Seminardokumentation: „Moderationskoffer Internet“

Praxisworkshop zur Digitalisierung der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit

01.-03.10.2019
Trainer: Guido Brombach, Thomas Kreiml

Wie können digitale Tools sinnvoll ins Seminar integriert werden? Das war im Kern die Frage, die uns während des Seminars beschäftigte. Damit ging einher, Apps und Anwendungen im Browser kennenzulernen, mit denen die Kolleg_innen gemeinsam im Seminar lernen können.

An diese Kernfrage schließen sich weitere Fragen an, deren Diskussion und Reflexion zu einem differenzierteren Verständnis der eigenen Praxis im Kontext der Digitalisierung von Bildungsprozessen führen:

  • Was heißt Beteiligungsorientierung in Bildungsprozessen? 
  • Was bedeutet selbstorganisiertes Lernen in der gewerkschaftlichen Bildung? 
  • Welche Rolle spielen dabei digitale Tools?
  • Wo erlebt ihr das Internet als sinnvolle Ergänzung zu eurer bisherigen Bildungarbeit?

Im Seminar „Moderationskoffer Internet“ steht das praktische Aneignen digitaler Tools im Fokus – sowohl was die Seminarziele als auch was die Erwartungen der Teilnehmer_innen betrifft. Dennoch wird Wert auf einen Dreischritt von üben – diskutieren – reflektieren gelegt und immer wieder auf die Ausgangsfragen Bezug genommen.

Seminarinfrastruktur für die Workshopgruppe

Nach dem Erstellen von Teilnehmer_innenprofilen als Grundlage für die Vorstellungsrunde geht es weiter zu den Erwartungen der Teilnehmer_innen an das Seminar und zu einer Bestandsaufnahme des bisherigen Umgangs mit „Onlinewerkzeug“ in der Bildungsarbeit mittels einer Poll Everywhere-Umfrage. Für das weitere Lernen und Arbeiten im Seminar wird anschließend eine gemeinsame Infrastruktur in Form eines kollaborativen Protokolls via GoogleDocs eingerichtet. Hier landen alle Links und Infos, die im Laufe des Seminars eine Rolle spielen und die die Teilnehmer_nnen für Einzel- sowie Gruppenaufgaben an ihren eigenen Geräten und das Ausprobieren von Apps und Anwendungen benötigen. Die Einrichtung eines solchen Dokuments, das zur gemeinsamen, synchronen Arbeit genutzt werden kann, ist dabei selbst Gegenstand des Lernprozesses im Seminar.

Wie kommt Technologie in die Bildung?

Nach dem Erwartungs- und ersten Erfahrungsaustausch sowie dem ersten Einrichten von Accounts als Eintrittskarte für die Nutzung von Onlinewerkzeugen, wird das „SAMR-Modell“ von Puentedura vorgestellt (siehe „Grundbegriffe zeitgemäßer Bildung“. Es beschreibt, wie transformatorische Prozesse in Organisationen bearbeitet werden, und soll Orientierung geben für die Einordnung eigener Erfahrungen im Umgang (Akzeptanz/Ablehnung/Gewöhnung) mit Technik in der eigenen (Bildungs-)Praxis:

Ergänzt wird dieser Input anschließend mit den „6 Naturgesetzen des Digitalen“, mit denen deutlich wird, warum „Digitalität“ eine grundlegende Transformation von Bildung darstellt. Jedes der 6 Naturgesetze ändert die Art und Weise, wie Menschen lernen im Vergleich zu unseren analogen Gewohnheiten:

  1. Public by default
  2. Copy by default
  3. Durchsuchbar
  4. Raum- und Zeitsouverän
  5. Vernetzt/verlinkt
  6. Berechenbar

Tools, Tools, Tools

Nach diesen theoretischen Einführungen wenden wir uns wieder dem praktischen Tun zu und erkunden Tools und probieren sie aus. In einer ersten Orientierung an Phasen der Bildungsarbeit vor, während und nach dem Seminar beginnen wir mit nützlichen Tools für die Seminarorganisation. Für Zwecke des Projektmanagements greifen wir auf Trello für Kooperation und Zusammenarbeit zurück – wir möchten an dieser Stelle aber auch auf die Folge #dido-32 des Digitalen Donnerstag hinweisen, in der Slack vorgestellt wird.

Spätestens beim Einrichten und Ausprobieren des zweiten Werkzeugs in unserem „Moderationskoffer Internet“ wird allen Beteiligten eine wesentliche Funktionsweise des Internets hinsichtlich der Nutzung von Onlinetools deutlich vor Augen geführt: Die Grundvoraussetzung ist in aller Regel der möglichst reibungslose Umgang mit persönlichen Accounts, die quasi die Eintrittskarte zur Nutzung sind. Emailadressen und sichere (!) Passwörter gut organisiert und verfügbar zu haben, ist eine grundlegende digitale Kompetenz. Da wir im Digitalen viele Passwörter verwalten müssen, ist ein Passwortmanager die zur Zeit sicherste Lösung zur Verwaltung der unterschiedlichen Zugänge. Hier ist unser Tipp, mit Lastpass zu arbeiten.

Vor (aber auch während und nach einem Seminar) fallen viele Dokumente, Notizen, Fotos etc. an, die jederzeit und überall verfügbar, möglichst gut auffindbar und mit Kolleg_innen oder Teilnehmer_innen teilbar sein sollen. Für Notizen und Scans sowie auch Audioaufnahmen probieren wir im Seminar Evernote aus. Evernote hilft auch Text in Bildern zu finden. Wer also Zeitungsartikel scannt/fotografiert und in Evernote abspeichert, kann den Inhalt der fotografierten Texte mithilfe der Suche erschließen. Mit Evernote können auch recherchierte Materialien, eigene Fotos/Bilder schnell präsentiert werden und die Freigabeoptionen ermöglichen eine sehr einfache Erstellung und Verbreitung von Dokumentationen.

„Tools, Tools, Tools“ lautet in dieser Seminarphase unser Motto, dem wir in Form des Präsentierens und unmittelbaren Ausprobierens folgen. Beim Ausprobieren sind wir unterstützend zur Stelle und beantworten auftretende Fragen. Bewährt hat sich in diesem Prozess, dass wir die Tools anhand einer Landkarte durchgehen. Während wir im Sinne der Teilnehmer_innenorientierung je nach geäußertem Bedarf in der Gruppe einige der Tools eher nur streifen, vertiefen wir das Üben und Erarbeiten anderer, wie zum Beispiel:

Präsentationstools

“Zu zwei Dritteln werden PowerPoint & Co. unbewusst missbräuchlich genutzt.” (Jöran Muuß-Merholz: Powerpoint-Tohuwabohu – die drei unvereinbaren Funktionen von Vortragsfolien)

Präsentationen sind ein kaum aus der Bildungsarbeit wegzudenkender Teil der Trainingstätigkeit. Wer digitale Alternativen zu Powerpoint sucht, ist bisher vor allem bei Prezi fündig geworden, aber Achtung: Die bisherige Standardversion läuft in nächster Zeit aus. Wir empfehlen, für neue Präsentationen nur noch in Prezi Next auszuprobieren bzw. zu verwenden.

Keynote bietet sich vor allem für Apple-Nutzer_innen an, kann mit einem iCloud-Account aber auch ohne einen Mac verwendet werden.

Eine andere Möglichkeit, die für viele eine durchaus attraktive Alternative für Präsentationen sein könnte, ist Flowvella.

Weitere im Seminar behandelte Tools und Tipps

“Wir gehen auf Sendung”

Zum Abschluss des Seminars geht es darum, die Übungen mit den Tools, genauso wie die Inputs und Diskussionen während des Seminars, noch einmal Revue passieren zu lassen und mit den Fragen nach dem eigenen Verständnis von Bildungsprozessen, der Rolle der Digitalisierung und Schlussfolgerungen für die eigene Bildungsarbeit bzw. Trainingstätigkeit in Bezug zu setzen. Dafür greifen wir noch einmal in den „Moderationskoffer Internet“ und nutzen das Werkzeug Podcast (bzw. eine daran angelehnte Form), das eng mit dem digitalen Naturgesetz „public by default“ verknüpft ist: wir gehen auf Sendung.

In zwei Gruppen arbeiten die Teilnehmer_innen zur Leitfrage „Wohin wollen wir mit der Digitalisierung in der gewerkschaftlichen Bildung?“, indem sie in zwei Schritten eine bis zu 20-minütige Sendung entwerfen und aufzeichnen:

  1. Sendung in der Gruppe vorbereiten:
    – Über welche Fragen wollen wir sprechen?
    – Wie soll das Gespräch ablaufen? Wie gestalten wir das Gespräch, um die Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen zu gewinnen? (Moderation, Interview etc.?)
  2. Aufzeichnung des Gesprächs (Dauer maximal 20 Minuten)

Die Playlist zum REFAK-Seminar „Moderationskoffer Internet“ (01. bis 03. September 2019), #refakdigi19 auf Soundcloud:

Autoren: Thomas Kreiml und Guido Brombach

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