Qualitätssicherung im Interessenkonflikt

Wie wird eigentlich die Qualität von REFAK Seminaren sichergestellt und weiterentwickelt?

Am 31.Mai fand in der AK Wien die Kooperationstagung von GPA-djp, AMS, abif und REFAK Qualität ist kein Zufall – Praxisberichte aus der Qualitätssicherung in Bildungsprozessen“ statt.

Das REFAK Team stellte dort die Vielschichtigkeit der Qualitätssicherung in REFAK Seminaren vor…

Was macht eigentlich die Qualität der Gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung aus?

Gewerkschaftliche Erwachsenenbildung leistet mit ihrem demokratiepolitischen Bildungsauftrag einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung in Österreich. Wesentlich ist dabei, Solidarität auf allen Ebenen unserer Bildungsarbeit zu verankern und sie so lern-, erleb- und erfahrbar zu machen.

Durch die große Reichweite und Bandbreite gewerkschaftlicher Erwachsenenbildung stehen TrainerInnen und ReferentInnen vor der Herausforderung, der Heterogenität ihrer Zielgruppe mit TeilnehmerInnenzentriertheit zu begegnen, um diese als Chance und wertvolle Ressource zum Nutzen aller aktivieren zu können. Dies erfordert ein subjektorientiertes Lernverständnis, bei dem die TeilnehmerInnen mit ihren jeweils unterschiedlichen Erwartungen, Zielen und Erfahrungen im Zentrum des Lernprozesses stehen. Damit einher geht das Verständnis einer prinzipiell gleichberechtigten Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden, wo nicht Unwissende von ExpertInnen belehrt werden, sondern für konkrete Probleme und Anforderungen gemeinsam konkrete Lösungsmöglichkeiten erarbeitet werden.

Miteinander und voneinander lernen ist das bestimmende Prinzip gewerkschaftlicher Bildungsarbeit und muss daher auch für die eingesetzten TrainerInnen und ReferentInnen erlern- und erprobbar gemacht werden. Daher gibt es mit der REFAK ein eigenes, internes Train the Trainers Programm von AK und VÖGB, das internen wie externen TrainerInnen und ReferentInnen der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung Aus-und Weiterbildung ermöglicht und so zur Qualitätsentwicklung beiträgt.

Mit einem eigenen Train the Trainers-Programm zu qualitativer solidarischer Bildung für alle!

In der REFAK selbst wurde ein umfassendes Set an Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung und Sicherung etabliert:

Bedarfs- und Praxisorientierung als Grundlage des Qualitätsmanagements

Curriculumsentwicklung und Zieldefinitionen

Das aktuelle REFAK Curriculum wurde entlang den Empfehlungen zur Curriculumsentwicklung im Rahmen Nationaler Qualifikationsrahmen entwickelt (2012-2013). In den Prozess waren die Bildungsverantwortlichen aller Fachgewerkschaften sowie VertreterInnen von VÖGB und AK Weiterbildungsabteilungen eingebunden (VÖGB Lenkungsausschuss). Gemeinsam wurden Ziele für die Gewerkschaftliche Erwachsenenbildung grundsätzlich diskutiert, dann auf Programmebene, auf Modul-Ebene (Didaktik & Planung, Methoden, Technik, Gewerkschaft/ Politik/ Gesellschaft, Spezialseminare) und für die REFAK Zielgruppen festgelegt.

Programmentwicklung

Das jeweilige Jahresprogram entsteht in enger Abstimmung mit Gewerkschaften (jährliche Evaluierung im Lenkungsausschuss), mit den Bedürfnissen der REFAK- TeilnehmerInnen (Evaluierung) und REFAK-TrainerInnen (Auftragsbesprechungen, Nachbesprechungen) auf Grundlage der im Rahmen des Curriculums festgelegten Ziele und aktueller Entwicklungen.

 

Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung und Sicherung

1. Prozessqualität in der Durchführung und Dokumentation

Um die TeilnehmerInnenzentriertheit in den REFAK-Seminaren und in weiterer Folge grundsätzlich in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit zu unterstützen, findet eine Herangehensweise auf mehreren Ebenen Anwendung:

Bei der Auswahl der TrainerInnen für die REFAK, bei der Auftragsklärung, bei der Erstellung des Designs der Seminare sowie der Methodenauswahl, bei der Themenauswahl für Seminare, bei der gemeinsamen Reflexion in den Seminaren sowie nach den Seminaren.

Schaffung von guten Rahmenbedingungen für die Seminararbeit:

  • der Begleitungsschlüssel zwischen TrainerInnen und TeilnehmerInnen sollte 10 Personen pro TrainerIn nicht übersteigen. Zumeist liegt er bei sieben zu eins, da in der REFAK grundsätzlich mit TrainerInnen Teams gearbeitet wird.
  • helle, flexibel stellbare Seminarräume
  • technische Ausstattung ist vielfältig und flexibel einsetzbar.
  • AnsprechpartnerInnen vor Ort

Dokumentation der Seminare am REFAK-Blog:

Ca. zwei Wochen nach dem Seminar erscheint die Dokumentation des Seminars auf dem Blog mit einer Wiedergabe des groben Ablaufs, mit Inhaltszusammenfassungen, didaktischen Überlegungen, Fotos, Materialien aus dem Seminar und Ähnlichen.

Die Online Dokumentation hat zwei Ziele:

  1. Verankerung und Gedächtnisstütze für die SeminarteilnehmerInnen, mit der Möglichkeit sich über weiterführende Literatur, Hinweise und Links sich in das Thema zu vertiefen
  2. TrainerInnen und ReferentInnen, die nicht an dem Seminar teilnehmen konnten, können sich durch die Dokumentation trotzdem Einblick in die Thematik verschaffen und haben die Möglichkeit, sich  zumindest Teile der Seminarinhalte selbstständig anzueignen.

2. Vier strukturell verankerte Evaluierungsebenen:

  1. TeilnehmerInnen Feedbackrunden am Ende des Seminars unter Anwesenheit der Lehrgangsleitung, die es ermöglichen Stimmungsbilder und Emotionen sowie konkrete Anliegen direkt aus dem Seminar zu erheben.
  2. Strukturierte, Leitfadengestützte und dokumentierte Nachbesprechungen zwischen Lehrgangsleitung und TrainerInnen Team kurz nach dem Seminar um deren Eindrücke aber auch Erfahrungen systematisch zu dokumentieren und für folge Seminare zu nutzen.
  3. individuelle Feedbackbögen werden einige Tage nach dem Seminar Online von den TeilnehmerInnen abgefragt. Diese ermöglichen es den TeilnehmerInnen mit etwas Abstand und Zeit zum Reflektieren gezielte Rückmeldungen zu dem Seminar zu geben.
  4. Mindestens jährliche Evaluierungs- und Feedbacksitzungen der Lehrgangsleitung mit dem VÖGB Lenkungsausschuss, an dem VertreterInnen aller gewerkschaftlichen BildungsanbieterInnen teilnehmen.

Sämtliche Ergebnisse werden systematisch archiviert und bei einer neuerlichen Planung, Vorbereitung und Durchführung herangezogen.

3. Personalentwicklung

  • Intensive Begleitung der TrainerInnen durch Lehrgangsleitung: Von 1-2 ausführlichen Vorbesprechungen über die Kommentierung der Ablaufspläne bis zu standardmäßigen Nachbesprechungen mit Reflexion, zum Bearbeiten von schwierigen Seminarsituationen oder zur Weiterentwicklung der Seminardidaktik.
  • Methodencoaching: Die REFAK bietet allen TrainerInnen der Gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung (und damit auch den eigenen REFAK TrainerInnen) Coachingmöglichkeiten, insbesondere für die Phase der Seminarplanung.
  • REFAK als interne Weiterbildung: REFAK TrainerInnen wird die Möglichkeit geboten, selbst Seminare der REFAK als TeilnehmerIn zu besuchen, sich so fortzubilden, in den Austausch mit anderen REFAK TrainerInnen zu kommen und einen weiteren Einblick in den Kontext der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung zu bekommen.
  • REFAK-Blog als Ressource: der REFAK Blog eine umfassende Sammlung an Methoden für alle Bereiche des Trainings/ Unterrichts an.
  • Arbeit in TrainerInnen-Teams: Bei der Auswahl der TrainerInnen sind eine prinzipielle Verbundenheit mit der Gewerkschaftsbewegung sowie eine dezidiert antisexistische und antirassistische Haltung Grundvoraussetzungen. Die TrainerInnen-Teams werden bewusst heterogen, d.h. mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen gewählt und damit nicht nur den TeilnehmerInnen eine höhere Bandbreite an Identifikationsmöglichkeit geboten, sondern auch den TrainerInnen ein Lernen voneinander.

 

Online Ressourcen für TrainerInnen und ReferentInnen

Anstelle von (Methoden-)Handbüchern und anderen gedruckten Publikationen bietet die REFAK mit ihrem Blog eine, sich ständig erweiternde und laufend aktualisierte, didaktisch/ methodische und technische Entwicklung aufgreifende, Ressourcen Plattform für alle TrainerInnen und ReferentInnen der Gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung und darüber hinaus, da dieser öffentlich zugänglich ist. Interessierte können den Blog abonnieren und so kontinuierlich am Laufenden bleiben. Gleichzeitig bietet der Blog als Onlinearchiv die Möglichkeit, dezentral und jederzeit auf unterschiedlichste Hilfsmittel und Unterstützungsmaterialien für Bildungsprozesse zuzugreifen. Es freut uns sehr, dass der REFAK Blog auch von zahlreichen KollegInnen aus anderen Erwachsenenbildungseinrichtungen abonniert wird.

Der Blog umfasst neben den Dokumentationen der REFAK Seminare, Veranstaltungshinweise und Kurzbeschreibungen aller REFAK TrainerInnen.

Hauptziel und –aufgabe des Blogs ist die Unterstützung aller TrainerInnen und ReferentInnen der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung und darüber hinaus, indem er Materialien, Methoden und viele andere Ressourcen zur Verfügung stellt.
Blogserien wie der Methodenmittwoch, der Digitale Donnerstag und der für 2018 bereits in Planung befindliche (Gruppen-)dynamische Dienstag bieten Impulse, geben Hilfestellungen und ermöglichen eine individuelle Weiterbildung der TrainerInnen.

Darüber hinaus hat sich der Blog als Teilhabe Plattform etabliert, über die TrainerInnen und ReferentInnen ihre Seminardesigns, Materialien, Zeichnungen, Videos und vieles mehr mit KollegInnen teilen.

Ein Großteil der Blogbeiträge sind lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz und tragen so zu einer kooperativen, solidarischen Zusammenarbeit unter TrainerInnen und ReferentInnen bei.

Creative Commons Lizenzvertrag
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