://organizing.at/werkzeuge
- Weitere Handbücher zum Thema finden sich in der VÖGB/AK-Skriptenreihe wie etwa:
- Organizing mit BetriebsrätInnen. Unsere Anliegen im Betrieb durchsetzen, Sandra Stern/Wolfgang Gerstmayer/Gerhard Gstöttner-Hofer/Christian Schneeweiß/Martin Windtner, 2019, Nachdruck 2021
- Mach dich stark als Betriebsrat, bilde Macht! Eine Geschichte für starke BetriebsrätInnen, von Wolfgang Gerstmayer/Wolfgang Greif/Gerhard Gstöttner-Hofer/Martina Jungert/Sepp Wall-Strasser/Martin Windtner, 2021
- Liberalismus/Neoliberalismus, von Sepp Wall-Strasser, 2021
Genannte (und auch andere) Bücher können HIER im Webshop des ÖGB-Verlags versandkostenfrei bestellt werden.
Trainer*innen: Sandra Stern und Martin Windtner
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