#mm: Gruppenarbeit – ein Überblick

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Ziel
** Bearbeitung eines Themas unter möglichst hoher Beteiligung aller TeilnehmerInnen
** Themen, Vorschläge, Ideen, Lösungen, Argumente bearbeiten, ausarbeiten, vertiefen
** Teilen von Erfahrungen zu einem bestimmten Thema, Gemeinsamkeiten und/oder Unterschiede herausarbeiten
** Einen konkreten Praxistransfer auf Basis der Seminarinhalte ausarbeiten

Kurzbeschreibung
Die Arbeit in Kleingruppen dient in der Regel dazu, eine bestimmte Thematik zu vertiefen und zwar möglichst unter der Beteiligung vieler. Der Kleingruppenphase kann ein Vortrag vorausgehen (#mm: Wissensvermittlung) oder eine Sammlung von Themen (#mm: Sammelmethoden), die dann in den Gruppen weiterbearbeitet werden. Die TeilnehmerInnen werden mit einer ganz konkreten Aufgabe in die Arbeitsphase entlassen. Am Ende jeder Kleingruppenphase steht eine Präsentation der Ergebnisse im Plenum. Grundsätzlich gibt es 2 unterschiedliche Modelle:

  1. Alle Gruppen bearbeiten dasselbe Thema: Dies ist v.a. dann von Vorteil, wenn bei einem Thema sehr unterschiedliche Perspektiven erarbeitet werden sollen. Durch die unterschiedlichen Gruppen(dynamiken) wird es hier zu einer Vielfalt kommen.

  2. Jede Gruppe bearbeitet ein anderes Thema: Diese Variante ist dann sinnvoll, wenn sehr viele Teilaspekte eines Themas bearbeitet werden sollen und eine einzelne Gruppenarbeit damit überfordert wäre. Durch das arbeitsteilige Vorgehen kann jede Gruppe in ihrem Thema in die Tiefe gehen. Da über die Gruppen-Präsentation alle Themen wieder ins Plenum zurückgeholt werden, ist es in diesem Fall wichtig, die Zusammenführung gut zu planen.

Wichtig…
Es gibt immer wieder Vorbehalte gegenüber Kleingruppenarbeit. Entweder, weil die eigene Erfahrung und das eigene Wissen geringer geschätzt werden als das der vermeintlichen ExpertInnen und deshalb ein Vortrag zum Thema bevorzugt würde. Oder aber, weil Kleingruppenarbeit mit Beschäftigungstherapie und gleichzeitiger „Arbeitsscheu“ der TrainerInnen gleichgesetzt wird. Für eine gute, produktive und für alle Seiten zufriedenstellende Gruppenarbeitsphase sind folgende Punkte zu beachten:

  • Zielklärung: Die Aufgabe muss im Vorfeld gut durchdacht sein: Wozu dient die Gruppenarbeit? Welches Ziel wird damit verfolgt? Was genau soll in der Gruppe erarbeitet werden? Was benötigen die TeilnehmerInnen dafür an Vorarbeiten? Was soll mit den Ergebnissen geschehen?

  • Erfahrungsschatz: Den TeilnehmerInnen muss in der Einleitung in die Gruppenarbeit deutlich werden, warum ihre Eigenarbeit und Mitarbeit an dieser Stelle notwendig ist und warum es eben nicht um eine Entlastung der TrainerInnen geht. Zentral ist hier der Aspekt des Praxisbezuges: Nur, wenn die TeilnehmerInnen ihre eigenen, oft sehr unterschiedlichen Erfahrungen rund um das Seminarthema einbringen, können die zu vermittelnden Inhalte an diesem Erfahrungshintergrund anknüpfen und/oder erlerntes Wissen auf das eigene Arbeitsumfeld übertragen werden.

  • Klare Aufgabenstellung: Die Arbeitsanweisungen müssen klar formuliert und visualisiert werden. Sie sollten enthalten: Was ist die konkrete Aufgabe oder Frage, die bearbeitet werden soll? Wie viel Zeit steht zur Verfügung? Welche Ergebnisse sollen festgehalten werden? Wie/in welcher Form sollen diese Ergebnisse festgehalten werden? Wie sollen die Ergebnisse präsentiert werden? Wie viel Zeit ist für die Präsentation? Hilfreich ist, genaue Aufgabenstellung und Zeitangaben während der ganzen Kleingruppenphase sichtbar aufzuhängen sowie das Ende der Bearbeitungszeit rechtzeitig anzukündigen.

  • Zeit: Die Schwierigkeit ist hier, genügend Zeit zu veranschlagen, dass die Gruppe gut arbeiten kann und nicht in Hektik kommt, allerdings auch keine Langeweile entsteht und Arbeits- und Pausenphasen verschwimmen. Da die Gruppe erst ein wenig Zeit benötigt, um alles Material zu haben und in den Arbeitsprozess einzusteigen, sollte die Zeit nicht unter 20min veranschlagt werden.

  • Rückfragen: Sowohl während der Klärung der konkreten Arbeitsanweisungen im Plenum als auch während der Kleingruppenarbeit selbst sollte es genügend Raum für Nachfragen geben. D. h., SeminarleiterInnen stehen während der gesamten Kleingruppenarbeitsphase für Rückfragen zur Verfügung.

  • Materialien: Das Material, das die Kleingruppen für die Erfüllung ihres Arbeitsauftrages benötigen, sollte rechtzeitig bereit gelegt werden.

  • Gruppeneinteilung und -größe: Damit wirklich eine Diskussion und ein Austausch möglich ist, an dem alle beteiligt sind, sollten Kleingruppen im Normalfall nicht mehr als 5 TeilnehmerInnen umfassen. Die Einteilung in Gruppen kann sehr unterschiedlich erfolgen (#mm: Gruppeneinteilung). Wichtig ist, dass die TeilnehmerInnen erst dann in die Gruppenarbeitsphase entlassen werden, wenn alle Gruppen stehen.

  • Raumbedingungen: Für die Arbeit in Kleingruppen ist es sehr wichtig, genügend Räume zur Verfügung zu haben, seien es nebenstehende Seminarräume oder aber einen Aufenthaltsbereich im unmittelbaren Nahbereich zum Seminarraum wie Sitzgruppen im Außenbereich o. ä. Sollte es räumlich eher eng sein, kann der große Seminarraum auch mit Pinnwänden etwas abgeteilt werden, damit die einzelnen Gruppen nicht zu sehr unter Beobachtung stehen.

  • Zusammenführung: Beim Zusammentragen der Gruppenergebnisse ist darauf zu achten, dass alle wichtigen Aspekte berücksichtigt und alle Gruppenarbeiten besprochen werden. Die Intensität der Zusammenführung kann dabei sehr variieren – je nachdem, ob parallele oder arbeitsteilige Gruppenarbeitsphasen stattgefunden haben und wie mit den Ergebnissen im weiteren Seminarverlauf weitergearbeitet wird.

Einsatzbeispiele

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1. Eine Situationsanalyse zielt darauf ab, den Blick auf die eigene Situation, den eigenen Betrieb, das eigene Gremium usw. zu lenken und darüber einen Praxisbezug herzustellen bzw. die Erfahrungen der TeilnehmerInnen ins Seminar zu holen. Idealerweise steht sie zum Einstieg in ein Thema. Eine konkrete, kreative Methode, eine solche Situationsanalyse durchzuführen, ist das Soziogramm (#mm): In Bildform werden beteiligte Akteure, ihre spezifische Rolle und vorhandene Beziehungen sichtbar gemacht – im Beispiel war der Auftrag an Mitglieder von europäischen Betriebsräten, ihre Beziehungen zu anderen Akteuren darzustellen.

2. Praxistransfer durch die Anwendung und Diskussion von gerade gelerntem Wissen:
Ähnlich der Situationsanalyse geht es auch hier darum, den Bezug zum eigenen Arbeitsumfeld herzustellen, allerdings in diesem Fall zum Abschluss eines Themas oder Seminars. Im Beispiel wurden die TeilnehmerInnen im Rahmen eines Seminars zur Mobilisierung zu den EU-Wahlen 2014 nach inhaltlichem Input und der Vorstellung von Aktionsideen gebeten, konkrete Aktivitäten für ihren Betrieb zu planen. Die Aufgabe war: 1. Zielgruppen bestimmen; 2. überlegen, was genau die Zielgruppe/n wissen und tun sollen; 3. festlegen, welche Aktivitäten sie, 4. wann setzen wollen, um die Ziele zu erreichen; 5. planen, welche Materialien sie dafür benötigen.

Auftrag + Ergebniss


3. Analysieren eines identifizierten Problems und möglicher Lösungsansätze mithilfe der 4-Perspektiven-Methode (#mm): Sie zielt darauf ab, sich dem Problem in 4 Schritten bzw. über 4 Perspektiven zu nähern: 1. Analyse des Problems, 2. Analyse der Ursache, 3. Finden von Lösungsideen, 4. Bewerten dieser Ideen.

4. Erarbeitung von Strategien im Umgang mit einer konkreten Situation, z. B. Gewinnen neuer Betriebsratsmitglieder, Verbesserung der Kommunikation zwischen Betriesrat und Belegschaft in einer bestimmten Situation. Konkret könnte der Bearbeitung in Kleingruppen hier eine Sammlung von Strategien/Ideen (z. B. Kartenabfrage, #mm) und, in einem zweiten Schritt, eine Priorisierung (z. B. mit Punkten, #mm) vorausgehen.

5. Entwicklung von Argumenten (pro/contra) als Vorbereitung für eine Podiumsdiskussion oder andere Diskussionsformen (#mm: Fishbowl, Die Alternative)

Tipps und Tricks
Bei arbeitsteiligen Gruppenarbeiten fällt den TeilnehmerInnen manchmal die Wahl schwer bzw. zu viele wollen in dieselbe Gruppe. In einer solchen Situation schaftt Rucksackpacken die Möglichkeit, wichtige Punkte in die Gruppen einzubringen, in denen nicht mitgearbeitet werden kann. Nach der Gruppenaufteilung wird blitzlichtartig abgefragt, was die TeilnehmerInnen den anderen Gruppen mitgeben wollen für ihre Arbeitsphase (genaueres siehe Lipp/Will: 129).
Viele Tipps und Tricks verstecken sich hinter der „Anleitung zum Unglücklichsein mit Gruppenarbeiten“ in Ulli Lipps Buch „100 Tipps für Training und Seminar“.

Lipp_Anleitung zum Unglücklichsein

Autorin: Nicola Sekler

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