#visdo: Material: das richtige Werkzeug für die Visualisierung

„Welchen Stift verwendest du?“

Diese Frage höre ich nicht nur jeden zweiten Tag, sondern ich gebe zu: ich stelle sie auch regelmäßig. Warum? Weil das Arbeiten mit dem richtigen Werkzeug leichter ist und mehr Freude macht. Natürlich haben gute Zeichner*innen mehr zu bieten als nur den perfekten Zauberstift. Aber genauso, wie ich einen Marathon nicht in meinen Hausschuhen laufen würde, würde ich auch nicht versuchen ein Meisterwerk mit einem halbleeren und schmierenden Stift aufs Papier zu bringen.

Was ist denn nun der richtige Stift und das beste Papier? Nun, das hängt ein bisschen davon ab, was du vorhast. Daher gliedere ich diesen Blogbeitrag in drei Abschnitte: Notizen (zeichnen auf kleinen Formaten), Flipcharts (zeichnen im großen Stil) und Digitales. Statt zu versuchen einen Überblick über alles zu geben, was es in der großen weiten Welt an Zeichenmaterial gibt, werde ich hauptsächlich darauf eingehen, was sich für mich bewährt hat. Wer Freude am Ausprobieren hat, kann sich gerne im nächsten Schreibwarenladen mit allem was das Herz begehrt eindecken – ich persönlich liebe das. Wer aber weniger Zeit oder Lust hat auf Experimente hat, kann sich getrost auf die paar Utensilien konzentrieren, die ich im Folgenden vorstelle.

Notizen – das Zeichnen und Schreiben auf kleinen Formaten

Für den Anfang ist ein Flipchart oder gar eine ganze Wand mit Endlospapier oft ein bisschen einschüchternd. Da fällt es den meisten leichter im Kleinen zu beginnen. Das halte ich auch für sinnvoll. Für den Anfang tut es oft schon ein Stapel ganz gewöhnliches A4 Kopierpapier aus dem nächsten Drucker. Das hat eine gute Größe und einen überschaubaren Preis.

Wer keine losen Blätter mag, der kann sich ein Notizbuch besorgen. Praktisch sind oft die mit Spiralbindung, denn da kann man auch mal ein Blatt ausreißen, wenn es einem so gar nicht gefällt. Ich persönlich habe vor einiger Zeit die Notizbücher von der Marke Leuchtturm entdeckt und verwende seither die. Sie haben keine Spiralbindung, aber dafür ein sehr praktisches Inhaltsverzeichnis (so findet man die eigenen Bildideen und Notizen auch wieder), gute Papierqualität und gleich zwei Lesezeichen. Egal für welches Notizbuch du dich entscheidest – achte darauf, dass das Papier nicht zu dünn ist. Sonst drückt sich deine Zeichnung durch und du kannst nur jedes zweite Blatt verwenden.

Was auch praktisch ist, sind Karteikarten. Die bekommt man leicht und sie haben eine gute Papierdicke. So kann man verschiedene Skizzen und entwürfe in klein machen und läuft nicht Gefahr sich im Detail zu verlieren. Wenn man die Skizzen aufbewahren möchte, gibt es auch gleich einen Karteikasten dazu. Was will man mehr?

Was die Stifte betrifft, kann man erste Skizzen mit dem Lieblingskugelschreiber oder einem Bleistift machen. Beim Bleistift habe ich einen Tipp: probiere mal bunte Druckbleistiftminen aus. Es gibt sie in gelb, grün, blau und noch einigen anderen Farben. Der Vorteil: die Skizze wird nicht so dunkel wie beim klassischen Bleistift und wenn man mit Fineliner drüber malt, stören die Hilfslinien nicht so sehr.

Für die Reinzeichnung nimmt man am besten einen schwarzen Stift. Wenn man nachher noch Farbe hinzufügen will, ist es gut sich für einen Fineliner zu entscheiden, der nicht verschmiert. Das spart viel Frustration und auch Zeit, weil man beim Färben nicht darauf achten muss, ob man bei einer Linie ankommt. Ich mag die Fineliner von Copic und Micron am liebsten. Wer einen dickeren Strich will, kann auch die orange Serie von Neuland wählen.

Für die Farbe reichen in der Regel ein bis zwei bunte Stifte (einfach die Lieblingsfarbe nehmen) und ein hellgrauer für Schatten. Stifte mit Pinselspitze ermöglichen dicke und dünne Linien – ich verwende die von Tombow.

Mehr braucht es gar nicht. Einen Block, einen Kugelschreiber oder Bleistift für Skizzen, einen schwarzer Stift für die Reinzeichnung und zwei farbige Stifte für die Highlights. Damit kann es schon losgehen.

Flipchart – das Zeichnen im großen Stil

Beim Flipchart bin ich, was Papier betrifft, nicht wählerisch. Das hat den einfachen Grund, dass es teuer ist und bei den meisten Seminarräumen ohnehin bereits vorhanden. Anstatt daher die großen und schweren Papierrollen selbst zu kaufen und herumzuschleppen, nehme ich das Papier, das im Seminarraum ist. Einen kleinen Trick habe ich allerdings trotzdem: ich drehe das Papier bevor ich zu schreiben oder zeichnen beginne immer um. So habe ich kein störendes Logo, das von meinen Inhalten ablenkt und auch die Linierung (falls vorhanden) ist nicht so dominant.

Bei den Stiften bin ich dann schon wählerischer. Es gibt viele Anbieter für Flipchartstifte. Meiner Erfahrung nach haben allerdings die meisten Stifte zwei große Probleme: sie stinken (was bedeutet, dass sie giftige Dämpfe abgeben, die ich nicht unbedingt einatmen will) und sie zeichnen durch das Papier durch. Ich arbeite daher mit den Stiften von Neuland. Die gibt es nachfüllbar, in vielen Farben und mit unterschiedlichen Spitzen. Die Keilspitzen sind in der Trainer*innenwelt zwar sehr verbreitet, ich würde dir aber dennoch eine Rundspitze zum Schreiben und eine Pinselspitze zum Ausmalen empfehlen. Mit der runden Spitze tut man sich viel leichter einen konstanten Strich zu bekommen (was für ein schönes Schriftbild sorgt) und mit der Pinselspitze kann man flexibel feine Linien zeichnen oder große Flächen schnell ausmalen.

Ich persönlich komme mit einem schwarzen Stift zum Schreiben, einem bunten zum Ausmalen und einem grauen für Schatten aus. Wer mehr Material ausprobieren will, der kann sich auch an den Wachsmalkreiden von Stockmar probieren oder mit PanPastel (Pastellkreiden, die man mit Schwämmchen auf das Papier aufträgt) experimentieren. Mir persönlich sind die Pastellfarben zu bröselig und ich mag es nicht, dass nachher überall der Pastellstaub liegt und ich dreckige Hände habe. Das finde ich unpraktisch. Aber auch hier gilt: am besten ausprobieren und schauen, was einem gefällt.

Digitales zeichnen

Wer digitale Bilder erstellen will, greift am besten zu einem iPad mit Pencil oder einem anderen Tablet mit Stylus (so heißt der Stift, mit dem man auf dem Bildschirm vom Tablet direkt zeichnen kann). Wer es mit dem Zeichnen ernst meint und in Zukunft viel digital zeichnen will, sollte sich ein Grafiktablet zulegen (das ist eine Alternative zur Computermaus, die das Zeichnen am Computer erleichtert). Ein bisschen Geduld und Zeit zum Üben braucht es für diese Profi-Variante allerdings. Ich würde als Einstieg daher beim iPad oder Windows Tablet bleiben. Das ist intuitiver und man kommt schneller auf ein zufriedenstellendes Ergebnis.

Einkaufsliste

Es braucht also nicht viel aber dafür das richtige Werkzeug. Man kann die Stifte und Farben alle online kaufen oder in einem Geschäft schmökern um herauszufinden was einem sympathisch ist. Ich empfehle dir auf jeden Fall einmal einen Nachmittag in die Materialsuche zu investieren – all deine zukünftigen Zeichnungen werden davon profitieren. Bei Fragen, kannst du mir gerne unten in den Kommentaren eine Nachricht hinterlassen.

Viel Spaß beim Stifte Aussuchen und bis in zwei Wochen, wenn wir uns den Rahmen, Bannern und Pfeilen widmen. Drei recht unscheinbar daherkommenden Gesellen, die sich aber als wahre Wunderwaffen der Visualisierungswelt entpuppen.

Autorin: Lana Lauren

 

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