Seminardokumentation: Gewerkschaftliche Erwachsenenbildung – What´s that?

… das REFAK Grundlagenseminar

13.03.2017 – 15.03.2017
Trainerinnen: Elisabeth Steinklammer und Pia Lichtblau
Special Guest: Sabine Letz

Worum ging´s?

  • Zielgruppe: Wer sind eigentlich unsere TeilnehmerInnen?
  • Bildungsbedarf: Was sind die Inhalte gewerkschaftlicher Bildungsarbeit?
  • Gewerkschaftliche Erwachsenenbildung gestern – heute – morgen: Wie hat sich gewerkschaftliche Bildungsarbeit in Österreich entwickelt? Wie ist sie heute strukturiert und in die Erwachsenenbildungs-Landschaft eingebettet? Welche Herausforderungen bringt die Zukunft?
  • Wann, wo und wie findet Lernen im gewerkschaftlichen Umfeld statt?
  • Was sind die Ziele unserer Bildungsarbeit? Wie kann, soll, will GEB zur Gewerkschaftsbewegung und damit zu einer besseren Zukunft beitragen?
  • Ziele in Lernergebnisse gießen: Wie können diese Ziele in unserer täglichen Bildungsarbeit berücksichtigt werden? Was müssen unsere TeilnehmerInnen konkret wissen, können, welche Haltungen sollten sie vertreten?
  • Wie sehen wir die Rollen von Lehrenden und Lernenden?

Wer war da und wie arbeiten wir?

Das wichtigste zuerst: Wer sind unsere TeilnehmerInnen??? Und was wollen sie lernen?

Ein kurzer Film über eine Betriebsratssitzung wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in zwei Dimensionen analysiert:
a) Was trennt, was vereint die Personen/die Gruppe? (Zielgruppenanalyse)
b) Welchen Bildungsbedarf haben die einzelnen Personen bzw. die ganze Gruppe? (Bedarfsanalyse)

Die Zielgruppen der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung sind grundsätzlich sehr breit – sie spiegeln ja auch die Gesamtheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Österreichs wider. Und die bringen sehr unterschiedliche Bildungshintergründe, berufliche und private Erfahrungen mit. Für TrainerInnen der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildung stellt das eine besondere Herausforderung dar, weshalb im Rahmen der REFAK immer wieder auch Seminare zum Umgang mit heterogenen Gruppen angeboten werden – zum Beispiel das Seminar „Herausforderung Bildungshintergründe“ oder „Seminar für Alle„.

Gewerkschaftliche Erwachsenenbildung gestern – heute – morgen

Input von Sabine Letz
Die LeiterInnen des VÖGB bzw. der ÖGB Bildung

Kannst du die Namen den richtigen Fotos zuordnen?

Impressionen aus der Geschichte der Gewerkschaftlichen Bildung in Österreich

Gewerkschaftliche Erwachsenenbildung in Österreich

Der VÖGB

Der VÖGB

Der Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung ist juristisch ein Verein. Die inhaltliche Steuerung der Bildungsarbeit des VÖGB erfolgt in Lenkungsausschuss und Bildungsrat. Der Lenkungsausschuss wird von den BildungssekretärInnen der Gewerkschaften gebildet, der Bildungsrat aus VertreterInnen der Arbeiterkammern sowie der ÖGB BildungssekretärInnen der Länder.

HIER geht es zu den Ansprechpersonen in der VÖGB Zentrale. Alle anderen Ansprechpersonen findest du am Ende des VÖGB/AK Bildungsangebots.

 

 

 

Wann, wo und wie lernen wir???

CIMG3198Lernorte (gewerkschaftlicher) Erwachsenenbildung

Informelles Lernen: Darunter verstehen wir Lernen, das im Alltag – also am Arbeitsplatz, in der Familie, bei der Ausübung eines Hobbys, dem Besuch von kulturellen Veranstaltungen, beim Lesen, Fernsehen… – stattfindet. Es ist nicht als Lernprozess organisiert und strukturiert und wird auch oft gar nicht als „Lernen“ wahrgenommen.

Ergebnis unserer Sammlung

Formelles Lernen: Darunter verstehen wir Lernen, das im Rahmen von Aus- und Weiterbildungseinrichtungen stattfindet. Unterschieden wird dabei noch in das formale Lernen (zielgerichtet, festgelegte Curricula, zumeist in anerkannten Bildungseinrichtungen, offiziell anerkannter Abschluss) und das non-formale Lernen (zielgerichtet, zumeist in Kursen, Seminaren etc., keine allgemein anerkannte Zertifizierung). Weitere Infos findest du z.B. hier bei erwachsenenbildung.at.

Wann lernen wir?

Das Lernzonenmodell benennt drei Zonen, je nachdem wie herausfordernd Aufgaben oder Erlebnisse von Menschen wahrgenommen werden. In der Komfortzone bewegen sich Lernende in der Sicherheit des Altbekannten, Sicheren, Bequemen, in der sie sich wenig weiter entwickeln, in der man sich aber auch erholen kann. Fernsehen spricht z.B. meistens diese Zone an. Dem gegenüber steht die Zone der Überforderung oder Panikzone. In diese Zone geraten Lernende, wenn sie mit einer Situation oder Aufgabe überfordert sind, vielleicht sogar Angst, Ohnmacht oder Hilflosigkeit verspüren. Hier wird Lernen völlig blockiert. Spannend wird es zwischen diesen beiden Zonen: In der Zone der Entwicklung bzw. Wachstumszone. Lernende verlassen hier Sicheres, Gewohntes und lassen sich auf eine Herausforderung ein, ohne gleich überfordert zu sein. Hier findet der meiste Lernfortschritt statt und unsere Aufgabe besteht darin, Möglichkeiten und  Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen die Lernenden Schritt für Schritt diese Wachstumszone ausweiten können.
Eine frisch gewählte Betriebsrätin mag vielleicht anfangs mit der Verhandlung einer neuen Betriebsvereinbarung völlig überfordert sein. Durch Verhandlungstrainings, Information und Unterstützung durch Gewerkschaft und Belegschaft etc. gelangt sie in die Lage, sich im Tun weiter zu entwicklen, zu lernen. So wird die Situation, die anfangs völlig überfordert, irgendwann zur sicheren Routine.
Das Lernzonenmodell ist heute vor allem in der Erlebnispädagogik bekannt, in der Lernen durch eigenes Erleben und Erfahren vermittelt wird. Es hat den Vorteil, dass es auf Lernprozesse in allen möglichen Lebenslagen angewendet werden kann. Wissenschaftlich basiert das Lernzonen Modell auf Konzepten der kulturhistorischen Schule der russischen Sozialpsychologie, insbesondere Lev Vygotsky.

Ziele gewerkschaftlicher Bildungsarbeit

Einstieg ins Thema: Wortpuzzle
…aus einzelnen Worten sollen zwei Zitate zusammengefügt werden und die Frage stellt sich: Was haben die Zitate mit gewerkschaftlicher Erwachsenenbildung zu tun?

HIER gibt es weitere Zitate rund um das Thema Bildung.

Was sind eigentlich Ziele unserer Bildungsarbeit? Wir überlegen mit der Methode 1-2-3:

  • Jede und jeder überlegt alleine
  • In Kleingruppen werden die Ziele diskutiert – jede Gruppe einigt sich auf die drei wichtigsten Ziele
  • Zurück in der großen Gruppe werden die Ziele neuerlich diskutiert – die gesamte Gruppe einigt sich auf vier gemeinsame Ziele

Unsere vier wichtigsten Ziele:

  • Solidarität
  • Nachhaltigkeit
  • Politisches Bewusstsein
  • Visionen

 

Und was heißt das jetzt für die Lernergebnisse?

Was müssen unsere TeilnehmerInnen in jedem Seminar, bei jeder Veranstaltung (unabhängig vom eigentlichen Thema) nach der Bildungsveranstaltung wissen, können und welche Haltungen sollten sie vertreten?

 

Lehrende, Lernende und ihre Rollen

Lehrende und Lernende – welches Wissen, welche Haltungen und Einstellungen, welches Handwerkszeug und welches Fundament brauchen sie, um gut lernen und lehren zu können?

Versuch einer Zusammenfassung:
Einfach erklärt: Was Gewerkschaftliche Erwachsenenbildung ist, welche Ziele wir verfolgen und welche Angebote wir haben ist gar nicht so leicht zu erklären. Dinge leicht verständlich auf den Punkt bringen zu können ist aber in jeder Bildungsarbeit grundlegend wichtig! Ein Trick ist, sich dabei eine konkrete Person vorzustellen – in unserem Fall: Erklär´s Mundl!
Wenn das noch nicht so gut gelingt: Das BMASK hat gemeinsam mit dem Netzwerk Leichte Sprache den Ratgeber Leichte Sprache veröffentlicht!

Kurz-Feedback am Ende von Tag 2: Die Zielscheibe, mit dem Beamer an die Wand geworfen!

Lernprozess gestalten

Am letzten Vormittag haben wir uns mit Lernprozessen auseinandergesetzt.

Grundsätzlich gehen wir von einem subjektwissenschaftlichen Lernbegriff aus. Das heißt, Personen lernen immer aus ganz individuellen Gründen. Ein Grund entsteht, wenn ein Handlungsproblem auftritt und man erwarten kann, das Problem durch Lernen lösen zu können. Zum Nachlesen empfehlen wir das Buch „Politische Erwachsenenbildung“ von Martin Allespach, Hilbert Meyer und Lothar Wenzel, Seite 57-61.
Ohne solche subjektiven Lerngründe wird Lernen bedeutungslos. Für unsere Bildungsarbeit heißt das: Lernfelder müssen immer mit den Arbeits- und Lebensinteressen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verknüpft sein. Erst dann kann expansives Lernen stattfinden – darunter versteht Klaus Holzkamp dass Personen selbstbestimmt und entsprechend ihrer subjektiven Lerngründe lernen und dadurch ihre Handlungsfähigkeit erweitern und ausbauen. Defensives Lernen dient hingegen nur zur Abwehr von etwas (Verlust des Arbeitsplatzes zum Beispiel) oder zur Vermeidung von Santionen.

Abschließend stellten wir uns die Frage: Wie müssen wir ein Seminar gestalten, damit die Erreichung unserer Ziele unterstützt wird? Mitdenken müssen wir dabei immer: Wir haben sehr bunt gemischte Gruppen – unterschiedliche Alter, Bildungshintergründe, Branchen, Gewerkschaften, Herkunftsländer… „Schrauben“, an denen wir drehen können, sind neben den konkreten Zielen die Grunddimensionen der Lernprozessgestaltung (auch hier empfehlen wir zum Weiterlesen Allespach et. al, Seite 93ff.):

  • Sozialformen und Methoden
    Arbeiten in Kleingruppen, lebendige Diskussionen, Methoden, die alle TeilnehmerInnen aktiv mit einbeziehen…
  • Raum
    Genug Platz z.B. für Aufstellungen, gute Einrichtung mit Flipcharts, Pinwänden, Stiften, Kärtchen etc…, vielleicht gibt es auch einen Park oder Ähnliches, den man nutzen kann…
  • Zeit
    Aktive Methoden und vor allem Diskussionen brauchen viel Zeit! Daher immer genug Zeit einplanen und Teile ins Seminardesign einbauen, die man ggf. weglassen kann. Aber auch: wann fangen wir an, wie lange arbeiten wir, wann und wie lang machen wir Pausen?
  • Inhalt
    Nachdem aktive Auseinandersetzung Zeit braucht gilt hier: Weniger ist mehr!
  • Haltungen
    Wie begegnen wir uns als Lehrende und Lernende?

Abschließend einige Eindrücke aus dem Seminar:

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