#kidi_03: Prompt rein, Seminarplanung raus? Nicht mit dir!

Seminarplanung gestaltet Lernräume. Wir entscheiden über Inhalte, Methoden und Atmosphäre. Damit schaffen wir einen Rahmen, wo Lernen möglich wird.

Bevor ich mit der Planung beginne, frage ich mich: Wie wird sich diese Gruppe anfühlen? Welche Stimmung wird da sein? Welche Widerstände?

In guten Lernsettings ist ein Seminarplan kein Fahrplan, sondern ein Gesprächspartner. Er braucht Flexibilität und Haltung. Genau hier kann Künstliche Intelligenz unterstützen. Nicht als Ersatz sondern als Sparringpartnerin. Und ganz ohne sie, die KI-Systeme, zu vermenschlichen.

Lernziel dieses Blogbeitrags:
In diesem Beitrag lernst du, wie du KI-Tools in vier zentralen Phasen der Seminarplanung einsetzen kannst, sodass sie dich stärken, ohne deinen pädagogischen Kompass zu verwässern.


1. Lernziele konkretisieren: Was willst du wirklich erreichen?

Katja plant ein Seminar zu „Kommunikation bei schwierigen Themen“. Statt Inhalte zu sammeln, nutzt sie KI, um handlungsnahe Ziele zu definieren: Haltung stärken, Verhalten prüfen, Empathie fördern.

KI-Unterstützung hilft, den didaktischen Kompass zu schärfe – durch gezieltes Nachfragen:

  • Was sollen die Lernenden am Ende wirklich können?
  • Welche Veränderung willst du ermöglichen?

Prompt-Beispiel für ChatGPT
Formuliere drei SMARTe Lernziele für ein Seminar zum Thema „Kommunikation in Konfliktsituationen“ für Betriebsrät:innen. Fokus: Handlungsoptionen und Perspektivenwechsel.

Typischer Stolperstein
Viele geben zu früh auf, weil die ersten Antworten nicht passen. Begreife KI-Tools nicht als Zielvorschlags-Maschine, sondern als Ideenraum. Wer klarer fragt  – etwa mit „Nutze Blooms Lernzieltaxonomie “ – kann seine Expertise einbringen.

💭 Reflexionsfrage
Was brauchst du, damit deine Lernziele klar werden?


2. Recherche mit KI: Inhalte und Impulse finden

Katja hat ihre Lernziele. Jetzt braucht sie inhaltliche Grundlagen: relevante Fakten, rechtliche Aspekte, praxistaugliche Beispiele. KI-Tools wie Perplexity.ai unterstützen bei der Recherche aktueller, verständlicher Materialien.

Prompt-Beispiel für Perplexity
Recherchiere aktuelle Herausforderungen für Betriebsrät:innen in Konfliktsituationen. Nenne drei praxisnahe Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum und verlinke verlässliche Quellen in verschiedenen Formaten wie Text, Podcast oder Video.

🆒 Tool-Tipp: Perplexity.ai überzeugt durch aktuelle Treffer und gute Quellenangaben – ideal für faktenbasierte Recherche im Bildungskontext.

Typischer Stolperstein
Die erste Trefferliste sieht gut aus, erweist sich aber als zu allgemein. Stimme deine Recherche bewusst auf Zielgruppe und Format ab und ergänze konkrete Zeitangaben für wirklich frische Impulse.

💭 Reflexionsfrage
Welche Kriterien nutzt du für die Entscheidung: „Das ist ein Text, den meine Gruppe wirklich lesen (oder hören) wird.


3. Methoden entwickeln: Lernprozesse aktivieren

Wie werden Katjas Lernende aktiv? Wie bringen sie Erfahrungen ein und erleben verschiedene Perspektiven? Sie setzt auf Methoden, die zur Gruppe, dem Thema und den Lernzielen passen: dialogisch, vielfältig und machbar.

ChatGPT und Claude.ai können inspirieren – besonders wenn du Gruppengröße, Dauer, Zielgruppe und Räume mitdenkst. Der Einsatz von KI ermöglicht kreative Varianten und spart Zeit.

Prompt-Beispiel für ChatGPT/Claude
Schlage drei aktivierende Methoden für den Einstieg in ein 2-tägiges Präsenzseminar mit 12 Betriebsrät:innen zum Thema „Kommunikation in schwierigen Situationen“ vor. Ziel: Vertrauen fördern, Erfahrungen austauschen.

🆒 Tool-Tipp: ChatGPT eignet sich für variantenreiche kreative Methoden. Claude.ai ist stark darin, lange Prompts zu verarbeiten und Methoden präzise an Zielgruppen anzupassen.

Typischer Stolperstein
Methodenvorschläge wirken gleichförmig. Kombiniere kreativ, frage konkret und liefere Hinweise zu Gruppendynamiken.

💭 Reflexionsfrage
Wie können dir KI-Tools dabei helfen, neue methodische Wege einzuschlagen, ohne deinen didaktischen Anspruch zu verlieren?


4. Ablauf gestalten: Von der Idee zur Struktur

Katja verbindet nun Lernziele, Inhalte und Methoden zu einem stimmigen Seminardesign. Das Design gibt Orientierung und lässt Spielraum für Dynamiken.

Gerade mehrtägige Seminare profitieren von klaren Phasen, flexiblen Übergängen und Raum für Reflexion.

Prompt-Beispiel für ChatGPT
Erstelle aus den erarbeiteten Bausteinen zwei alternative Ablaufvarianten: Variante A mit Fokus auf Gruppenaktivitäten. Variante B  strukturierter mit mehr Inputs.
Ergänzend mit Claude: Bewerte das folgende Seminardesign aus drei Perspektiven: 1. Praxisorientierte Lernende, 2. Erfahrene Trainerin, 3. gewerkschaftliche Bildungseinrichtung.


Typischer Stolperstein
Alles logisch, aber nicht lebendig? Viele KI-Ablaufpläne sind zu dicht getaktet. Es fehlen Pausen, Spielräume und Resonanz. Kombiniere KI-Strukturierung mit deiner Erfahrung und Intuition. 

💭 Reflexionsfrage
Woran erkennst du gute Dramaturgie in Seminaren?


Kritische Reflexion: Datenschutz und Qualität im Blick behalten

Bevor zu KI-Tools einsetzt, prüfe:

  • Datenschutz: Gib keine sensiblen Lernenden-Daten ein.
  • Kosten: Kostenlose Versionen von ChatGPT/Claude oder Perplexity (alle mit E-Mail Anmeldung) sind meist völlig ausreichend. Pro-Versionen kosten durchschnittlich ~20€/Monat.
  • Qualität: KI-Ergebnisse immer fachlich prüfen und anpassen.
  • Bias: Besonders bei arbeitsrechtlichen Themen kritisch hinterfragen – ausführlich in #kidi02 Bias entlarven

🆒 Alternativer Tool-Tipp: Wenn du oder deine Lernenden dich nicht registrieren möchtest oder darfst, ist Duck AI Chat eine gute Option. Der Dienst bietet datenschutzfreundlichen Zugang zu mehreren KI-Modellen – ganz ohne Anmeldung. Ideal für spontane Prompts oder als niedrigschwelliger Einstieg.


Fazit: KI als Sparringpartnerin nutzen

KI verändert nicht, was wir tun – aber wie wir es tun.

Mit einem klaren pädagogischen Kompass unterstützen dich KI-Systeme: beim Strukturieren, Ideen finden und Variieren. Wie Katja hilft auch dir KI, mutiger, klarer und vielfältiger zu planen.


Vertiefung: EBmooc 2025 – KI-Workflows: Didaktik trifft Recht ab 22.09.2025

Autor: Stefan Fersterer

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