Lebendige, einbindende und aktivierende Sprache in der Gewerkschaftlichen Erwachsenbildung.
18.09.2018 – 20.09.2018
Trainer*innen: Christian Kraxner, Sandra Stern
Wie können wir unsere Sprache nutzen, damit unsere Zuhörer*innen in Vorträgen und unsere Teilnehmer*innen in Workshops besser verstehen, was wir ihnen vermitteln wollen?
Welchen Rolle spielt dabei Beteiligung? Und wie lässt sich diese organisieren?
Das und vieles mehr haben wir uns gemeinsam mit hoch motivierten Teilnehmer*innen, die selbst in unterschiedlichsten Bereichen referieren, über drei Tage erarbeitet und vor allem praktisch ausprobiert.
Der/ die ideale Referent*in
Wenn wir wissen wollen, wie andere Menschen gut lernen, lohnt sich ein Blick in die eigene Biografie. Zu wissen, was uns selbst motiviert hat zu lernen und was uns davon in positiv in Erinnerung geblieben ist, kann uns helfen, unsere eigenen Vorträge und Seminare ansprechender zu gestalten und dementsprechend auch zu planen.
Wie also sieht »die/ der ideale Referent*in« eigentlich aus? Abwechslung sowohl in der Sprache, zwischen den Trainer*innen und Inputs ebenso wie bei den Methoden wurde von den meisten Teilnehmer*innen als einer der wesentlichen Faktoren für gutes Lernen genannt.
Deshalb gab es auch bei uns im Seminar viel Abwechslung zwischen Inputs, Kleingruppenphasen und vielen vielen Übungen. Zum Beispiel eine
Übung zu einfacher Sprache
Nach dem Motto: Wieso einfach, wenn’s auch kompliziert geht? drücken sich Vortragende manchmal umständlich aus. Deshalb haben wir uns spielerisch mit unserer eigenen Sprache auseinandergesetzt. Der paradoxe Auftrag lautete dabei zunächst „Sag’s absichtlich so, dass dich niemand versteht“. Die dazu verwendeten „Baupläne“ unverständlichen Kommunizierens wurden dann im zweiten Schritt in Anleitungen und Regeln für verständliches, gutes Vortragen umgewandelt.
Lasst Bilder sprechen
Komplizierter Sachverhalt lässt sich manchmal durch BILDHAFTE VERGLEICHE UND METAPHERN besser an die Zuhörer*innen bringen. Daher haben wir uns im Seminar auch intensiv im Erarbeiten von guten bildhaften Vergleichen geübt. Daran anschließend standen einige wichtige Erkenntnisse aus der Psycholinguistik im Mittelpunkt.
Geschichten, Geschichten, Geschichten
In einer weiteren Übung zu Storytelling erprobten sich die Teilnehmer*innen daran, Wissen und Informationen aus ihrer Vortrags-Praxis oder ihrem Alltag in anregende Geschichte zu verpacken. Als Hilfestellung dienten ihnen Muster aus dem professionellen journalistischen Geschichten-Erzählen. Begleitend haben wir auch gemeinsam über die Macht der Emotion in allen Kommunikationssituationen nachgedacht und diskutiert.
Bewährte Werkzeuge aus der Rhetorik
Referent*innen wirken klarer und besser, wenn ihre Vorträge gut strukturiert sind. Daher haben wir in unserem REFAK-Seminar auch einen Blick auf bewährte Werkzeuge aus der Rhetorik geworfen, die das publikumswirksame Aufbauen von Statements, Reden und Präsentationen unterstützen. Wir stellten DREI-, FÜNF- UND SIEBENSATZTECHNIKEN vor, die dann in Übungsstatements sogleich erprobt werden konnten.
Wer sind eigentlich unsere Zuhörer*innen?
Viele Faktoren beeinflussen unser Lernen. Sprache ist dabei ein zentraler Faktor. Deshalb ist es wesentlich zu wissen, mit wem wir sprechen. Schließlich wollen wir ja nicht nur reden, sondern Menschen sollen uns zuhören bzw. etwas lernen. Kurz gesagt: Wir wollen, dass das, was wir sagen, ankommt. Idealerweise wissen wir, wer uns zuhört. Wenn wir das nicht genau wissen, können wir unsere Zielgruppe dennoch zu analysieren versuchen – etwa, indem wir eine „PERSONA“ ENTWICKELN“. Eine Persona ist ein „idealtypisches“ Abbild der Menschen, die in ein Seminar kommen.
Transfer in die eigene Praxis
Zentraler Bestandteil des Seminars war der eigene Vortrag bzw. die eigene Präsentation. Deshalb waren die Teilnehmer*innen gebeten, Inputs aus ihrer Praxis mitzubringen und diese dann vor laufender Kamera zu präsentieren. Die Auftritte wurden anschließend in Kleingruppen sorgfältig analysiert, die Teilnehmer*innen gaben sich anhand vordefinierter Kriterien detailliertes Feedback.
Weiterführende Literatur
- Lakoff, G. (2009). The Political Mind. London: Penguin.
- Lakoff, G.; Wehling, E. (2009). Auf leisen Sohlen ins Gehirn. Politische Sprache und ihre heimliche Macht. Heidelberg: Carl Auer.
- Pörksen, U. (2016) Politische Rede oder Wie wir entscheiden. Mainz: Wallstein.
- Wehling, E. (2016). Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Köln: Halem.
- Westen, D. (2008). The Political Brain. New York: Public Affairs
- Wodak, R.; Menz, F. (1990). Sprache in der Politik – Politik in der Sprache. Analysen zum öffentlichen Sprachgebrauch. Klagenfurt: Drava.
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