#mm: Schriftliche Diskussion | Schreibgespräch

Diskutieren ohne Sprechen – geht das überhaupt? Was paradox klingt, ist eine effektive Methode für Workshops und Seminare. Alles, was Teilnehmer:innen kommentieren, ergänzen oder einwenden wollen, können sie auch schreiben – auf Flipcharts oder mit Karten auf Pinnwänden. Die Schriftliche Diskussion klappt auch in Online-Veranstaltungen.

Ziele

** Aktive Auseinandersetzung mit einem Thema und den Meinungen, Aussagen, Statements der anderen Teilnehmer:innen dazu
** Kennenlernen unterschiedlicher Sichtweisen zu einem Thema und Einlassen auf andere Argumente
** Verfeinerung der Argumentation zu einem Thema
** Etablierte Kommunikationsstrukturen in Gruppen aufbrechen

Kurzbeschreibung

Zu einem Thema werden 4-5 (provokative) Fragen, Thesen oder Aussagen formuliert, auf Pinnwänden oder Flipcharts notiert und im Raum verteilt. Die Teilnehmer:innen werden aufgefordert, ihre Meinungen, Kommentare und Stellungnahmen abzugeben, andere Statements zu kommentieren (unterstreichen, Verbindungen herstellen, ergänzen, Nachfragen stellen) und darüber Argumente/Meinungen weiterzuentwickeln. Die wichtigste Regel: Reden ist nicht erlaubt; die Kommunikation soll in diesem Fall wirklich nur schriftlich erfolgen!

Argumente für Schriftliches Diskutieren

Diese Art der Diskussion hat den Vorteil, dass sie sehr offen ist. Alle Teilnehmer:innen können das Spektrum der Meinungen und Statements in der Gruppe wahrnehmen. Teilnehmer:innen, die sich in mündlichen Diskussionen nicht beteiligen (würden), können dennoch aktiv eingebunden werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Schnelligkeit nicht so sehr im Vordergrund steht. Es kann in Ruhe überlegt werden, warum die eine Meinung oder ein spezielles Argument als gut oder unpassend empfunden wird. Durch die gleichzeitige Verschriftlichung der Diskussion eignet sich diese Methode sehr gut, wenn an einem Thema intensiv und in unterschiedlicher Form weitergearbeitet werden soll. Argumente gehen anders als in mündlichen Diskussionen nicht verloren, die Schriftform macht sie dokumentierbar.

Einsatz

Wichtig vorab: Es muss auf alle Fälle im Anschluss an die Schriftliche Diskussion Zeit und Raum geben für eine Auswertung. Wie ausführlich, hängt von der Zielsetzung und dem Setting ab, hier ein paar Einsatzmöglichkeiten:

  • Im Anschluss an Impulsplakate (#mm): Nach einem ersten Sammeln mithilfe von Impulsplakaten dient die zweite Runde dazu, die gesammelten Argumente, Meinungen, Statements schriftlich zu kommentieren.
  • Als Auftakt für eine Gruppendiskussion: Die Schriftliche Diskussion kann als Einstieg in ein (ausführlich + länger) zu bearbeitendes Thema gewählt werden. Als Ergebnis liefert sie, je nach formulierten Fragestellungen, ein breites Spektrum an Meinungen und Argumenten oder zugespitzten Positionen.
    Wie geht es dann weiter?
    1. In einem Blitzlicht wird abgefragt, wie weiter mit dem Thema umgegangen werden soll.
    2. In einer Gruppenarbeit werden die Argumente, Meinungen und Positionen zu je einer Frage noch einmal aufbereitet und dem Plenum zur mündlichen Diskussion gestellt. Möglich ist dies auch in Form einer Pro/Contra-Diskussion (#mm).
    3. Mit Klebepunkten (#mm: Punkten) entscheidet die Gesamtgruppe gemeinsam, an welchen genannten Statements sie weiterarbeiten möchte.
  • Aktivierung nach einem Vortrag: Im Anschluss an einen Vortrag werden Plakate mit Impulsfragen rund um den Vortrag vorbereitet. Die schriftliche Diskussion ist in diesem Fall ein erstes Sammeln von Argumenten und Meinungen zum Vortrag.

Planungsdetails

2014-09-23 14_00_26

Dauer: Teilnehmer:innen bei der schriftlichen Diskussion sollen genügend Zeit zum Denken, Schreiben ihrer eigenen und Wahrnehmen der anderen Argumente haben sowie alle Plakate/Fragestellungen bearbeiten können, wenn sie wollen.
Vorbereitung: Wie bei den Impulsplakaten (#mm) ist es auch hier wichtig, dass die Fragen, Impulse, Thesen usw. aktivierend, vielleicht sogar provokativ, formuliert und vor allem am Ziel ausgerichtet sind.
Raumbedingungen: Je größer, desto besser, damit möglichst viele Plakate gut zugänglich angebracht werden können. Möglichst viele Teilnehmer:innen sollen gleichzeitig schreiben und kommentieren können. Eine Möglichkeit: Dieselbe These/Aussage mehrfach auf ein Flip schreiben, so dass gleichzeitig an unterschiedlichen Stellen „diskutiert“ werden kann.


Material: Flipcharts, Pinnwände oder Papier am Boden, an der Wand verteilt, und Karten (nicht zu klein). Bewährt haben sich selbstklebende A5-Karten. Filzstifte, damit die Schrift nicht zu klein wird. Kugelschreiberschrift ist tabu.

Tipps und Tricks

Auch eine Form der Schriftlichen Diskussion
  • Spielerischer: Um das Ganze etwas aufzulockern, können zu Beginn auch Symbole vereinbart werden, die etwas Bestimmtes aussagen: z. B. ein grüner Klebepunkt für „finde ich gut“, ein roter Punkt für „finde ich nicht gut“ – ähnlich gingen auch Smileys. Empfehlenswert ist, dass die Teilnehmer:innen auch bei der Arbeit mit Symbolen aufgefordert werden, eine Begründung aufzuschreiben, damit wirklich eine Diskussion, ein Gespräch entsteht.
  • Formalisierter: Ist das Ziel beispielsweise, dass alle bei allen Fragen einmal mitdiskutieren, dann könnten mehrere Runden festgelegt und bei Rundenwechsel ein Plakatwechsel angeregt werden.
  • Zielgerichteter: Runden mit jeweils einem konkreten Auftrag. Beispiele wären: Kommentieren einer Aussage, die ich gut finde; Kommentieren einer Aussage, die ich nicht gut finde; die beste Aussage suchen und begründen, warum sie mir am besten gefällt; eine Aussage ergänzen/weiterspinnen usw.

Schriftliche Diskussion online

Alle Plattformen für Online-Veranstaltungen haben Whiteboards, die wir für die Nutzung durch die Teilnehmer:innen freigeben können. Wir schreiben in die Mitte ein Statement und bitten um Kommentare.
Sehr viele Möglichkeiten für eine Schriftliche Diskussion online bietet das Tool miro.

Autor:innen: Nicola Sekler und Ulli Lipp

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