#mm: Gender-Stereotype wahrnehmen – 4 Übungen

Folgende Übungen sprechen vor allem das Beobachten und Vergleichen von männlich und weiblich zugeschriebenen Verhaltensweisen an. Nicht so sehr die eigenen Verhaltensweisen sollen im Zentrum der Beobachtungen stehen, sondern vielmehr die kollektiven und gesellschaftlichen Aspekte von Geschlecht. Gleichzeitig sollte aber darauf geachtet werden, dass auch kollektive Zuschreibungen uns schnell im individuellen Selbstverständnis betreffen oder verletzen können. Ein sorgfältiger Umgang ist hier besonders wichtig: Geschlechterstereotype sollen einerseits thematisiert werden, sie sollen aber gleichzeitig nicht verstärkt oder festgeschrieben werden.


1) Collagen anfertigen

** Ziel: Stereotype bewusstmachen und hinterfragen
** Dauer: 50 Minuten
** Benötigtes Material: alte Zeitungen, Magazine, Werbeprospekte, Klebstoff und große Papierbögen

Aufgabe für Kleingruppen (gemischt oder geschlechtshomogen möglich)
Jede Gruppe gestaltet je eine Collage zu MANN und eine zu FRAU.

Auswertung im Plenum
Die Collagen sollen im Raum aufgehängt und in Ruhe betrachtet werden. Diskussion anschließend anhand von Fragen, beispielsweise:

  • Welche Eigenschaften/Fähigkeiten werden von FRAU oder MANN verkörpert?
  • Wie stimmen diese Eigenschaften mit euch selbst überein? Wo gibt es Unterschiede?
  • Fällt euch etwas besonders auf?
  • Wo würdet ihr lieber dazugehören?

Quelle: Salto, Rolle, Pflicht und Kür. Gender Manual II, Verlag Pestalozzianum 2001, S 44


2) „Was fehlt Ihnen“

** Ziel: Geschlechtsspezifisches Redeverhalten analysieren
** Dauer: 50 Minuten
** Benötigtes Material: Pinnwand. Karten in zwei Farben

Aufgabe für Einzelarbeit

Allen einen unvollständigen Satz vorlesen oder an die Pinnwand heften. Beispielsweise: „Was fehlt Ihnen, sagte G. und…“
Wie könnte dieser Satz weitergehen?
Lasst die Szene vor eurem inneren Auge ablaufen und schreibt dann eine Fortsetzung des Satzes auf eine Karte (Männer und Frauen in unterschiedlichen Farben)

Austausch und Auswertung im Plenum

Hängt die Karten auf die Pinnwand, getrennt nach Farben.
Zeit lassen, damit alle die Karten lesen können
Auswertung der Notizen anhand von Fragen, beispielsweise:

  • Wer spricht häufiger, Mann oder Frau?
  • Zu wem wird häufiger gesprochen, Mann oder Frau?
  • Besteht eine Hierarchie im Gespräch? Zwischen wem?
  • Wie häufig wurden Frauen und wie häufig Männer genannt?
  • Gibt es in den Fortsetzungen Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Wenn ja, welche? Wie lassen sich diese erklären?

Entnommen aus: Salto, Rolle, Pflicht und Kür. Gender Manual II, Verlag Pestalozzianum 2001, S 45


3) Bilder geschlechterbewusst analysieren

** Ziel: Eigenen Blick für geschlechtsspezifische Bildsprache schulen
** Dauer: 30 Minuten
** Benötigte Materialen: Zeitschriften, Broschüren (wenn möglich Material von Gewerkschaften)

Aufgabe für Zweiergruppen oder Kleingruppen

Blättert eine Zeitschrift oder Broschüre durch, bis ihr zu einer Doppelseite mit mehreren Abbildungen von Personen gelangt. Je mehr Personen, desto besser. Analysiert die Bilder in Bezug auf Geschlecht und Gender und diskutiert anhand der folgenden Fragen:

  • Wie viele Frauen und Männer seht ihr?
  • Wie sind die Frauen und wie sind die Männer dargestellt? Sind sie allein oder in einer Gruppe?
  • Wer ist im Zentrum und wer ist im Hintergrund?
  • Wie passen die Bildunterschriften zu den Bildern?
  • Verstärken die Bilder Geschlechterstereotype oder nicht?
    Wenn ja, wodurch?

Entnommen aus: Salto, Rolle, Pflicht und Kür. Gender Manual II, Verlag Pestalozzianum 2001, S 55


4) Steckbriefe

** Ziel: Eindeutigkeit von Geschlecht hinterfragen. Eigene Wahrnehmung reflektieren.
** Dauer: 60-90 Minuten
** Benötigtes Material: Steckbriefvorlage (hier herunterladbar und je nach Gruppe und Teilnehmer*innen anpassbar) und Fotos aus dem Projekt von Chris Rijksen

Aufgabe für Kleingruppen (gemischt oder geschlechtshomogen möglich)

Jede Gruppe erhält ein Foto und einen Steckbrief, der für das jeweilige Foto auszufüllen ist. Achtet darauf, dass die Gruppen nur jeweils ihr eigenes Foto sehen können. Dafür macht es möglicherweise Sinn, die Gruppen räumlich stärker voneinander zu trennen oder auch die Fotos in Umschlägen an die Gruppen zu verteilen. Gebt den Teilnehmer*innen Zeit, um jeweils zu einer genauen fiktiven Beschreibung der jeweiligen Person zu kommen.

Auswertung im Plenum

Die Gruppen sollen jeweils ihre Steckbriefe anhand ihrer Fotos vorstellen. Fragt nach, warum bestimmte Eigenschaften und Interessen gewählt wurden und wie diese mit der Darstellung der Person auf den Fotos verbunden wurden.
Daran anschließend kann mit der Gruppe über angeblich männliche und weibliche Eigenschaften diskutiert werden. Ebenso ist es möglich, die angebliche Trennschärfe zwischen den Geschlechtern zu diskutieren. Wann ist eine Person als Mann und wann als Frau erkennbar? Wie kann mit Irritationen umgegangen werden und welche Reaktionen sind vorstellbar, wenn sich Menschen nicht eindeutig als Männer oder Frauen erkennen lassen?

Entnommen aus: Salto, Rolle, Pflicht und Kür. Gender Manual II, Verlag Pestalozzianum 2001, S 59

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