#mm: Fishbowl-Diskussion

Eine Methode für große Gruppen

In der Mitte sechs Sessel im Kreis, außenrum interessierte Zuhörer:innen. Auf einem Sessel sitzt die Moderator:in, daneben vier Diskutierende. Ein Sessel ist anfangs leer und wird phasenweise von Jemandem aus dem Außenkreis besetzt, um sich in die Diskussion einzubringen. Klingt komplizierter als es ist.

Wozu setzen wir die Fishbowl-Metode ein?

Offene Diskussionen in Großgruppen sind schwierig. Es gibt viele Wortmeldungen, eine Struktur wird nicht erkennbar, Wiederholungen sind kaum zu vermeiden. Je größer die Gruppe, umso häufiger verlieren wir als in der Moderationsfunktion Teilnehmer:innen. Energie geht verloren. Hier kann die Methode Fishbowl hilfreich sein. In einem begrenzeten Innenkreis (im Goldfisch-Glas) wird stellvertretend für einen größeren Teilnehmer:innen-Kreis außenrum diskutiert. Das ist leicht zu moderieren. Einzelne Zuhörer:innen können mitdiskutieren, nicht von außen. Sie kommen in das Aquarium und geben dort ihr Statement ab.

Einsatzbeispiele

Ein Workshop zur Strategiebildung. Es gibt unterschiedliche Positionen. Vertreter dieser Positionen informieren in der in der Anfangsphase mit kurzen Statements. dann startet die Diskusion. Diese Form ist beispielsweise gut im Rahmen einer Betriebsversammlung möglich. Der Unterschied zur Podiumsdiskussion: Das Auditorium bleibt nicht passiv, es kann sich in die Diskussion einbringen.

Ganz anders: Präsentation von Gruppenarbeitsergebnissen. Im Fishbowl sitzen Vertreter:innen der Artbeitsgruppen mit ihren Ergebnissen. Die werden inhaltlich strukturiert vorgestellt und besprochen. Das erspart Wiederholungen („Zu dem Punkt haben wir dasselbe herausgefunden.“) Der freie Stuhl ermöglicht Ergänzungen.

Bewährt hat sich Fishbowl bei Feedback-Runden am Ende von Veranstaltungen. In Gruppen wird ein Feedback erarbeitet und im „Aquarium“ in offener Diskussion besprochen. Das geht flotter als „alle reihum“ und widersprüchliche Statements können thematisiert werden.

Für (große) Veranstaltungen/Konferenzen kann Fishbowl eine Form sein, Ergebnisse in einer gemeinsamen Abschluss- oder Reflexionsrunde zusammenzutragen. Dazu bestimmen die Veranstalter:innen oder Arbeitsgruppen selbst jeweils eine Person („Erntehelfer:innen“), die für sie im inneren Kreis spricht. Allen anderen ist eine Beteiligung über die leeren Sessel möglich.

Regeln

  • Zu Beginn des Fishbowls ist neben der inhaltlichen auch eine methodische Einführung nötig.
  • Der Innenkreis umfasst 6 Sessel: 4 Diskussionsteilnehmer:innen, eine Moderator:in, ein Sessel bleibt leer.
  • Reden dürfen nur Personen, die im inneren Kreis sitzen. Alle anderen hören zu.
  • Inputs und Statements zum Einstieg in die Diskussion müssen sehr kurz sein.
  • Teilnehmer:innen aus dem Außenkreis können jederzeit in den Innenkreis gehen und mitdiskutieren. Dazu setzt sich die Person entweder auf den freien Sessel oder stellt sich hinter die dort (schon) sitzende Person. Die Person auf diesem Sessel darf ihren Gedanken zu Ende formulieren und verlässt anschließend den Kreis.
  • Die Moderation achtet darauf, dass die Spielregeln eingehalten werden. Gerade, wenn die Gruppe die Methode noch nicht kennt, ist dies wichtig und gibt Sicherheit. Zu den Aufgaben der Moderation gehört auch eine Zusammenfassung am Ende der Diskussion.
fishbowl_ende

Der Vorteil der Diskussionsform Fishbowl ist, dass sich diese Methode für große Gruppen eignet, aber im Idealfall im Inneren eine Gesprächsatmosphäre zustande kommt, die in der Intensität einer kleinen Gesprächsrunde gleicht. Voraussetzung für das Funktionieren ist ein Thema, zu dem die gesamte Gruppe ein Hintergrundwissen und natürlich Austauschbedarf hat. Ziel ist also weniger die Vermittlung von Wissen, sondern eher der Austausch und das Sichtbarmachen von unterschiedlichen Positionen und Meinungen zu einem Thema.

Varianten

Um die Dynamik und die Beteiligungsmöglichkeiten des „Publikums“ (äußerer Kreis) zu erhöhen, können entweder mehrere leere Sessel aufgestellt werden oder jeder Sessel, auch die von Anfang an belegten, für Teilnehmer:innen von außen zugänglich gemacht werden. Zusätzlich kann auch noch die Regel eingeführt werden, dass auch jede/r Teilnehmer:in im Innenkreis jederzeit eine Auszeit nehmen kann.
Gibt es einleitende Inputs können auch diese aus dem Außenbereich kommen und damit die Verbindung und Beteiligung von innen und außen veranschaulicht werden.

Weitere Beiträge zum Thema Diskussion

Zur Methode Diskussion gibt es eine ganze Reihe von Blogbeiträgen, die in loser Folge in den nächsten Wochen (wieder-)veröffentlicht werden.
#mm: Schriftliche Diskussion | Schreibgespräch
#mm: Diskussion im Plenum
#mm: Spontane Diskussionen moderieren
#mm: Pro/Contra-Diskussion
Es folgen:
#mm: Schriftlich argumentieren
#mm: Das Lehrgespräch

Autorin: Nicola Sekler & Ulli Lipp

Lust auf mehr? Zu allen Einträgen der Serie #mm kommst du HIER!

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