#dido_38: Ein Bild schreit mehr als tausend Worte

Die Stimme erheben und herausschreien, was einen bewegt. Das möchte manch eine*r, wenn es um Themen wie Gleichberechtigung, Vielfalt oder Solidarität geht. Was mit einem Schrei nur kurz zu hören ist und vielleicht verhallt, könnt ihr mit einer niederschwelligen Fotoaktion à la Flüstertüte einfangen und für länger festhalten. Denn Bilder können Sprachrohr sein für das, was Menschen zu sagen haben, können aufrütteln und den Diskurs anregen.

Fotokampagnen mit Aussage

Beispiele, wie das Interview ohne Worte „Sagen Sie jetzt nichts“ der Süddeutschen Zeitung, zeigen, wie viel man ausdrücken kann, wenn man sich selbst kurz Gedanken zu einem Thema macht und auf einem Bild mit der eigenen Haltung Stellung bezieht. 

Kommt noch ein kurzes Statement in Form eines Schildes oder einer Tafel dazu, kann umso mehr ausgedrückt werden, wie die Fotoaktion Flüstertüte mit Jugendlichen, im Rahmen eines Events im Rathaus in München, zeigt. Mit Megafon und Schild in der Hand, konnten junge Besucher*innen ihre persönliche Forderung nach Toleranz visuell herausschreien. Die entstandenen Fotos halten dabei die unterschiedlichen Aussagen fest und wurden auch im Nachhinein genutzt, um sich in Kampagnenflyern auch einer größeren Öffentlichkeit gegenüber Gehör zu verschaffen.
Ähnlich sieht auch die Fotoaktion „Vorurteile sind wie ein Brett vor dem Kopf“ von „Nürnberg ist bunt“ aus, bei der Menschen durch ihre Bilder mit Vorurteilen und Stereotypen Schluss machen wollen.

Egal wo und in welchem Kontext, eine Fotoaktion kann Menschen zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen bewegen. Dabei ist die Umsetzung nicht schwer.

Vorbereitung

Obwohl für die Teilnehmenden kein großer Aufwand entsteht und für die einzelnen Fotos wenig Zeit benötigt wird, solltet ihr euch gut vorbereiten. Überlegt euch zuerst einen geeigneten Rahmen und sucht euch einen guten Ort, wo ihr viele Leute treffen könnt, die etwas zu sagen haben. Dabei eignen sich größere Veranstaltungen, wie gewerkschaftliche Versammlungen, aber auch der öffentliche Raum, wie die Innenstadt, um Menschen zu einem Statement zu bewegen. Um Ärger zu vermeiden, solltet ihr die Aktion mit den Veranstaltern oder zuständigen Personen abklären.
Macht für euch auch zunächst klar, um welches Thema es gehen soll und formuliert eine konkrete Aufgabenstellung. Je eindeutiger, desto leichter tun sich die Personen, sich zu beteiligten.

Aus technischer Sicht braucht ihr nicht viel:

  • Eine Kamera/Tablet/Handy, eben was zum Fotografieren.
  • Eine Schreibtafel oder Plakate
  • evtl. ein Megafon (optional, um den „Lautheitscharakter“ bildlich zu unterstützen)
  • Wenn ihr mehr Budget habt, könnt ihr dazu auch eine*n professionelle*n Fotograf*in einladen und einen Fotohintergrund aufstellen. Nicht nur, weil die Bilder besser werden, sondern weil das dem Ganzen einen größeren Charakter und optisch mehr Wichtigkeit verleiht.

Wichtig: Achtet unbedingt das Recht am eigenen Bild! Gerade, weil die Fotos Verbreitung finden sollen, solltet ihr darauf achten, dass von gefilmten Personen die Einverständnis vorliegt, am besten schriftlich.

An die Kamera fertig, los…

Sucht euch Personen, die etwas zu sagen haben und macht sie auf eure Aktion aufmerksam und mit eurem Vorhaben vertraut. Macht klar, was der Sinn und Zweck eurer Aktion ist, auch weil es einiges an Mut braucht, sich mit der eigenen Meinung fotografieren zu lassen.

Wahrscheinlich brauchen sie ein wenig Zeit, um sich ihr Statement auszudenken und zu es verschriftlichen. Unterstützt sie dabei, indem ihr Impulse für die inhaltliche Auseinandersetzung mitgebt oder kleine Reflexionsfragen stellt. Steht die Aussage der Teilnehmenden, sollten sie diese unbedingt leserlich auf die Tafel oder das Schild schreiben. Es wäre schade, wenn ein gutes Statement verpufft, weil man es nicht lesen kann. Dann geht es ans Fotografieren.

Tipps zur Gestaltung

Am besten wirken eure Fotos, wenn ihr euch vorher eine Bildidee überlegt und diese dann einheitlich durchzieht. Überlegt euch, wie ihre die Menschen in Szene setzen wollt, z.B. alles in Schwarz-Schweiß oder immer ein Megafon mit drauf oder alle machen eine bestimmte Bewegung, oder, oder, oder…

Wenn ihr mit einem Smartphone oder Tablet fotografiert, nutzt einfach eine Bildbearbeitungsapp, um den Bildern den letzten Schliff zu geben und ihnen ein einheitliches Aussehen zu verpassen.

Öffentlichkeitswirksam kommunizieren und weiterverwenden

Die Ergebnisse könnt ihr im Anschluss (Einverständnis vorausgesetzt) weiterverwenden, um den individuellen Ansichten und Aussagen der Teilnehmenden auch in der breiten Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. Zum Beispiel kann es eine analoge oder digitale Ausstellung geben oder einen eigenen Instagram-Kanal zum Thema, der immer wieder mit neuen Aktionen gespeist wird.

Tipp: Wenn ihr schöne Postkarten oder Plakate aus den Bildern erstellen wollt, versucht doch mal die kostenlose Designplattform Canva. Dort könnt ihr aus den verschiedensten Designvorlagen auswählen und eure Inhalte schön verpacken und druckfertig machen.

Aber auch im Seminar können die Bilder verwendet werden, um Gesprächsanlässe zu schaffen und Diskussionen anzuregen. So wird eure Fotokampagne wiederum Gegenstand von (politischer) Bildung.

Fazit

Fotoaktionen bieten eine niederschwellige, aber nachhaltige Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen. Dabei schlagt ihr zwei Fliegen mit einer Klappe: Indem ihr mit eurer Aktion vor Ort sichtbar seid, macht ihr schon mal auf euer Thema aufmerksam. Wenn sich dann Menschen mit einem Statement positionieren, könnt ihr die Ergebnisse später noch öffentlichkeitswirksam verbreiten.

Zum Weiterlesen:

Mehr zu medialen Kampagnen findet ihr: #dido_37: Mini-Videokampagnen in Kinotrailer-Form

Autorin: Katharina Nierhoff

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