#visdo: Comics nutzen, um heikle Themen anzusprechen

Comics als Statement

Wo fange ich an? Bei einer Welt, in der so vieles nicht mehr so zu sein scheint wie noch vor ein paar Wochen? Bei einem Hinweis darauf, dass wir mit diesem Blogbeitrag 30 Ausgaben des #visdo feiern? Ich habe beschlossen, diesmal weder das eine noch das andere Thema allzu sehr in den Vordergrund zu rücken, sondern euch stattdessen als Feier des kleinen #visdo Jubiläums Tools an die Hand zu geben – um in einer Zeit, in der sich viele Diskussionen in die online Welt verlagern und es so viel zu sagen gibt, die richtigen Worte zu finden. Und zwar mit Comics!

Comics können gut in die eigene Bildungsarbeit eingebettet werden, um aktuelle politische und gesellschaftliche Themen wie Covid-19, Demokratie oder die Verteilungsfrage anzusprechen. Sie können als Diskussionsgrundlage, als Denkanstoß oder auch einfach als Highlight eines Inhaltes eingesetzt werden.

Ich glaube nicht, dass es möglich ist, das Thema Comics in einem einzelnen Blogbeitrag vollständig zu umreißen. So vieles gäbe es da zu sagen. Unendlich viele Beispiele anzuführen und so vielfältige Aspekte anzuschauen wie – um nur ein paar zu nennen – Storytelling, Zeichenskills, Perspektive, Metaphern, analoge und digitale Tools, Ideenfindung, Struktur, Geschichte des Comics und vieles mehr. Wer tiefer in die Welt der Comics eintauchen will, dem kann ich die Bücher von Scott McCloud sehr ans Herz legen: „Comics richtig lesen“ und „Comics machen“. Für den Anfang werden wir uns diesmal anschauen, wie der Prozess der Comic-Erstellung so abläuft und wie man die 3-Akt-Struktur dabei nutzen kann.

Grundgedanke

Was ist ein Comic eigentlich? Ein Comic ist eine Bilderfolge (oft in Kombination mit Text), die eine Geschichte erzählt. Dies passiert oft mit Humor, es werden Übertreibungen genutzt, um Sachverhalte zu dramatisieren und Metaphern, um eindringliche Bilder zu schaffen. Als Kunstform sind dem Comic an sich keine Grenzen gesetzt. Wer ihn nutzen möchte, um starke Statements abzugeben, befindet sich jedoch immer im Spannungsfeld zwischen faden, nichtssagenden Bildern (die keinen interessieren in Wirklichkeit) und überspitzten, provokanten Aussagen (die mitunter Gefühle verletzen und Fronten verhärten können). Wie weit man gehen möchte (körperliche Merkmale karikieren, religiöse Themen aufgreifen,…) bleibt am Ende immer eine persönliche Entscheidung.

Der Prozess

Wie kommt man nun zu einem Comic? Mir helfen folgende Schritte bei der Ausarbeitung:

1. Ideenfindung
Bevor es ans Zeichnen geht, sollte man sich überlegen, was man zu sagen hat. Welche Botschaft will man kommunizieren und wen will man damit erreichen? In dieser Phase macht es Sinn, alles aufzuschreiben, das einem in den Sinn kommt und die Ideen zu gruppieren und zu strukturieren, um eine davon auszuwählen.

2. Recherche
Manche KünstlerInnen recherchieren gerne, wie andere das Thema bereits bearbeitet haben. Das hat den Vorteil, dass man nicht Gefahr läuft, bereits bestehende Bilder und Klischees zu wiederholen (weil man dann bewusst davon Abstand nimmt). Das kann aber auch dazu führen, dass die eigenen Ideen und Gedanken zu sehr vorgegebenen Pfaden folgen. Wer sich dafür entscheidet zu recherchieren, sollte auf jeden Fall sichergehen, dass die eigenen Ideen nicht zu nah an den Referenzen sind. Ein guter Ansatz ist es, mehrere Ideen miteinander zu kombinieren oder etwas ins Gegenteil zu verkehren.

3. Skizzen
Nun geht es ans Zeichnen. Bevor man sich auf ein konkretes Bild festlegt, empfiehlt es sich, mehrere Skizzen anzufertigen. Wichtig dabei ist es, nicht einfach immer wieder das Gleiche zu zeichnen, sondern unterschiedliche Motive und Perspektiven zu testen. Wichtige Elemente sollten groß sein und pro Panel (Bild) nur eine Idee bearbeitet werden, da es sonst leicht unübersichtlich wird.

4. Feedback
Wenn die Skizzen stehen, kann man sich von KollegInnen, FreundInnen und Familie Feedback holen. Oft sieht man selbst den Wald vor lauter Bäumen nicht und kann die eigenen Bildideen nicht objektiv beurteilen. Fragt daher nach, ob die Ideen verständlich sind, welche Variante am aussagekräftigsten ist und was emotional am stärksten wirkt.

5. Reinzeichnung
Ist die Entscheidung für eine der Skizzen gefallen, geht es an die Reinzeichnung. Diese kann analog (auf Papier) oder digital (mein Favorit ist die App Procreate am iPad) ausgeführt werden. Der Text (Sprechblasen) kann entweder mit der Hand geschrieben oder digital ergänzt werden. Wenn digitaler Text geplant ist, achtet darauf, beim Zeichnen Platz dafür einzuplanen.

Die 3-Akte

Viele Comics arbeiten mit 3 Akten. Das bedeutet, es gibt drei Bilder, aus denen sich die Geschichte zusammensetzt. Jedes der Bilder erfüllt dabei eine Aufgabe:

1. Der Einstieg
Im ersten Bild werden die 5 W-Fragen beantwortet: Wer macht Was, Wo, Wann und Warum. Der Kontext der Geschichte wird hergestellt und die LeserInnen werden in die Welt des Comics eingeführt.

2. Die Konfrontation
Es entsteht ein Konflikt, etwas geht schief oder etwas Unerwartetes passiert. Das ist sozusagen der emotionale Höhepunkt der Geschichte.

3. Die Auflösung
Wie der Konflikt aufgelöst wird, sagt immer etwas über die Figur im Comic (und letztlich auch über den Zeichner bzw. die Zeichnerin) aus. Wie reagiert die Protagonistin oder der Protagonist? Wird er oder sie wütend? Traurig? Reagiert sie oder er mit einem sarkastischen Kommentar? Oder gar gleichgültig?

Probiert es am besten aus, habt Spaß am Experimentieren und vor allem – teilt eure Comics mit Anderen. Es ist unendlich schade, wie viele tolle Bilder und Comics die Welt nie gesehen hat, weil sie in einer Schublade verschwunden sind. Traut euch!

Autorin: Lana Lauren

Englische Übersetzung findest du hier!

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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen unter gleichen Bedingungen 3.0 Österreich Lizenz.
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