#mm: ExpertInnenbefragung

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Ziel
**aktive und aktivierende Wissensvermittlung
**Wissensvermittlung nach Bedarf

Kurzbeschreibung
Die ExpertInnenbefragung ist eine Alternative zu Vorträgen, also eine Form der Wissensvermittlung. Sie gibt den TeilnehmerInnen sehr viel Gestaltungsspielraum, da nicht die/der ExpertIn festlegt, was präsentiert wird, sondern die TeilnehmerInnen entscheiden, was sie wissen wollen – „Die Gruppe holt sich, was sie braucht“ (Lipp/Will 2008: Seite 47). Gleichzeitig setzt es aber auch voraus, dass die TeilnehmerInnen ein gewisses Vorwissen zu dem behandelten Thema haben, um Fragen formulieren zu können, bzw. einen großen Bedarf an dem ExpertInnenwissen. Diese Gesprächsform kann auch gewählt werden, um (ausschweifende) ExpertInnen auf den Punkt zu bringen. Folgende Punkte sind gut zu beachten:

  • Im Vorfeld muss geklärt sein, welche Erwartungen allgemein an die Befragung der ExpertInnen geknüpft werden: Welches Ziel wird mit dieser Befragung verfolgt? Welche Art der Information wollen wir von den ExpertInnen bekommen? Wollen wir Fakten bekommen? Soll es stärker um Meinungen, Einschätzungen oder Einstellungen gehen? Wollen wir von den ExpertInnen ihr Verhalten in bestimmten Situationen wissen („was würden sie in folgender Situation machen…“)? Welche thematische Zuspitzung kann vielleicht noch erfolgen, so dass die TeilnehmerInnen sich mit der Formulierung ihrer Fragen leichter tun und die Befragung möglichst zielgenau ist?
  • Die Fragen der TeilnehmerInnen werden schriftlich gesammelt (entweder vorab oder am Beginn der Veranstaltung z. B. über Murmelgruppen, #mm). Am besten eignet sich hier eine Kartenabfrage (#mm), da die Karten dann im Anschluss gruppiert werden können. Dies erleichtert die Interviewsituation, da Fragen zu einem ähnlichen Thema am Stück abgearbeitet werden können. Die gesammelten Fragen sollten wirklich Fragen sein, klar formuliert und selbsterklärend und im Rahmen der geplanten ExpertInnenbefragung beantwortbar.
  • Der zeitliche Rahmen muss geklärt und dann von der Moderation eingehalten/umgesetzt werden.
  • Moderation: Die gesammelten Fragen werden dann im Gespräch mit den ExpertInnen von einer Person stellvertretend gestellt; dies kann entweder von der Moderation des Seminars oder der Veranstaltung übernommen werden oder aber von eine/r TeilnehmerIn.
  • ExpertInnen: Wer ExpertIn ist, hängt von dem gewählten Thema und der konkreten Fragestellung ab. Das können Betroffene, InformationsträgerInnen, FachexpertInnen, VertreterInnen aus Gewerkschaft, Unternehmen, usw. sein. Je nach Zeitressourcen und Inhalt im Seminar kann es durchaus Sinn machen, dass zwei Personen eingeladen werden. Grundsätzlich ist wichtig, dass die Person sehr sicher im Thema ist und spontan auf Fragen antworten kann, da sie keinen Vortrag vorbereiten kann. Die ExpertInnen müssen vorab gut informiert werden, zu welchem Thema sie als ExpertIn geladen sind, wie konkret der Ablauf einer ExpertInnenbefragung aussieht und wer im Publikum sitzt. Damit die ExpertInnen die Gelegenheit haben, sich ein wenexpertInnenbefragung_bearbeitetig auf die Befragung einzustimmen, bietet es sich an, das die Kartenabfrage/Sammlung von Fragen vor einer Seminar-Pause durchgeführt wird.
  • Die Spielregeln müssen festgelegt und an alle gut kommuniziert werden; z. B., ob (spontan) ergänzende Zusatzfragen gestellt werden dürfen oder nicht.
  • Abschluss: Je nach Kontext der Befragung kann es sinnvoll sein, das Ergebnis schriftlich festzuhalten. Wenn das Thema weiter bearbeitet werden soll, könnte sich im Anschluss an die ExpertInnenbefragung eine offene Gruppendiskussion anschließen.

Einsatzbeispiele

Szene

1. Im Rahmen einer Betriebsversammlung könnte eine ExpertInnenbefragung genutzt werden
**zu einem Thema, das die Belegschaft interessiert, zu dem es zahlreiche Fragen gibt und umfassend informiert werden soll
**zur Befragung von ExpertInnen des Unternehmens zu einem für die Belegschaft relevanten Thema
Im letzteren Fall ist ein Vorteil, dass die TeilnehmerInnen die Möglichkeit haben, alles zu fragen, was sie schon immer wissen wollten, und dabei anonym bleiben können. Fragen können auch auf Wandzeitungen oder Pinnwänden in den Wochen davor schon gesammelt werden (#mm: Impulsplakate, z. B. „Was wolltest Du schon immer zu XXX wissen“). Achtung: Die Impulsfrage sollte möglichst onkret formuliert sein, damit auch die Fragen präzise sind. Eine Möglichkeit, das ExpertInnengespräch in der Nachbereitung der Betriebsversammlung abzurunden, wäre eine Zusammenfassung der Diskussion in einem FAQ-Newsletter.
2. Eine Befragung zu den rechtlichen Grundlagen zur Vernetzung von Teilbetriebsversammlungen im Rahmen des Seminars „Betriebsversammlungen aktiv gestalten“ im Anschluss an eine allgemeine Einführung ins Recht (siehe Foto).

Planungsdetails
Raumgestaltung: Die Interviewsituation kann nachgestellt werden, indem an der Stirnseite des Raumes zwei Stühle vor der Pinnwand mit den Fragen aufgestellt werden für InterviewerIn und ExpertIn. Die TeilnehmerInnen sitzen je nach Gruppengröße entweder im Halbkreis um dieses Podium oder in Kinobestuhlung vor dem Podium.

Quellen/Weiterlesen…
Lipp/Will 2008: Seite 47-50

Autorinnen: Nicola Sekler & Elisabeth Steinklammer

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