Wer kennt das nicht? Das Ende eines langen Seminartages, die Zeit gleich nach der Mittagspause, oder gar eine Abendeinheit und plötzlich ist alles furchtbar schwer: wie durch Wasser waten oder durch Zuckerwatte reden. Heute unterhalten sich unsere fünf Expert*innen Yasemine, Paul, Beate, Rudi und Maria über ihre Erfahrungen mit Aktivierungsmaßnahmen, um müde Gruppen wieder munter zu machen.
Ein Bett, ein Polster und Kaffee
Die Gruppe sitzt heute wieder mal in einem Kaffeehaus. Das nasse, kalte Wetter macht die Treffen im Freien undenkbar. Maria schaut grade nachdenklich in ihren Cafe Latte und rührt das Zuckerkrönchen in den Milchschaum: „Wenn es draußen so düster ist, werde ich gar nicht richtig munter.“, meint sie und hält sich die Hand vor beim Gähnen. „Na passt doch wunderbar zu unserem Thema heute“, sagt Beate, „wir schauen ja alle nicht gerade munter aus der Wäsche. Was bräuchten wir also, um wieder munter und aktiv zu werden?“
Nach den üblichen Scherzen von „ein Bett und einen Polster“, „Kaffee intravenös“ und „das wird heut nix mehr, da kannst du machen was du willst“ kommen die fünf dann doch auf ein paar Vorschläge, mit denen sie schon gute Erfahrungen gemacht haben. Durch ihre unterschiedlichen Zugänge kommt eine ganz schön bunte Liste zusammen. Sie einigen sich, dass jede*r hier kurz die Lieblingsmethoden beschreibt.
Rudis Powernap
Rudi hat gute Erfahrungen damit gemacht, die Teilnehmer*innen tatsächlich kurz „schlafen“ zu lassen. Er leitet eine Übung an, die er „Powernap“ nennt und wo 5-7 Minuten lang, die Teilnehmer*innen ruhig sitzen, sich auf ihren Atem konzentrieren und den Körper tatsächlich ruhen lassen. Als Visualisierungshilfe – damit der Kopf nicht anfängt während der Ruhephase to-do Listen zu erstellen beginnt – sagt er mit ruhiger Stimme dazu, dass sich die Teilnehmer*innen eine Kugel vorstellen sollen, die beim Einatmen vorne nach oben wandert und beim Ausatmen hinten am Körper nach unten wandert. „Die meisten Atemübungen kann man gleichzeitig auch als Powernapping Übungen verwenden“, meint Rudi auf Marias Nachfrage, ob es da dazu eine Anleitung gibt. „Der Atemrhythmus ist ein natürlicher Rhythmus und durch tiefes Ein- und Ausatmen wird die Entspannung angeregt. Meistens sind die Teilnehmer*innen danach wieder munter, ich lade sie dann ein, kurz aufzustehen und einen Schluck Wasser zu trinken, um sicher zu gehen, dass niemand weiterschläft“, schmunzelt Rudi.
Murmelgruppen und Kaffeepausen
Maria bietet sich gleich an weiter zu machen. Ihre Lieblingsintervention sind Murmelgruppen: quasi angeleitetes Tratschen. Dadurch bleibt die Gruppe bei den Inhalten, bekommt aber ein anderes Setting präsentiert. Die Murmelgruppen können auch den Raum kurz verlassen, oder sich nur im Sitzen zueinander umdrehen. Sie müssen nicht unbedingt Ergebnisse präsentieren, sondern sollen sich zum Thema kurz austauschen. „Mir macht es dann auch nichts aus, wenn sie kurz über andere Sachen reden“, Maria zuckt mit den Achseln. „Grade bei Kursen am Abend ist es mit der Konzentration oft schon schwierig und die kurze Pause vom Zuhören ist meist hilfreich. Wenn die Müdigkeit ganz groß ist, hänge ich nach der Murmelgruppe gleich eine kurze Kaffeepause an“.
Improtheater und Bewegung
Beate und Yasemine sind beim Austausch drauf gekommen, dass sie beide Improvisationstheaterspiele mit Spontanität und Bewegung mögen. Angefangen von Bewegungsspielen wie „Obstsalat“ oder „Hexe – Zwergin – Riesin“ bis zu Reaktionsspielen wie „Whiskey Mixer“ oder den guten alten Sternball (Ball wird immer in der selben Richtung im Kreis geworfen). Die beiden überschlagen sich fast mit Beispielen. Paul, Maria und Rudi schwirrt schon bald der Kopf. Beate verspricht eine Spielesammlung für alle, die sich die Übungen genauer anschauen wollen, auszuschicken. „Am besten ist es aber“, meint Yasemine, „wenn man mal einen Workshop oder ein offenes Training bei einer Improtheatergruppe besucht. Die meisten Spiele lassen sich wirklich schwer erklären. Es ist besser, die mal auszuprobieren.“ Beate nickt zustimmend.
Zaubern
Jetzt blicken alle gespannt auf Paul und seine Idee, um die Aufmerksamkeit einer schon müden Gruppe zu bekommen. Paul nimmt einen Teebeutel und beginnt eine Geschichte zu erzählen, von einer kleinen Fee, die unbedingt fliegen wollte, aber kein gutes Material hatte: die Zündschnur ihrer Rakete war abgerissen, der Treibstoff ausgelaufen und sie hatte die Rakete am falschen Ende gezündet. Fast schon hatte die Fee alle Hoffnung aufgegeben, als die Rakete schlussendlich doch abhob. Paul schaut in verzauberte Gesichter und sagt: „Die Geschichte erzähle ich und sag‘ `wenn man glaubt, es geht gar nicht mehr, dann geht’s immer noch ein Stückchen weiter´“.
Das nächste Mal unterhalten sich unsere fünf Expert*innen über Visualisierung und wie dadurch Prozesse unterstützt werden können.
Autorinnen: Gerda Kolb und Irene Zavarsky
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