Fake News und Co. spielerisch erfahrbar machen
Einmal in die Rolle des Bösen schlüpfen und manipulieren, hetzen, übertreiben, provozieren… Mit „Bad News“ werden wir zu echten Falschmelder*innen und das mit einer guten Absicht. Denn das kostenlose Online-Rollenspiel hilft die Mechanismen hinter gezielter Desinformation im Internet zu verstehen und einzuordnen.
So erhalten wir Einblick in die Methoden und Taktiken, die Falschmelder*innen nutzen, um ihre Inhalte zu verbreiten, zu polemisieren und mit den Ängsten der Menschen zu spielen.
Wie funktioniert das Spiel?
„Spiel den Bösewicht und mische das Internet mit Desinformationen auf!“ fordert das Spiel zu Beginn auf und die Spielenden sollen über Twitter erstmal so richtig Frust ablassen, bevor sie eine Identität stehlen und eine Verschwörungstheorie in die Welt setzen. Das Ziel: Möglichst viele Follower*innen gewinnen, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren.
Die Spielenden bekommen kurze Texte, Bilder oder Memes angezeigt und haben die Möglichkeit, unterschiedlich zu reagieren. Dabei kann man auf zwei verschiedene Arten punkten: Auf der einen Seite die Follower*innenzahl erhöhen, auf der anderen Seite nicht an Glaubwürdigkeit verlieren.
Wer geschickt Antworten wie echte Falschmelder*innen gibt, wird mit beidem belohnt. Wer aber das Publikum zu offensichtlich belügt, verliert an Glaubwürdigkeit. Moralische Einwände dagegen kosten Follower*innen und das Spiel heizt die Spielenden an, mehr zu wagen und die Strategien der Falschmelder*innen anzuwenden: Identitätsbetrug, Emotion, Polarisierung, Verschwörung, Verruf und Trollen. Dafür gibt es dann auch Abzeichen im klassischen Belohnungssystem zu verdienen.
Ziel des Spiels: Desinformation erkennen
Verschiedene Akteur*innen – auch im politischen Umfeld – versuchen, mit bewusster Streuung von Desinformation die Meinungen der Menschen zu beeinflussen. Bei der Flut an Informationen im Netz, fällt es schwer einen Überblick zu behalten.
„Der Anspruch des Spiels ist es, über gefälschte Nachrichten und irreführende Online-Meldungen aufzuklären und für eine aufmerksame Mediennutzung zu sensibilisieren.“ So die Macher*innen des Online-Games der niederländischen Organisation DROG, die das Spiel gemeinsam mit der Universität Cambridge entwickelt haben.
Dabei endet Desinformation nicht bei reinen Falschmeldungen, sondern kann sehr subtil wirken. Eine Nachricht muss nicht komplett gefälscht sein, um manipulativ und irreführend zu sein. Auch das Spielen mit Gefühlen und Ängsten der Menschen ist sehr wirksam.
Das Online-Spiel will das Bewusstsein für Desinformation verbessern, indem die Spielenden sich selbst in die Rolle von Falschmelder*innen versetzen.
Einsatzmöglichkeiten im Training
„Bad News“ wurde ursprünglich für die Arbeit mit Jugendlichen entwickelt, bietet aber auch in der Erwachsenenbildung einen großen Mehrwert: Mit dem Spiel wird politische Bildung erfahrbar gemacht und man kann aktiv die Strategien von Desinformation im Netz erleben. Die Erfahrungen können dazu verwendet werden, selbst Falschmeldungen und irreführende Inhalte besser entlarven zu können.
Eine Möglichkeit, „Bad News“ im Training einzusetzen ist, die Teilnehmenden spielen zu lassen und dann Gesprächsanlässe zu schaffen:
- Wo bin ich selbst anfällig für Desinformation?
- Wie wirken sich diese Mechanismen auf die gewerkschaftliche Erwachsenenbildung aus und wie gehe ich damit um?
- Wie werden öffentliche Meinungen gebildet?
- Und wie können wir zu kritischen und mündigen User*innen werden?
Ihr braucht nur einen Internetzugang und einen Laptop, ein Smartphone oder Tablet. Unterstützend dazu liefern die Macher*innen ein Infoblatt für Lehrende, das die einzelnen Strategien dahinter ausführlicher beleuchtet, wissenschaftliche Hintergründe liefert und weiterführende Links bietet.
Datenschutz
Die Spielenden agieren so, als würden sie etwas posten. Dies geschieht jedoch in einem fiktiven Setting. Nichts wird veröffentlicht und gespielt wird anonym. Wer möchte, kann auch freiwillig an einer Online-Umfrage zum Thema teilnehmen – ebenfalls anonym.
Autorin: Katharina Nierhoff
Die Englische Übersetzung findest du hier.
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