Seminardokumentation: Check Dein Seminar

Check dein SeminarTools zur Qualitätssicherung im Seminar

05.03.2018

TrainerInnen: Karin Steiner und Martin Stark

Wie man als TrainerIn die Qualität in Seminaren verbessern kann.

Zu Beginn gaben die Trainerinnen einen Überblick über die Qualitätsbereiche des QUALITOOLS-Handbuchs, das als Grundlage für das Seminar dient.

Die Quintessenz: Qualitätsmanagement alleine reicht nicht aus, um Qualität im Training sicherzustellen. Auch geht es nicht darum, den Prozess der Weiterbildung zu standardisieren, sondern vielmehr zu individualisieren. Qualitätsvolles Handeln in Bildungsprozessen setzt voraus, dass beide Seiten, Lehrende und Lernende begreifen, dass beide die Qualität gleichermaßen beeinflussen: Trainerinnen durch ihr didaktisches Knowhow und die flexible Umsetzung im Training, Lernende durch ihre Motivation und ihre Kooperationsbereitschaft.

Übungen als Einstieg.

Nach einem Soziogramm (Differenzenübung) im Raum, durch das sich die TeilnehmerInnen untereinander kennenlernen konnten, wurden Neugierdepunkte eingesetzt; so wurden die Interessen der Teilnehmerinnen gesammelt abgefragt.

Danach wurden weitere Methoden aus dem Handbuch präsentiert und mögliche Anwendungsbereiche in der Praxis gemeinsam mit den TeilnehmerInnen diskutiert. Eine vielseitig einsetzbare Methode ist das sog. Knowledge Café, Dabei diskutieren die TeilnehmerInnen anhand vorgegebener Fragen in Kleingruppen und dokumentieren die Diskussionsergebnisse auf sog. Tischdecken (Flips auf Tischen liegend).  Mithilfe dieser Methode kann man zu Beginn einer Weiterbildung das vorhandene Wissen der TeilnehmerInnen sichtbar machen und als TrainerIn künftig darauf Bezug nehmen. Für die TeilnehmerInnen bedeutet das Sichtbarmachen auch die Wertschätzung vorhandenen Wissens od. bereits erworbener Kompetenzen. Wesentlich ist, dass auch Meinungen und Diskussion Platz haben sollten, ähnlich einem kollektiven Brainstorming. In der Mitte und am Ende einer länger dauernden Ausbildung kann damit im Lehrgang bereits erworbenes Wissen nochmals visualisiert bzw. überhaupt erst den TeilnehmerInnen bewusst gemacht werden.

Tools, Tools, Tools…

Zahlreiche Methoden werden im Handbuch im Qualitätsbereich „Planen, Dokumentieren & Reflektieren des Lehr- und Trainingsprozesses“ beschrieben. Im Workshop wurde die Methode „Lernzielvereinbarung schließen“, „Lerntagebuch“ und „Gemeinsames Protokoll“ kurz vorgestellt und diskutiert.

Eine Lernzielvereinbarung soll bewirken, dass TeilnehmerInnen sich nicht bloß als KonsumentInnen von Bildung sehen, sondern, dass klar gemacht wird, dass auch sie einen Beitrag zum Erfolg einer Weiterbildung durch ihr Engagement, ihre Motivation und nicht zuletzt  durch Anstrengung leisten (müssen). Das Lerntagebuch soll wiederum das Erlernte dokumentieren helfen. Jede/r einzelne macht dies für sich. Das Tagebuch kann zu einer Zwischenreflexion mit Lehrenden / der Lehrgangsleitung verwendet werden oder auf einer Online-Plattform mit den anderen Teilnehmerinnen geteilt werden. Ein gemeinsames Protokoll ermöglicht TeilnehmerInnen in längeren Ausbildungen eine Wiederholung des Lernstoffs mit KollegInnen. Dabei sollen nicht nur Facts, sondern auch Gefühle, Bilder und Erlebnisse usw. festgehalten werden.

Check, Check!

Im Rahmen der QUALITOOLS-Methoden nimmt weiters die Reflexion unter TrainerInnen eine wichtige Rolle zur Qualitätsentwicklung ein. So wurde nach dem Mittagessen die Gruppe für eine Stunde zweigeteilt und eine „Intervision (kollegiale Beratung)“ anhand eines konkreten Fallbeispiels durchgeführt. Nach einer Pause wurden weitere Methoden vorgestellt. Dazu zählt die Methode „1, 2 oder 3: Kurzfeedback zum Lernstand“, eine kurzweilige Methode, die als Zwischendurch-Lernkontrolle dient. Dazu muss der /die TrainerIn ca. 5 Fragen mit richtigen und falschen Antwortmöglichkeiten vorbereiten. Die Fragen mit je drei Antwortmöglichkeiten werden dann an die Gruppe gestellt und alle Teilnehmerinnen halten zur Beantwortung jeweils eine von drei Antwortkarten (1,2 oder 3) in die Höhe.

Eine Teilnehmerin merkte an, dass sie die Methode lieber in Kleingruppen anwendet, weil eine Bloßstellung einzelner TeilnehmerInnen (aufgrund von Nicht-Wissen)  damit vermieden wird.

Die Methode „Kräftefeldanalyse“ kann im Rahmen einer länger dauernden Weiterbildung als Zwischenfeedback genutzt werden.

 

Kräftefeldanalyse

 

Was kann der/die TrainerIn aus dieser Kräftefeldanalyse, die die TeilnehmerInnen erstellt haben, für die Gestaltung des Trainings in Zukunft mitnehmen?

Auf Pausen sollte geachtet, Kritik an TeilnehmerInnen vermieden werden. Praktische Übungen mit anderen wirken sich förderlich auf das Lernklima aus. Auch zu viel Theorie und Frontalvorträge wirken bei diesen Teilnehmerinnen eher lernhinderlich, viel Wiederholung hingegen eher förderlich.

Feedback.

Am Ende des Seminars wurden Feedbackübungen vorgestellt. Alt aber immer noch gut ist die Feedbackmethode „4-6 Ecken: Ende des Trainings„. Dazu hängt der/die Trainerin Plakate mit unterschiedlichen Wetter(Stimmungs)lagen im Seminarraum auf, zu denen sich die Teilnehmerinnen am Ende eines Lehrgangs stellen sollen. In Kleingruppen tauschen sich diese dann über ihre eigene Stimmung aus. Ein Teilnehmer fragte, was man denn als Trainer macht, wenn sich nun 6 Leute zum Sturm stellen. Man solle sie einfach fragen, was dieser Sturm bedeute und sie dazu aufmuntern, über ihre Gefühle zu sprechen, wäre eine mögliche Herangehensweise. Deshalb ist es eben auch wichtig, dass man sich ausreichend Zeit nimmt, damit am Ende auch das Negative noch besprochen und aus dem Weg geräumt werden kann. Insbesondere bei längeren Ausbildungen ist diese Methode gut geeignet und ermöglicht den TeilnehmerInnen auch den emotionalen Abschied.

Alternativ können Teilnehmerinnen anhand von vorbereiteten Karten mitteilen, welche Schlussfolgerungen sie aus dem Seminar für sich ziehen: „Ich habe mehr Schwung und Freunde.“ oder „Ich habe konkrete Pläne“ oder „Ich bin verunsichert, brauche Zeit.“ oder „Ich möchte mehr in diesem Bereich lernen“. Auch die bevorzugte Abschiedsart kann abgefragt werden. Die Teilnehmerinnen platzieren sich zu im Raum verteilten karten mit Statements wie: „kurz und schmerzlos“, „immer wieder“, „ausgiebig feiern“ usw.

Darüber hinaus wurden auch noch andere Feedbackmethoden, die weniger zeitaufwendig sind und sich daher für kürzere Weiterbildungen gut eignen, vorgestellt und ausprobiert. Dazu zählt etwa das „Feld-Feedback“ und „Fuß und Stimme„. Beide Methoden sind größtenteils nonverbal, eignen sich also auch für größere Gruppen. Im ersten Fall werden Statements zum Training vorgegeben und die TeilnehmerInnen positionieren sich im Raum je nach Zustimmungsgrad zu 1 (höchste Zustimmung) bis 4 (niedrigste Zustimmung). Im zweiten Fall sagt immer ein/e TeilnehmerIn einen Satz zum Training, bewegt sich dann in die Raummitte und die anderen positionieren sich je nach Zustimmungsgrad nahe oder eher weiter weg.

Feld feedback

Feld Feedback

Die Feedbackmethoden wurden gleich auf das laufende Seminar angewendet: Die Rückmeldungen war größtenteils positiv: Zwar war den TeilnehmerInnen der Raum etwas zu eng, bzw. zu viele Teilnehmerinnen anwesend. Die präsentierten Methoden waren teilweise schon bekannt, aber als gut anwendbar eingeschätzt. Das Gruppenklima und der Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen hoben die Teilnehmerinnen positiv hervor.

Praxistipp: Welche Methode ist wann anwendbar?

Grundsätzlich gilt, dass je kürzer ein Seminar dauert, desto kürzer sollten auch die QUALITOOLS dauern. Je länger eine Weiterbildung jedoch dauert, desto länger dürfen Erwartungsabfragen oder Feedbackmethoden dauern. Aus diesem Grund umfassen die QUALITTOLS sowohl kürzere Methoden, die nur 5 Minuten dauern, aber auch solche, die etwa einen halben Tag dauern können.

Praxistipp: Wie finde ich die Methode, die ich gerade suche?

Am besten ist es, wenn man sich durch Lektüre des Handbuchs zunächst einmal einen Überblick über alle Methoden verschafft. Wer dazu keine Zeit hat, kann auch schon mal in der Methodendatenbank gefiltert nach Zeit, Sozialform der Methode und Qualitätsbereich nach der passenden Methode suchen.

Zum QUALITOOLS-Handbuch: http://qualitools.at/content/files/handbook/handbook_de.pdf

Zur Methodendatenbank QUALITOOLS: http://www.qualitools.net

 

 

 

 

 

 

 

 

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