Bildung und Wissenschaft im aktuellen Europa. Ein Gehäuse der Hörigkeit?

Oskar Negt ist am 18. Juni 2014 zu Gast im Rahmen der Wiener Vorlesungen über Europa als „sozialen Lernstoff“: Europa ist ein „großes Lernprojekt“.

Bild: Steffen Voss, kaffeeringe (flickr)

Bild: Steffen Voss, kaffeeringe (flickr)

„Die Völker untereinander müssen begreifen, dass ihre eigensinnigen Kulturen aus der Souveränitätsklammer der nationalstaatlichen Traditionen gelöst werden müssen, ohne sich in technokratischer Allgemeinheit zu verlieren. Der Friedensnobelpreis für Europa enthielt zwei Komponenten: Die Anerkennung des Tatbestandes, dass es seit über 60 Jahren keinen Krieg mehr im Zentrum Europas gibt. Aber die zweite Komponente ist genauso wichtig: Wie ist die europäische Friedensfähigkeit nachhaltig zu gestalten?“ (Ankündigungstext)


Eine ähnliche Diagnose hat erst kürzlich Robert Menasse in einem profil-Interview formuliert. Die Aufforderung Negts, sich aus der nationalstaatlichen Tradition zu lösen, liest sich nun wie eine Ergänzung der Menasse’schen Analyse des grotesken Festhaltens an nationalistischen Befindlichkeiten.

„Die Europäische Union ist ein nachnationales Projekt, dessen erklärte Absicht, begründet durch historische Erfahrungen, die Überwindung des Nationalismus ist. Wenn man EU-Entscheidungen stets darauf runterbricht, wie es Nationalisten damit geht, dann wird es grotesk. Man kann ja darüber diskutieren, ob es überhaupt machbar ist, den Nationalismus zu überwinden. Aber es gibt supranationale Institutionen, und sie sind dafür da, Entscheidungen zu treffen, die Rechtszustand und Lebenschancen für Menschen gewährleisten, unabhängig davon, ob sie in einer großen und mächtigen Nation oder zufällig in einer kleinen und noch strukturschwachen Nation geboren wurden.“ (Profil 22, 26. Mai 2014, Seite 21.)

Auf Analyse und Aufforderung folgt die Suche nach Lösungsansätzen. Die Kernfragen in Oskar Negts Vortrag dazu lauten: „Wie lässt sich ein gerechtes Gemeinwesen herstellen, wie sieht eine solidarische Ökonomie aus?“

Dem Titel dieser Ausgabe der Wiener Vorlesungen folgend und von den Schwerpunkten der bisherigen Arbeit Oskar Negts ausgehend, lässt sich erahnen, dass mit interessanten Überlegungen zur Bildung allgemein und zur politischen Bildung im Speziellen zu rechnen sein wird.

Veranstaltungsdetails
Vortrag: Univ.-Prof. Dr. Oskar Negt
Moderation: Univ.-Prof. Dr. Hubert Christian Ehalt
Datum: Mittwoch, 18. Juni 2014, 19 Uhr
Ort: Wiener Rathaus, Festsaal, Feststiege II, 1., Felderstraße 1

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